Scepter und Hammer
Walde.«
»Du lügst! Das ist zu gering als Entschädigung für Katombos Freiheit; er kann Dich im Walde ohne ein solches Opfer treffen. Ich verlange, daß Du die Wahrheit redest!«
»Ich sage sie. Er hat mich bestellt.«
»Aber nicht hier im Walde! Willst Du Deine Mutter täuschen, die zugleich Deine Vajdzina ist? Glaubst Du, mein Auge sei so trübe und mein Geist so dunkel geworden, daß ich nicht sehe und errathe, was Du mir verbergen willst? Du sollst heut zu ihm in seine Wohnung kommen! Antworte!«
»Ja.«
»Und Du hast es ihm versprochen?«
»Ja.«
Die Alte blickte eine Weile still sinnend vor sich hin; dann meinte sie:
»Vernimm, was ich Dir sage! Du solltest mit kaltem Herzen die Liebe in seiner Brust erwecken; es ist Dir gelungen, aber Dein Herz ist nicht kalt geblieben, sondern es brennt und lodert in derselben Gluth wie das seinige. Dies willst Du verschweigen und Deine Vajdzina betrügen. Deine Strafe dafür soll sein, daß Du den verdirbst, der Dir höher steht als meine Befehle. Du wirst heut zu ihm gehen, und wenn er Dich nicht wieder von sich lassen will, so komme ich und werde Dich zurückverlangen. Mache Dich schön und schmücke Dich fein, doch darf Niemand etwas davon merken!«
Sie wandte sich ab und Zarba befand sich nun mit ihrer eigenthümlichen Instruktion auf sich selbst angewiesen. In tiefes Sinnen und Grübeln versunken, streifte sie den ganzen Tag über im Forste umher, bis es Nacht wurde und die Stunde nahte, für welche sie bestellt worden war. Jetzt legte sie ihre beste Kleidung an und schlich sich, nur von der Vajdzina beobachtet, hinaus auf die Straße, auf welcher sie nach kurzer Wanderung auch wirklich einen Wagen halten sah, dessen Kutscher, als sie die Losung aussprach, ihr beim Einsteigen half und dann in Eile der Stadt entgegenfuhr. Am Flusse harrte ihrer ein Anderer, welcher sie in ein Boot geleitete und mit demselben nach dem Garten des Herzogs übersetzte. Hier führte er sie bis in die Nähe der Treppe, wo Raumburg ihrer bereits wartete.
»Du kannst gehen!« befahl er dem Diener, welcher sich auf diesen Befehl schleunigst entfernte. »Weiß der Vajda oder sonst Jemand, daß Du den Wald verlassen hast?« frug er dann Zarba.
»Die Vajdzina.«
Er schien unangenehm überrascht zu sein.
»Wer hat es ihr gesagt?«
»Ich. Sie hat Alles errathen.«
»So ist es nothwendig, daß auch ich Alles errathe. Komm!«
Er trat mit ihr an das Treppenfenster, öffnete dasselbe und stieg ein. Sie zögerte, ihm zu folgen.
»Komm ohne Sorgen, Zarba,« meinte er. »Es ist hier ein geheimer Weg nach meiner Wohnung; ich darf Dich nicht durch den öffentlichen Eingang bringen, weil ich nicht will, daß Du gesehen wirst.«
Sie stieg zu ihm herab. Jetzt zog er eine Blendlaterne hervor, so daß der Gang erleuchtet wurde, und führte sie durch die Bibliothek in sein Arbeitskabinet.
»Warte hier! Es wird Niemand Einlaß begehren, und ich werde in wenigen Minuten wohl schon wieder bei Dir sein.«
Er kehrte durch den Gang in den Garten zurück und trat an die künstliche Umzäunung desselben. Ueber dieselbe hinwegblickend, gewahrte er einen Kahn, welcher geräuschlos längs des Ufers herabgetrieben kam und ihm gegenüber landete. Eine Frauengestalt stieg aus.
»Dachte es mir!« murmelte er. »Doch sie soll sich verrechnet haben und mir statt hinderlich nur förderlich sein. Wenn sie den geheimen Eingang kennt, so muß sie sterben.«
Das Weib war keine Andere, als die Vajdzina. Sie kam vorsichtig an die Umfassung des Gartens heran und schlich sich an derselben entlang bis zu einer Stelle, welche ihr zum Uebersteigen am bequemsten schien. In der Nähe stand eine von dichtem Blätterwerke gebildete Laube, in welcher es sich beim Erscheinen der Zigeunerin leise regte. Wäre es heller gewesen, so hätte man einen Diener erkennen können, welcher mit einem Küchenmädchen die Einsamkeit des Gartens zu einem Stelldichein benutzt hatte.
»Wer ist das?« flüsterte das Mädchen erschreckt.
»Jemand, der jedenfalls nicht herein gehört,« antwortete der junge Mann. »Ein Weib –! Sicher eine Obst-oder Gemüsediebin. Laß uns sie belauschen und dann auf der That ertappen!«
Sie traten aus der Laube und schlichen der Vajdzina nach, welche die Richtung nach der Verandatreppe einhielt. Dort angekommen, trat sie an das Fenster; noch aber hatte sie sich nicht zu demselben niedergebückt, so wurde sie beim Arme ergriffen.
»Halt! Was hast Du hier zu suchen?«
»Der Herzog!« flüsterte der Diener
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