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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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Nahrungsmittel.
    Dann zog er ein Stück Käse hervor, warf es aber angeekelt auf die Erde, kaum dass er daran gerochen hatte. Mit einer angewiderten Miene wischte er sich die Finger am Boden ab.
    Er untersuchte die kühle, harte Oberfläche der Wasserflasche, hielt sie hoch und betrachtete das Licht, das sich darin brach. Schließlich ließ er sie ebenfalls fallen.
    Auch die klamme Wolldecke schien ihn nicht zu interessieren. Hannah hielt den Atem an, als er noch einmal in die Tasche griff. Er holte ein armseliges Stück Stoff hervor, braun und zerschlissen, hob es hoch und warf es neben die anderen Sachen auf den Boden. Dann betrachtete er, was darin eingewickelt gewesen war.
    Thomas’ Brille.
    Er hielt sie gegen das Feuer und lächelte, als die silbernen Bügel in der Glut funkelten.
    »Nein«, flüsterte Hannah.
    Der Mann grinste und legte sich die Brille wie eine Kette um, die Bügel schlossen sich hinter seinem Hals. Danach sagte er etwas zu den anderen Männern und Frauen, die sich daraufhin von Hannah und Molly abwandten und ans Feuer zurückzogen.
    Eine der Frauen brachte Hannah eine Fleischkeule, die sie über den Flammen gebraten hatte. Der Mann legte das Essen, die Decke und die Wasserflasche wieder in die Tasche, stand auf und hielt sie Hannah hin.
    »Aber nicht die Brille von Mr Bär«, stieß Molly aus.
    »Wir müssen sie ihnen dalassen«, sagte Hannah.
    Der Mann trat einen Schritt zurück, hob seinen Speer auf und machte eine Geste, die zu bedeuten schien, dass sie gehen sollten.
    Hannah machte einen Knicks. »Danke, Sir.«
    Der Mann lachte und ahmte sie nach.
    Molly hechtete nach vorn, bückte sich hinter dem Krieger und hob etwas vom Boden auf.
    »Molly!«, zischte Hannah.
    Der Mann spannte die Muskeln und packte seinen Speer fester.
    Mit einem Satz war Molly wieder hinter Hannah. Sie hielt etwas in der Hand. Hannah packte ihren Arm und dann rannten sie von der Lichtung fort und hielten erst an, als sie einen beträchtlichen Abstand zwischen sich und das Lager gelegt hatten. Mit pochendem Herzen und zitternden Knien sank Hannah zu Boden.
    »Hier«, sagte Molly außer Atem und streckte ihr den braunen Stofffetzen entgegen, in den Thomas’ Brille eingewickelt gewesen war. »Das Taschentuch von Mr Bär.«
    Hannah nahm es und rieb den zerschlissenen Stoff vorsichtig zwischen Zeigefinger und Daumen. »Danke, Molly«, sagte sie.
    »Warum haben sie sich so für mich interessiert?«, fragte Molly.
    Hannah zuckte die Achseln. »Ich nehme an, weil du … weil du so anders aussiehst.«
    »Aber das hat noch nie jemand gemacht«, sagte Molly.
    »Höchstens geguckt. Die meisten Leute schauen weg und werden verlegen.«
    Hannah betrachtete sie und ergriff impulsiv ihre Hand.
    »Die meisten Leute sind dumm«, sagte sie entschieden.

Scatterheart ging immer weiter, bis sie zu einem großen Berg aus Glas kam, der war so rutschig, dass sie ihn nicht erklimmen konnte. Sie brach die goldene Eichel auf und fand darin ein Paar goldene Pantöffelchen. Die zog sie an und erklomm den Berg ohne Mühe.
    In dieser Nacht fanden sie unter einem großen gelblichen Felsvorsprung Unterschlupf. Hannah teilte etwas von dem Fleisch aus, das die Wilden ihnen geschenkt hatten. Es war zäh und sehnig, aber Hannah war froh, eine Abwechslung zu dem alten Brot und Käse zu haben.
    Sie hatten kaum noch Vorräte, höchstens für ein oder zwei dürftige Mahlzeiten. Hannahs Magen knurrte vor Hunger und sie überlegte, ob sie ein paar Nüsse oder Pilze sammeln könnte.
    In der Nähe Ihres Lagerplatzes fanden sie Bäume, an denen seltsame graubraune Früchte hingen, die sich hart und rau anfühlten, sich aber nicht aufbrechen ließen.Molly entdeckte eine Stelle, wo glänzende blaue Beeren wuchsen, aber Hannah dachte schaudernd an die blaue Frucht, die Scatterheart im Eisgarten gegessen hatte, und verbot Molly sie auch nur anzufassen.
    »Wer diesen Ort kannte, wusste, dass alles, was essbar aussah, ein tödliches Gift enthielt«, sagte sie.
    Molly jubelte matt, als sie bei einbrechender Dunkelheit hoch oben in den Bergen wieder den gelben Schein des Lagerfeuers erblickten.
    »Es sieht immer noch so weit aus«, sagte Hannah.
    »Aber wir sind ganz bestimmt näher dran«, entgegnete Molly.
    Hannah kuschelte sich neben sie und machte die Augen zu. Die wenigen Bisse vom Fleisch der Wilden hatten ihren Hunger kaum stillen können.
    Molly wurde wieder und wieder von Hustenanfällen geschüttelt. Und Hannah wälzte sich von einer Seite auf die andere, um

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