Scepter und Hammer
ihm?«
»Nichts, Excellenz.«
»Nichts? Und wirfst ihn die Treppe hinab!«
»Ich nichts mit ihm, er aber wohl mit mir.«
Unten ertönten zwei Schreckensrufe. Die Kastellanin war mit Almah aus der Küche getreten und hatte den Prinzen liegen sehen.
»Herrjesses, welch ein Malheur!« rief sie erschrocken. »Einer ist also doch noch umgebracht worden. Und wie ist er im Gesichte zugerichtet!«
»Er hat es verdient,« klang da des Mädchens Stimme.
»Verdient?« frug ihr Vater, welcher jetzt herabgekommen war. »Wie meinst Du das?«
»Er verfolgte mich im Garten, Papa, und hielt mich bereits arg gefaßt, so daß ich mich gar nicht wehren konnte. Da kam Bill und errettete mich.«
»Ah, ists so!«
Er stieß mit dem Fuße gegen den Bewußtlosen und machte dabei die Pantomime der größten Verachtung.
»Herr Kastellan!«
»Excellenz!«
»Ich will diesen Menschen nicht wiedersehen. Nehmen Sie sich seiner an, daß er nicht so liegen bleibt, und säubern Sie ihn. Will er mich aber sprechen, so sagen Sie ihm, daß ich meinem Versprechen sofort nachkommen würde, auf ein Wiedersehen jetzt aber Verzicht leisten müsse.«
Dann wandte er sich an Arthur.
»Bill, wußtest Du, daß es ein Prinz ist?«
»Ja.«
»Und hast Dich dennoch an ihn gewagt?«
»Pah!«
»Du bist ein guter, tüchtiger Junge, und ich werde Dir dankbar sein. Ich muß sofort verreisen. Willst Du mich begleiten, oder mußt Du hier bleiben?«
»Dauert diese Reise lang, Excellenz?«
»Keine Woche.«
»Verreisen, Papa?« fiel hier Almah ein. »Darf ich mit?«
»Es würde für Dich beschwerlich sein, mein Kind. Es geht in das Gebirge.«
»Dann muß ich doch erst recht mit, Papa; ich habe ja noch gar kein Gebirge gesehen!«
»Nun meinetwegen, nämlich wenn Bill mitgeht, dem ich Dich übergeben müßte. Nun, Bill?«
»Ich gehe mit, Excellenz!«
Das Blut stieg ihm zu Herzen bei dem Gedanken, daß ihm das herrliche Wesen für eine Reise anvertraut werde, und bei dem dankbaren Blicke, welcher ihn aus ihrem Auge traf. Der Pascha stieg, ohne sich um Prinz Hugo weiter zu bekümmern, mit seiner Tochter wieder empor, und Arthur sah sich jetzt mit dem Kastellan und dessen Frau allein.
»Durchlaucht, ich bin ganz erschrocken,« meinte Horn; Arthur aber fiel ihm sofort in die Rede:
»Willmers heiße ich, Willmers, merken Sie sich das! Diesen Menschen tragen Sie hinaus vor das Thor, und wenn er wieder hereinkommt, sind Sie Ihres Dienstes entlassen.«
»Durchl – – –!«
»Willmers heiße ich!«
»Vor das Thor – ein königlicher Prinz – – –!«
»Ein Lump ist er, nichts weiter! Uebrigens haben Sie gehört, daß ich mit verreisen werde; versorgen Sie mich mit dem Nöthigen. Ich weiß noch nicht, wohin es geht, werde aber dafür sorgen, daß wir in Berührung bleiben, damit wenn ich plötzlich einberufen würde, Sie mich sofort benachrichtigen können.«
Jetzt ertönte die Stimme Almahs, welche nach der Kastellanin rief. Diese gehorchte und fand das Mädchen in der Wohnung desselben.
»Wir werden uns Abschied sagen müssen, meine gute Mama Horn,« wurde sie empfangen.
»Doch nicht für immer!«
»Nein, nur für einige Tage. Wissen Sie, Papa hat mit dem wilden Prinzen eine sehr wichtige Unterredung gehabt, und die Folge dieser Unterredung muß wohl diese Reise sein.«
»Wo gehen Sie hin?«
»Zunächst nach Süderhafen und dann hinauf in die Berge. Wissen Sie, Mama, daß ich mich unendlich freue?«
»Ich glaube es Ihnen, mein liebes Kind.«
»Wo ist der Prinz?«
»Er wird vor das Thor geschafft. Ach, was war das für ein Schreck, als Sie kamen und um Hülfe riefen; ich hätte vor lauter Angst gleich in den Erdboden hineinsinken können. Wie ist es nur so schlimm gekommen?«
Almah theilte ihr das Nähere mit und fügte dann hinzu:
»Es ist gerade so gewesen, als sei Bill ein Prinz und der Prinz ein Matrose. Ich sage Ihnen, Mama, dieser Willmers ist ein Held, dem ich mich auf unserer Reise sehr gern anvertrauen werde.«
»Nicht wahr? Ja, ja, vertrauen Sie sich ihm nur an, mein liebes Kind; bei ihm sind Sie sicher vor aller Fährlichkeit. Der Prinz hatte nichts Anderes verdient, obgleich ich erschreckliche Angst habe, was auf die Sache folgen wird; denn einen königlichen Prinzen mit der Ruthe entehren, das kann selbst dem hochgestelltesten Manne höchst gefährlich werden.«
»Ihm können sie nichts thun, denn er steht unter Papa’s Schutz. Schlimmer wäre es, wenn er ihn getödtet hätte.«
»Herrjesses, das wäre doch ganz und gar
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