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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein. Von irgend einem den Weg beherrschenden Punkte hätte man nach und nach verschiedene Gestalten oder Gruppen bemerken können, in ihrem Aeußeren so verschieden, daß die Ahnung ferne lag, sie könnten vielleicht bald in eine engere Beziehung zu einander treten.
    Zunächst lag auf der Blöße vor Tirbans Hütte der Steuermann mit dem Bootsmann im Grase. Beide schienen nur mit ihren Gedanken beschäftigt und mit dem Priemchen, welches sie von Zeit zu Zeit von einer Backe in die andere schoben. Da raschelte es in den Büschen, und eine lange, breite Gestalt erschien, über und über von Ruß geschwärzt und einen mächtigen Schürbaum auf der Schulter. Es war der Schmiedegeselle Thomas, welcher seine gegenwärtige Muße benutzt hatte, einem Köhler werkthätige Gesellschaft zu leisten.
    »Was ist mir denn das für eine Sache,« meinte er. »Da liegt Ihr am Poden, haltet Maulaffen feil und guckt den Himmel an. Giept es denn keine Arpeit hier für zwei Faullenzer von Eurer Sorte? Ich würde gar nicht räsonniren, wenn nur wenigsten Einer von Euch eine Cigarre üprig hätte, es prauchte gar keine Ampalema zu sein!«
    Der Steuermann langte phlegmatisch in die Tasche und brachte einen riesigen Knollen Kautabak zum Vorschein.
    »Hier, alte Feueresse!«
    »Danke, Palduin! Peiße Dir die Zähne selper aus an diesem Zeuge. Ich werde jetzt einmal nach dem Kruge gehen. Wer geht mit?«
    Im Nu stand der Steuermann auf den Beinen.
    »Ich, mein Junge; das versteht sich ja ganz von selber. Komm, Thomas, lege Dich Backbord an mich, und Du Steuerbord, Bootsmann. So, nun
fare well
, Tirban, Du siehst uns nicht eher wieder, als bis es keinen Schluck mehr im Kruge gibt!«
    »Und keine Ampalema oder Kapalleros. Lauf, Palduin, denn Dein Packpord hat es eilig!«
    Sie schritten nach dem bekannten Kruge, in welchem der Steuer-und Bootsmann den Loosungszettel gefunden hatten. An der hinteren Seite desselben befand sich ein kleines Gärtchen, in welchem ein sehr primitiv gebauter Tisch nebst ebensolchen Bänken stand. An ihm saßen drei Personen, welche man vom Walde aus sehr genau sehen und beobachten konnte. Der Obergeselle hielt die beiden Andern an und deutete nach der Gruppe.
    »Donnerwetter, wer muß das sein; das ist gewiß ein ganz vornehmes Volk! Seht Euch nur einmal das Weipspild an; das ist ja die reine Genovefa, so schön und so fein, so glatt polirt, als käme sie gerade erst aus dem Schraupstock heraus. Hol’ mich der Teufel, die ist sogar noch hüpscher als meine alte gute Parpara Seidenmüller!«
    Auch der Steuermann schaute aufmerksam hin.
    »Karavey, sieh Dir einmal den jungen Mann an, der sich da seitwärts von der Dame niedergestaut hat!«
    »Warum?«
    »Du hast von dem berühmten Lieutenant und jetzigen Kapitän von Sternburg gehört?«
    »Natürlich!«
    »Nun, dieser Sternburg sieht dem Manne dort so ähnlich wie ein Tropfen dem andern, und – heiliges Mars-und Braamenwetter, wer ist denn das?«
    »Wer?«
    »Nun, der Andere, der Alte!«
    »Kennst Du ihn?«
    »Bist Du während Deiner Seefahrten einmal dem Tiger begegnet?«
    »Dem Tiger? Meinst Du das Piratenschiff?«
    »Natürlich!«
    »Nein.«
    »Nun, ich sage Dir, daß ich zweimal hart an ihm vorübergekommen bin, ohne daß er Miene machte, die Flagge zu hissen und uns Antwort zu geben. Ich steuerte damals die Fregatte ›Poseidon,‹ das beste Schiff und den schnellsten Segler unserer Marine. Wir gaben den Signalschuß; wir riefen ihn an, er aber ging an uns vorüber ohne die geringste Antwort. Keine Flagge wehte, kein Wimpel war zu sehen; kein Mann befand sich an Deck, sogar der Mann am Steuer war verschwunden. Aber vorn auf dem Klüverbaum stand, ohne sich anzuhalten, frank und frei Einer, der bis an die Zähne bewaffnet war, hoch, lang und breit von Gestalt und schwarz von Gesicht wie ein Neger. Und zwei Tage später ging dasselbe Schiff wieder an uns vorbei, kaum drei Kabellängen von unsrem Back entfernt; die Kanonenluken waren geöffnet, an der großen Raa hing einer, der am Strick gestorben war, und vorn auf dem Klüver stand wieder ganz derselbe Mann, hoch, lang und breit von Gestalt, bis an die Zähne bewaffnet, dieses Mal aber von weißer Gesichtsfarbe. Ich habe ihn mir ganz genau angesehen, und möchte ein Panzerschiff gegen ein Teichboot verwetten, daß er und dort dieser Mann wenigstens Zwillingsbrüder sind.«
    »Laß Dich doch nicht auslachen, Steuermann! Der schwarze Pirat und der Kapitän von Sternburg neben einander mitten hier im Waldgebirge. Eher

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