Scepter und Hammer
Tones etwas in ihrem Auge leuchtete, was nicht die mindeste Aehnlichkeit mit Demuth hatte.
»Katombo ist sein Sohn?«
»Wie kann ich das wissen, Herr?«
»Höre Alte, ich will Dir sagen, daß ich hier kein amtliches Verhör anstelle, sondern mir nur die allervertraulichsten Mittheilungen unter dem Siegel der größten Verschwiegenheit ausbitte. Es kann mir nicht gleichgültig sein, ob ich einen Bruder am Leben habe oder nicht, der mich in meinem Erbe und meinen Rechten schmälern könnte. Ihr seht, ich bin aufrichtig. Nur Gewißheit will ich haben. Wenn Ihr ein offenes Geständniß ablegt, soll Euch nichts geschehen, vielmehr habt Ihr dann eher eine Belohnung als eine Strafe zu erwarten.«
Die Beiden blickten sich gegenseitig an, und ihre Augen sagten, daß sie sich verstanden.
»Herr, laßt Ihr uns frei ziehen, wenn wir Euch die Wahrheit sagen?«
»Ja.«
»Wollt Ihr das beschwören?«
»Ich beschwöre es.«
»Daß Katombo Euer Bruder ist, könne wir nicht sagen und nicht gestehen, aber – – halt, Herr, wißt Ihr, wo er sich befindet?«
»Ja.«
»Wo?«
»Bei mir, also in Sicherheit.«
»Ihr werdet ihm kein Leid thun?«
»Nein.«
»Wollt Ihr es beschwören?«
»Ja.«
»Kommt er wieder zu uns?«
»Ja, wenn er will. Will er aber nicht, so kann ich ihn nicht halten.«
»Dann will ich Euch sagen: Katombo ist Euer erstgeborener Bruder. Es soll auf Euch ankommen, ob es die Leute erfahren oder nicht.«
Er griff in die Tasche und zog die Börse hervor, welche er ihr entgegenstreckte.
»Hier, nehmt! Es wird Euch Niemand aus dem Gehege treiben; bleibt hier, so lange es Euch beliebt. Vergeßt aber nicht, daß es Euer Verderben ist, wenn ein Mensch erfährt, daß Ihr einen raumburg’schen Prinzen raubtet!«
Zufrieden mit dem Ergebnisse dieses Gespräches, wandte er sich ab. Die beiden Alten kehrten zum Lager zurück, wo die Vajdzina sofort ihrer Tochter Zarba winkte.
»Weißt Du, wo Katombo ist?«
»Nein.«
»Bei dem Herzoge.«
»Beim Herzoge? Wie ist er zu ihm gekommen?«
»Ich weiß es nicht; aber ihm droht Gefahr. Ich glaube, der Herzog will ihn verschwinden lassen.«
»Weshalb?«
»Weil er Dein Bräutigam ist und weil – doch das ist ein Geheimniß, welches nur der Vajda wissen darf. Du kannst ihn retten.«
»Wie?«
»Durch den Herzog. Als dieser Mann zum ersten Male bei uns erschien, habe ich Dir gesagt, daß ich einst seinen Vater liebte, er verstieß mich, und die Liebe des Sohnes zu Dir soll meine Rache sein. Diese Liebe ist auch das Werkzeug, mit welchem Du Katombo retten oder rächen kannst. Du wirst Manches noch nicht verstehen, aber es kommt die Zeit, in welcher Alles klar vor Deinen Augen liegt. Gib Dir den Anschein, als ob Du ihn liebtest!«
»Und Katombo, der mein Bräutigam ist?«
»Wird einige Zeit lang eifersüchtig sein, dann aber verzeihen, denn des Gitano höchstes Gut ist die Rache, und Deine Zärtlichkeit soll mir den Weg zur Vergeltung öffnen. Er liebt Dich, aber wie der Schmetterling die Blume liebt, von welcher er zu einer andern flattert, wenn er die vorige gekostet hat. Wahre daher Dein Herz, aber seine Liebe laß wachsen, indem Du freundlich mit ihm bist, ihm aber Alles versagst, was eine Braut einem Andern nicht gewähren darf. Ich weiß, daß er noch nicht fort ist, vielmehr wird er im Gehege bleiben, um Dich zu treffen. Gehe und versuche ihm zu begegnen, und dann forsche bei ihm nach Katombo, damit wir erfahren, was er mit ihm vorhat!«
Zarba gehorchte. Sie sollte das Werkzeug der Rache sein, aber sie fühlte, daß das Spiel zum Ernst geworden sei. Sie brauchte dem Herzoge gegenüber keine Liebe zu heucheln, nein, sie liebte ihn wirklich, mit aller Gluth ihres kleinen, wilden Herzens. Der hohe, stolze Mann mit seinem sichern, imponirenden Auftreten hatte es ihr angethan, und die Liebe, welche er ihr empfinden und bemerken ließ, machte sie so selig, wie die Zuneigung Katombos es niemals vermocht hatte.
Sie ging um ihn aufzusuchen, aber nicht der Befehl der Vajdzina trieb sie mehr allein dazu, sondern ihr eigenes Herz flog hin zu dem Manne, dem die Liebe der schönen Zingaritta gehörte. Sie traf ihn wirklich sehr bald; er kannte ja den Ort, an welchem sie so oft gesessen hatten, um zu plaudern und zu kosen, ohne daß irgend Jemand eine Ahnung davon gehabt hatte. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich.
»Zarba, schon glaubte ich, daß Du nicht kommen würdest.«
»Hast Du schon einmal vergebens auf mich gewartet?«
»Nein. Ich weiß, Du hast mich
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