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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abhanden gekommen ist, und die Pension beziehe ich noch heut; Ihr seht nur nichts davon, weil ich das Geld stehen lasse, bis es mir einmal gefallen wird, mich zur Ruhe zu setzen.«
    Baldrian stand im Begriffe, trotz seiner sonstigen Einsilbigkeit eine scharfe Bemerkung zu machen, wurde aber daran verhindert, denn die Hausthür öffnete sich, und Helbig trat ein, den Knotenstock in der Hand und ein volles Felleisen auf dem Rücken.
    »Viel Glück ins Haus, Ihr Leute!« grüßte er nach Handwerksburschenmanier. »Ich bin ein wandernder Schmiedegeselle und komme, den Herrn Meister um ein Nachtquartier zu bitten.«
    »Ein Nachtquartier?« Frug Heinrich. »Hast Du gute Papiere?«
    »Ja.«
    »Steht der Bettel vielleicht drin?«
    »Ich bettle nicht, sondern ich verdiene mir von Ort zu Ort so viel Reisegeld, als ich brauche.«
    »Eigentlich ist hier bei uns keine Herberge; aber der Meister ist ein guter Mann, der schon Manchen übernachtet hat, wenn es ein anständiger Bursche war. Nicht wahr, Baldrian?«
    »Das ist am Den!« stimmte der Gefragte bei.
    »Du siehst allerdings nicht aus wie ein Bummler; ich werde hinaufgehen und den Meister holen,« fügte Heinrich hinzu.
    »Ist es nicht möglich, daß ich vielleicht Arbeit hier bei Euch bekommen könnte?« frug Helbig treuherzig. »Ich habe etwas gelernt und immer nur bei tüchtigen Meistern in Arbeit gestanden.«
    »Ich glaube nicht, doch kannst Du ja den Meister selber fragen.«
    Heinrich ging, und Helbig wandte sich nun ausschließlich zu Baldrian:
    »Nicht wahr, Euer Meister heißt Brandauer?«
    »Das ist am Den.«
    »Hat er Kinder?«
    Baldrian nickte.
    »Einen Sohn?«
    Ein zweites folgte.
    »Ist dieser daheim?«
    Ein Drittes Nicken.
    »Wohnt Ihr allein im Hause?«
    »Das ist nicht am Den.«
    »So wohnen auch noch Fremde hier, die eigentlich nicht zur Familie des Meisters gehören?«
    Jetzt warf ihm Baldrian einen höchst verweisenden Blick zu.
    »Höre, Fremder, halte das Maul; ich halte es auch am Liebsten!«
    Diese Rede des schweigsamen Gesellen war kurz und sehr deutlich. Helbig öffnete den Mund zu einer Entgegnung, als sich droben eine Thür öffnete. Max kam mit dem Vater die Treppe herab. Helbig wiederholte seinen Gruß und seine Bitte.
    »Zeige mir Dein Buch!« antwortete Brandauer.
    Helbig reichte es ihm entgegen. Der Meister blickte es durch und nickte dann zufrieden.
    »Du kannst und sollst hier bleiben. Lege ab!«
    Helbig stellte seinen Stock in eine Ecke und schnallte das Felleisen vom Rücken. In dem Augenblicke, als er es an einen Nagel hängen wollte, trat Brandauer hinter ihn und legte ihm die Arme um den Leib; zugleich zog Max zwei bereit gehaltene Riemen hervor, und ehe die Andern ihrer Ueberraschung über dieses unvorhergesehene Ereigniß Ausdruck geben konnten, war der falsche Schmiedegeselle so gefesselt, daß er sich nicht im Geringsten zu rühren vermochte. Auch ihn hatte das Plötzliche des Angriffs so außer aller Fassung gebracht, daß kein einziger Laut von seinen Lippen zu hören war. Die Gesellen und Lehrlinge standen wortlos und staunten; der Meister legte den Gefesselten zur Erde.
    »Also ein Nachtlager bekommst Du, mein Junge, das habe ich Dir versprochen; nur weiß ich nicht, ob es nach Deinem Gusto sein wird. Laß einmal sehen, was Du bei Dir hast!«
    Er zog ihm zunächst das Geld aus der Tasche.
    »Das also war zum Gratial für meine Gesellen. Seine Durchlaucht werden es ehrlich wieder bekommen!«
    Jetzt fand er das Messer und den Revolver.
    »Und das war für die drei Menschen, welche Euch im Wege sind! Ich werde Dir diese Sachen bis Morgen aufheben und sogar auch Deine Kleider aus der hintersten Gartenecke holen lassen, damit Du nicht in Verlust geräthst. Baldrian!«
    »Herr Meister!«
    »Dieser Mensch ist ein gefährlicher Verbrecher; ich muß ihn heut hier behalten und übergebe ihn Dir und Heinrich. Schließt ihn in die Eisenkammer und seht darauf, daß er Euch nicht etwa abhanden kommt. Ich weiß, ich kann mich auf Dich verlassen!«
    »Das ist am Den!«
    Der starke Geselle nahm den Gefangenen von der Erde auf, warf ihn mit Leichtigkeit über die Schulter und trug ihn nach dem bezeichneten Orte. Heinrich und die Lehrjungen folgten; es gab ja hier ein Abenteuer, welches sie ganz gehörig durchkosten mußten.
    »Ich werde morgen Vormittag zum König gehen, um ihm die Sache vorzutragen,« meinte Brandauer. »Er und kein Anderer hat hier zu entscheiden, da der Herzog seine Hand im Spiele hält. Willst Du noch hin zu diesem?«
    »Ja,

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