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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hatten unbedingt jenen unverkennbaren Schnitt, der den Zigeuner kennzeichnet, während die breiten Züge des Wirthes die nordische Abstammung dokumentirten. Eines aber hatten alle Drei gemein: den Ausdruck der List und Verschlagenheit, der dem Beschauer gleich beim ersten Blicke auffallen mußte.
    »Und sie sind wirklich wieder hüben gewesen, die Süderländer?« frug der Wirth.
    »Wirklich!«
    »Woher weißt Du es, Horgy?«
    »Ich bin Ihnen begegnet.«
    »Alle Teufel! Allein?«
    »Mit Tschemba hier.«
    »Auch Du warst mit?« wandte sich der Wirth an den Genannten. »Wann war es?«
    »Heute Nacht, drüben bei der alten Kapelle. Wir wären sicher des Todes gewesen, wenn sie es bemerkt hätten.«
    »Das ist so gewiß wie mein Ofen hier! Was wird Sie dazu sagen, wenn sie es erfährt?«
    » Sie? Hm, sie wird sie heimschicken mit blutigen Köpfen, wie vor fünf Wochen, als sie uns in das Tabaksgeschäft pfuschen wollten. Wenn diese albernen Kerls Ihre Oberhoheit anerkennen und Ihr gehorchen wollten, würde es ganz anders sein. Das Geschäft würde dann nicht zerrissen; es wäre ein gemeinsames; der Gewinn müßte sich verdoppeln, und Gefahr, haha, Gefahr wäre dann ein Wort, welches man gar nicht zu kennen brauchte.«
    »Aber wie kommst Du zur Kapelle, Horgy? Ich denke, Du warst das, was man verreist zu nennen pflegt!«
    »Allerdings. Ich kehrte gestern wieder und traf mit Tschemba zusammen.«
    »Wo warst Du?«
    »In Süderland.«
    »Ah! Weit drin?«
    »In Tremona.«
    »Bist Du des Teufels? Hatte Sie Dich geschickt?«
    »Ja.«
    »Also ein Auftrag von Ihr! Darf man wissen, was es gewesen ist?«
    »Nicht nothwendig. Ich hatte einen Kerl zu beobachten, der die Augen verdrehte, als ob sie an einer Kurbel gingen, und dann einen Brief zu übergeben.«
    »An wen?«
    »An – an einen türkischen Pascha!«
    »An einen Pascha? Lüge Du und der Teufel!«
    Wirklich war Horgy derjenige Zigeuner, welcher Arthur von Sternburg den Brief für Nurwan Pascha übergeben hatte. Bei der Interjektion des Wirthes lächelte er wie ein Mann, der die Wahrheit nur aus dem Grunde gesagt hat, weil er weiß, daß sie nicht geglaubt wird.
    »Frage nicht mehr, als Du darfst! Du weißt, daß Sie streng darauf sieht, daß nie gesprochen wird. Also halte lieber den Mund und schenke mir nochmals ein!«
    Der Wirth erhob sich, um den Wunsch des Gastes zu erfüllen; dabei fiel sein Blick durch das Fenster.
    »Alle Wetter, dort kommt Einer auf die Schenke zu! Macht Euch hinaus in die Kammer! Es kann zwar Jeder bei mir verkehren, aber man braucht doch nicht Alles und Jedes mit der Kanone in die Welt hinaus zu schießen.«
    Die beiden Zigeuner verschwanden mit ihren Krügen in dem anstoßenden Raume, und gleich darauf trat der Mann ein, der trotz des herabströmenden Regens den Weg nach der Schenke unternommen hatte. Die Dienstmütze kennzeichnete ihn als einen Post – oder Telegraphenbeamten.
    »Eine Depesche!« verkündigte er.
    »Eine Depesche? An mich?«
    »Ja. Hier ist sie!«
    Der Wirth machte Miene, das Couvert zu entfalten; der Beamte verhinderte ihn daran.
    »Lest sie nachher. Ich habe keine Zeit, auf Euch zu warten.«
    »Wollt Ihr nicht ein Bier trinken oder einen Schnaps?«
    »Geht nicht. Ich muß pünktlich wieder zurück und habe mich wegen des schlechten Weges bereits verspätet.«
    Er erhielt seine Gebühr und ging dann. Jetzt öffnete der Wirth den Umschlag und las die Depesche. In seine Mienen kam Bewegung; er trat zur Kammerthür und öffnete dieselbe.
    »Kommt heraus! Es gibt Arbeit.«
    »Arbeit?« frug Tschemba. »Auch für uns?«
    »Ja. Ich habe eine Depesche bekommen.«
    »Woher?«
    »Aus der Residenz, von Ihr. «
    »Von Ihr? Ists möglich?«
    »Ja; hört! ›Oberschenke Waldenberg – Fuhrmann Beyer und zwei Männer – einen Tag lang aufhalten – mit Gewalt zur Tannenschlucht – Zarba.‹ Habt Ihr es verstanden?«
    »Der Beyer soll aufgehalten werden? Er gehört ja doch zu uns!«
    »Auf ihn ist es jedenfalls nicht gemünzt, sondern auf die zwei Männer. Er fährt nie einen andern Weg, als hier bei uns vorbei, und Sie muß genau wissen, daß er kommen wird.«
    »Wer mögen die Männer sein?«
    »Geht uns jetzt nichts an. Sie sollen aufgehalten und nach der Tannenschlucht geführt werden. Sind wir Drei dazu genug, oder soll ich noch einige rufen?«
    »Wir sind genug, denn der Beyer muß mithelfen.«
    »So lauf Du in die Stadt, Horgy, und erkundige Dich im ›Weißen Schwane,‹ ob er schon dagewesen ist! Er kehrt auf jeden Fall dort ein.

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