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Scatterheart

Scatterheart

Titel: Scatterheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lili Wilkinson
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anbieten?«, fragte er in einem spöttischen Ton. Er hatte eine drahtige Statur und ein bleiches, spitzes Gesicht mit einer Hakennase und grauen Bartstoppeln. Hannah fand, dass er nicht sehr vertrauenserweckend aussah.
    Hannah rappelte sich auf.
    »Könnten Sie uns vielleicht über den Fluss rudern?«, bat sie ihn.
    Der Mann blickte sie an. »Und warum wollen zwei so hübsche junge Damen den alten Neapan Fluss überqueren?«, fragte er. »Auf der anderen Seite gibt es nur Bäume und Wilde.«
    »Mein, äh… mein Mann arbeitet an der neuen Gebirgsstraße«, log Hannah. »Wir wollen zu ihm.«
    Der Mann lachte. »So, so, Ihr Mann. Dann bleibt mir ja wohl nichts anderes übrig.«
    Hannah ging erwartungsvoll zum Ufer hinunter und zog Molly an der Hand hinter sich her.
    »Warte«, rief der Mann, »für mich muss dabei aber etwas herausspringen.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Hannah. »Ich kann Sie bezahlen. Wie viel?«
    Der Mann dachte einen Moment lang nach. »Einen Schilling«, sagte er dann.
    »Einen Schilling?«, fragte Hannah ungläubig.
    Der Mann grinste. »Wie wichtig ist es Ihnen denn mit Ihrem … Ehemann?«
    »Also gut. Einen Schilling«, seufzte Hannah.
    Er ruderte zum Ufer, wobei er Mühe hatte, das Boot in der starken Strömung stabil zu halten. Hannah reichte ihm den Schilling und dann kletterten sie in das Boot, das unter ihrem Gewicht gefährlich schwankte und tief ins Wasser sank. Hannah setzte sich auf ein Brett, das als Bank diente, während Molly sich im Heck zusammenkauerte. Der Mann stieß sie mit einem Ruder vom Ufer ab. Auf halbem Weg beugte er sich plötzlich vor und stemmte sich gegen die Ruder. Das Boot kam zum Stehen und das Wasser rauschte an ihnen vorbei. Er sah Hannah erwartungsvoll an.
    »Was ist?«, fragte sie. Seine glänzenden Augen musterten sie von oben bis unten.
    »Ich warte auf meine Bezahlung, kleines Frollein.«
    »Aber ich habe Sie doch schon bezahlt«, entgegnete Hannah verunsichert. »Einen Schilling.«
    Der Mann kratzte sich am Kopf.
    »Also, ähäm, kleines Frollein. Daran kann ich mich aber nicht erinnern.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Hannah, sah zum anderen Ufer und überlegte, ob sie in der Lage wären, hinüberzuschwimmen.
    »Sie haben mir keinen Schilling gegeben, kleines Frollein. Ich will meine Bezahlung.« Der Mann grinste und entblößte dabei vier faulige Zähne, die aus seinem ansonsten zahnlosen, gelblichen Kiefer herausragten.
    Molly wimmerte leise. Hannah seufzte und zog ihre Börse.
    »Wie viel wollen Sie?«
    »Wie viel haben Sie denn?«
    »Aber Sie wollen doch nicht alles! Das wäre ja Raub!«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Kann sein. Ich bin kein schlechter Mensch. Ich mach Ihnen einen Vorschlag. Entweder Sie geben mir, was da drin ist«, er nickte in Richtung ihres Geldbeutels, »oder Sie geben mir, was da drunter ist.« Er zupfte an ihrem Rock.
    Hannah erstarrte.
    »Bringen Sie uns zum Ufer«, sagte sie um Fassung bemüht. »Wenn wir dort sind, bekommen Sie unser Geld.« Der Mann zwinkerte ihr zu und tauchte die Ruder wieder ins Wasser. Sobald sie sicheren Boden unter den Füßen hatten, übergab Hannah ihm den Geldbeutel. Der Mann legte lässig grüßend seine Finger an die Stirn und stieß das Boot vom Ufer ab.
    »Schöne Grüße an Ihren Mann, Frollein.«

Auf der anderen Seite des Sees kam Scatterheart in eine große Wildnis. Sie sah Dinge von unbeschreiblicher Schönheit und ein paar Mal war sie dem Tod gefährlich nah. Aber sie wanderte weiter.
    Vor ihnen erhoben sich die Ausläufer des Gebirges. Hannah konnte flussabwärts in südlicher Richtung undeutlich eine Art Baugrube und ein paar provisorisch aussehende Gebäude erkennen.
    »Da wird wahrscheinlich die Straße gebaut«, sagte sie.
    »Vielleicht haben sie Mr Bär getroffen«, meinte Molly.
    Hannah überlegte. Wenn sie bis zur Baustelle gingen, würde sie vielleicht erfahren, wo sich Thomas versteckt hielt. Andererseits bestand die Gefahr, dass sie den Behörden übergeben und nach Parramatta zurückgeschickt werden würden. Aber sie hatte keine Ahnung, wie groß das Gebirge war. Sie hatte weder eine Karte, noch gab es einen Weg. Sie wusste nicht einmal, wo sie mit der Suche beginnen sollte. Vielleicht würde sie ihn niemals finden.
    »Also gut«, entschied sie, »wir gehen zur Baustelle. Aber wir müssen aufpassen, dass uns niemand sieht, bis wir sicher sind, dass wir ihnen trauen können.«
    »Ja«, sagte Molly, »ich will nicht ins Waisenhaus zurück.« Sie arbeiteten sich durch

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