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Scarred Heart (German Edition)

Scarred Heart (German Edition)

Titel: Scarred Heart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celine Blue
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ganze Zeit Rafaels Gesicht vor Augen.

    7
    Fast eine Woche hatten sich die beiden nicht gesehen.
    Rafael war tagsüber als Bankangestellter arbeiten, und abends so müde, dass er gleich ins Bett fiel. Er hatte sich in seiner Freizeit im Internet umgesehen, Foren abgeklappert und nach Psychologen Ausschau gehalten. Er informierte sich über Panikattacken, die Auswirkungen, wie man damit umgehen konnte. Er konsultierte einen Psychologen, fragte dem ein Loch in den Bauch. Er erzählte -ohne Namen zu nennen- was er bisher wusste, die Isolation, die Reaktionen der Umwelt und auch über seine eigenen Reaktionen. Der Fachmann hörte ihm geduldig zu, gab ihm Tipps, auch Adressen für Selbsthilfegruppen. Für den Betroffenen und auch für Angehörige. Bot seine Hilfe an, sollte es je notwendig werden. Rafael könne jederzeit, auch nachts, ihn anrufen.
    Marius saß die ganze Woche in seinem Arbeitszimmer, der Roman war fertig. Nun feilte er schon eine ganze Weile am letzten Schliff. Zwischendurch sah er immer wieder hoffnungsvoll das Telefon an, doch es klingelte nicht. Wenn sein Bruder aus der Bank nach Hause kam, hoffte er immer, dass er was von Rafael erzählen würde, ob er vielleicht nach ihm gefragt hätte. Nichts.
    Von Tag zu Tag verkümmerte das zarte Pflänzchen der Hoffnung mehr un d mehr. Freitags starb es ganz, wurde zu Staub und verschwand aus seinem blutenden Herzen. Die Wunden in seinem Inneren rissen wieder auf, größer als vorher. Mit Marek hatte er heute noch kein Wort gesprochen. Obwohl er sich geschworen hatte, den Dingen ihren Lauf zu lassen, hatte er sich Hoffnungen gemacht, dass Rafael sich zumindest ein klitzekleines bisschen für ihn interessierte.
    Kurzfristig traf Marius eine Entscheidung, die er auch sofort in die Tat umsetzte. Denn es war Freitag, und somit Beginn des Wochenendes. Rafael würde garantiert wieder hi er auftauchen, mit Marcus im Schlepptau, und seinen Bruder einladen in eine Disco oder was auch immer zu gehen. Das wollte er sich nicht antun. Er griff zum Telefon.
    Als Marek am Nachmittag mit Marcus und Rafael das Haus betraten, ahnten sie noch nicht, was passiert war. Gut gelaunt setzten sie sich in die Küche und gönnten sich ein Feierabend Bier. Marcus war inzwischen darüber aufgeklärt worden, was Marius für Probleme hatte. Der hatte nur den Kopf geschüttelt. Ihm war es egal, wie ein Mensch aussah, seine eigene Schwester saß im Rollstuhl. Deswegen hatte er von klein auf gelernt, jeden so zu nehmen, wie er ist.
    Rafael hatte bisher noch keinem erzählt, dass er sich Hilfe gesucht hatte. Er wollte den Kleinen besser verstehen, aber so wenig wie möglich an Fehlern machen. Dass er den bisher größten begangen hatte, wusste er noch nicht.
    Sehnsüchtig starrte Rafael in Richtung Arbeitszimmer. Der Kleine war ihm die ganze Woche nicht aus dem Kopf gegangen. Seine rechte Hand tat ihm weh, auch der Arm. Soviel gewichst wie in diesen fünf Tagen hatte er noch nie. Immer mit Marius Augen als Fantasie.
    „Nun geh schon, klopf an!“ , riss ihn Marek aus seinen Gedanken. Rafael grinste und tat dann genau das. Mit feuchten Händen stand er vor der Tür des Arbeitszimmers und klopfte an. Keine Antwort. War ja laut Marek nicht ungewöhnlich. Also klopfte er noch einmal an, mit mehr Nachdruck. Wieder keine Antwort. Er drückte die Klinke herunter, aber sie war verschlossen.
    Mit einem komischen Gefühl im Bauch ging er zu Marek in die Küche zurück. „Hast du einen Schlüssel für die Tür? Er öffnet nicht“, fragte er. Sein Kumpel nickte, stand auf, nahm aus einer der Schubladen einen Schlüssel und ging selbst zum Arbeitszimmer.
    Marek schloss auf, steckte den Kopf hinein und rief: „Ari, Besuch für dich!“. Keine Antwort. Irritiert betätigte er den Lichtschalter, den er konnte auch den Bildschirm des PC nicht sehen. Sonst war der immer an. Das Licht flammte auf, zeigte, dass keiner da war. Völlig verdutzt wendete er, nahm Kurs auf das Zimmer seines Bruders, Rafael kam hinterher. Aber auch dort kein Marius.
    Sie suchten das ganze Haus ab, auch den Garten, doch Marius war und blieb versc hwunden. Keine Nachricht, kein Hinweis, nichts. Auch an sein Handy ging er nicht dran.
    Bei den drei Freunden brach Panik aus. Wo war Marius?
    Seufzend packte Marius seine Tasche aufs Bett, öffnete sie, und blieb dann regungslos davor stehen. Ob es richtig gewesen war, einfach abzuhauen? Vielleicht hätte er Rafael zur Rede stellen sollen. Lieber nicht, dann hätte er sich noch mehr zum Deppen

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