Scepter und Hammer
seinem Mädchen zu.
Sie standen mit einander hinter einem nahen Bosquet und konnten die beiden Andern ganz deutlich sehen und hören.
»Und was suchst Du hier?« antwortete die Zigeunerin. »Sind die Wege eines Herzogs so dunkel, daß Niemand sie sehen darf?«
»Ich suche Dich. Ich wußte, daß Du kommen würdest.«
»So hat es Dir der Geist gesagt, den Ihr Gewissen nennt. Wo ist Zarba, die Tochter der Brinjaaren?«
»Sie ist bei mir.«
»Schicke sie herab, daß ich mit ihr zurückkehre!«
»Sie wird bei mir bleiben, so lange es mir gefällt.«
»Ich wußte, daß dies Dein Wille war, und bin deshalb gekommen, sie gegen Dich zu schützen. Wo ist Katombo, mein Sohn?«
»Er befindet sich in meinen Händen.«
»Auch ihn gibst Du mir wieder. Dein Vater hat mich an dieser Stelle zu sich geholt, wie Du heut Zarba zu Dir geführt hast. Er knickte die Blume und warf sie dann fort; aber der Geist der Rache verwandelte die Rose in eine Löwin, welche nach Vergeltung lechzte. Du bist in meine Hand gegeben und wirst thun, was ich von Dir fordere.«
Er lachte kurz und höhnisch auf.
»In Deine Hand? Weib, Du bist verrückt! Aber ich bin trotzdem begierig, zu erfahren, was Du von mir verlangen könntest.«
»Daß Zarba Dein Weib werde, Dein rechtmäßiges, Dir öffentlich angetrautes Weib.«
»Es ist wahrhaftig kein Zweifel, Du bist wahnsinnig. Eine Zigeunerin das Weib eines Herzogs!«
»Sie ist eine Fürstin unter den Kindern der Zingaaren und schöner als alle Mädchen der Christen. Sie soll Herzogin werden, oder ich nehme Dir Deine Krone und Alles, was Du hast. Dein Vater schwur mir, daß ich sein Weib, seine Gemahlin sein solle; er hat sein Wort gebrochen, und daher soll die Tochter der verrathenen und verstoßenen Zigeunerin das sein, was ihre Mutter nicht werden durfte.«
»Ah – –!« dehnte er. »Das wird immer interessanter. Womit willst Du mich zwingen, Deinen Willen zu thun?«
»Mit Katombo. Er ist Dein ältester Bruder, welchen ich Deinem Vater stahl, um mich zu rächen.«
»Beweise es!«
»Siehe das Wappen der Raumburge an seinem Arme; es ist ganz dasselbe, wie auch Du eins haben wirst. Auch seine Kleider habe ich aufbewahrt an einem Orte, wo sie sicher liegen, bis ich sie brauche.«
»Weib, Du machst Dich ungeheuer lächerlich! Du bekennst Dich für des Kindesraubes schuldig und wirst für lebenslang in das Zuchthaus wandern, wenn Du Deinem Wahnsinn Folge gibst.«
Seine Worte klangen außerordentlich ruhig und gelassen, obgleich die ihm gewordene Enthüllung von der größten Wichtigkeit für ihn sein mußte. Die Zigeunerin amtwortete:»Du hast Recht; ich werde eine Zeit lang gefangen sein, aber Katombo, der neue Herzog, wird mich zu begnadigen wissen. Wähle zwischen Zarba und meiner Rache!«
»Ich habe gewählt.«
»Wie?«
»So!«
Mit einem raschen Griffe schlug er ihr die beiden Hände um den Hals, den er in der Weise zusammenpreßte, daß es ihr unmöglich war, einen Laut von sich zu geben. Der Athem verging ihr; Die Besinnung schwand; sie schlug krampfhaft mit den Armen um sich; dann sanken dieselben schlaff herab; ein letztes konvulsivisches Zucken flog über ihren Körper, dann stürzte sie, von ihm losgelassen, zur Erde. Er hatte sie erwürgt.
Die beiden Lauscher standen vor Entsetzen an allen Gliedern gelähmt. Sie hätten sich nicht bewegen können, selbst wenn es in ihrer Absicht gelegen hätte, gegen die finstere That ihres Gebieters einzuschreiten. Und überdies war dieselbe so rasch geschehen, daß für einen Entschluß die nöthige Zeit gar nicht vorhanden war.
Der Herzog nahm die Leiche auf und trug sie davon.
»Er wird sie in das Wasser werfen,« meinte der Domestike in einem Tone, aus welchem die ganze Größe seines Entsetzens klang. »Komm, um Gottes Willen, komm; wir dürfen von dieser Stunde nicht das Mindeste wissen!«
Er zog das zitternde Mädchen in größter Eile mit sich fort.
Seine Vermuthung war richtig. Der Herzog warf die Zigeunerin über die Umfassung, stieg nach und schleppte sie dann in den Fluß. Das Wasser desselben war hier so tief und reißend, daß es die Leiche sicher eine so weite Strecke mit sich fortnahm, daß eine Entdeckung nicht zu erwarten stand. Dann kehrte er durch den verborgenen Gang in sein Arbeitszimmer zurück.
Als er hier bei Zarba eintrat, zeigte sein Aeußeres eine Ruhe, welche nicht das Geringste von dem verrieth, was soeben geschehen war.
»Ich mußte Dich warten lassen,« meinte er. »Nun aber bleibe ich bei Dir.«
»Ich
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