Scary City, Band 1: Das Buch der Schattenflüche, Scary City 1 (German Edition)
drängte sich an ihm vorbei. »Es ist viel größer, als ich mir vorgestellt hätte.«
Tic kam als Letzter hereingeflattert. »Ich wünschte, wir hätten nicht hierherkommen müssen.« Aller Übermut, alle Keckheit war mit einem Mal von ihm abgefallen, stattdessen schwang eine tiefe Traurigkeit in seiner Stimme mit. »Was hast du jetzt vor, Menschen…, ähm, Mats?«
»Wir schauen uns erst einmal um. Allerdings hätten wir Taschenlampen mitnehmen sollen. Der hintere Teil des Geschäftes liegt in absoluter Dunkelheit.«
»Oh, da kann ich abhelfen.« Ein goldenes Glühen erwachte um Tics winzige Gestalt und erhellte die Umgebung. Nun flog er voraus, um ihnen den Weg zu leuchten. Dabei kamen sie an langen Reihen von Bücherregalen vorüber, zwischen denen die Schwärze wie ein lebendiges Wesen lauerte. Was Mats jedoch sehr viel beunruhigender fand, war das Kribbeln an seinem Hinterkopf und auf den Unterarmen. So, als wäre die Luft elektrisch aufgeladen. Und mit jedem Schritt tiefer in den Laden verstärkte es sich noch. Er sah zu Lucy rüber und hätte sich nicht gewundert, Funken über ihr Haar tanzen zu sehen. Aber natürlich waren da keine.
Bald kamen die drei in einen Bereich, der aussah, als hätte dort ein Tornado gewütet. Bücher und herausgerissene Seiten lagen achtlos auf dem Boden verstreut. Dazwischen funkelten in Tics Schein Glassplitter von zertrümmerten Vitrinen.
»Hier hat Konrad seine wirklich alten und kostbaren Bücher aufbewahrt.« Der Feary schwebte über dem Trümmerhaufen.
»Dann muss hier auch das Buch gewesen sein, nach dem die Nightscreamer gesucht haben«, vermutete Lucy.
»Möglich.« Mats blickte über die Schulter. Er hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Nur war da niemand. Er stieß einen der Wälzer am Boden mit dem Fuß an. Glas klimperte, als er verrutschte. Jetzt, wo er sah, wie viele Bücher es hier gab, fragte er sich, wie sie das richtige jemals finden könnten. »Vielleicht sollten wir einfach alles niederbrennen. Falls das Buch noch hier ist, wird es dabei zerstört.«
Es war nur so dahingesagt, ein dummer Gedanke, laut ausgesprochen. Doch plötzlich wurde es Mats eiskalt und sein Atem stieg als weißer Nebel von seinen Lippen auf.
»Das hättest du nicht sagen dürfen.« Tic schwirrte von hier nach dort. »Irgendetwas passiert hier!« Seine Stimme klang schrill. Panisch.
»Was ... was ... passiert?«, wollte Lucy wissen, die sich fröstelnd die Oberarme rieb.
Der Feary jagte an Mats vorbei. »Du bringst nichts als Ärger, Menschenjunge!« Über einer eingeschlagenen Vitrine verharrte er. »Ich will etwas ausprobieren.« Das Glühen um den Feary herum erlosch. An seine Stelle trat ein schwaches, bläuliches Schimmern, das von einer geleeartigen Flüssigkeit ausging, die über Boden, Regale und Bücher auf sie zukroch.
»Igitt!«, rief Lucy. »Was ist das?«
Tic stöhnte. »Ektoplasma.«
Ein Buch kam auf sie zugeschossen. Mats zog gerade noch rechtzeitig den Kopf ein, sodass es über ihn hinwegrauschte und in das Bücherregal hinter ihm krachte. Was war das? Doch nun erhoben sich weitere Bücher vom Boden. Mats folgte ihnen mit den Augen, wie sie zur Decke aufstiegen, um sich anschließend wie hungrige Raubvögel auf die drei zu stürzen.
»Achtung, Poltergeist!«, schrie Tic und verschwand kopfüber im Rucksack.
Poltergeist
Mats riss Lucy mit sich zu Boden. Die dicken Wälzer zischten über ihre Köpfe hinweg. So knapp, dass sie den Luftzug im Nacken spürten.
Puh! Mats linste unter seinem Arm hervor, den er schützend über das Gesicht gelegt hatte. Was er sah, gefiel ihm überhaupt nicht. Die Bücher drehten bereits bei und gingen erneut zum Angriff über. Jetzt hielten sie genau auf die beiden zu. Das würde wehtun!
»He, Konrad? Bist du das?«, rief der Feary aus seinem Versteck. »Dann lass den Quatsch. Ich bin’s, Tic!«
In letzter Sekunde zogen die Bücher hoch und schwirrten wie uralte Propellermaschinen ins Dunkle davon. Stille kehrte in den Buchladen ein. Dieses Mal hatte sie etwas Erwartungsvolles, ja fast schon Neugieriges an sich, wie Mats fand. Er hob den Kopf und sah sich um. Nirgends regte sich etwas innerhalb des blauen Dunstkreises, den das Ektoplasma verströmte. »Ich glaube, es ist vorbei«, sagte er zu Lucy.
Die beiden standen auf und klopften Staub und Splitter von ihren Klamotten. Just in diesem Moment erklang ein Räuspern hinter ihnen. Erschrocken wirbelten sie herum.
»Entschuldigt
Weitere Kostenlose Bücher