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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kommt die Ebbe mit der Fluth zusammen.«
    »Was ist denn das eigentlich für ein Insekt oder ein Amphipium, der schwarze Pirat?« frug Thomas, der einstige Kavallerist.
    »Ein Seeräuber, wie es keinen zweiten gegeben hat.«
    »Ein Seeräuper? Keinen Zweiten gegepen? Seid Ihr gescheidt? Und das soll der dort sein? Palduin, wenn ich jetzt hingehe und es ihm sage, pringt er Dich an den Galgen! Und der Andere soll ein Seekapitän sein? Donnerwetter, seid Ihr denn alle Peide plind, daß Ihr nicht seht, daß er plos der Pediente ist von den zwei Andern!«
    Sie waren jetzt an das Haus gekommen und bemerkten nun eine Equipage, welche vor demselben hielt; jedenfalls gehörte sie den drei Personen, welche im Garten saßen. Sie traten in die Stube und wurden von dem Wirthe mit möglichster Freundlichkeit empfangen. Trotz ihres erst so kurzen Aufenthaltes hatte er sie doch bereits als Zecher kennen gelernt, denen sowohl die Qualität als auch die Quantität seiner Getränke vollständig gleichgiltig zu sein schien. Sie tranken von Allem, was er hatte, ungeheuer viel und bezahlten ebenso reichlich.
    »Noch keine Ampalema?« war die erste Frage des Schmiedes.
    »Noch nicht.«
    »Schaffe Dir Ampalema an, Kerl, sonst pringe ich Dich um die Konzession und um das Lepen. Giep her, was Du hast!«
    Sie hatten noch nicht lange gesessen, so vernahmen sie draußen das nahende Rollen eines Wagens. Der Steuermann blickte durch das Fenster.
    »Heiliger Mars, sitzt in dieser Kabine ein wunderliches Brautpaar. Seht Euch doch einmal den hübschen Kerl an, neben der Hexe! Wenn Der sich in sie verliebt, so verschlinge ich den ersten Haifisch, dem ich hier im Gebirge begegne!«
    Auch Karavey blickte hinaus.
    »Allerdings ein verteufelt schmucker Patron; aber von wegen der Hexe darfst Du Dich nur immer ein wenig in Acht nehmen; Du siehst doch, daß es eine Zigeunerin ist, und was bin ich denn, he?«
    Da fuhr der Schmiedegeselle zwischen sie.
    »Hört, Ihr Kerls, haltet doch einmal alle Peide den Schnapel! Die da hier gefahren kommen, kennt Keiner so gut wie der Thomas Schupert. Das ist nämlich mein junger Herr, der Doktor Max Prandauer, na, welch eine Freude! – und das Weipsen ist die Zigeunerin Zarpa, auf die wir Alle warten.«
    »Ists wahr?« frug Karavey.
    »Natürlich! Oder denkst Du, daß ich Euch pelügen möchte?«
    Der Wagen hielt. Max sprang herab und half dann Zarba zur Erde. Sie traten mit einander in die Stube. Der Geselle fuhr auf Brandauer zu, als ob er ihn zerreißen wolle.
    »Willkommen, junger Herr! Weiß Gott, tausend Thaler sind mir nicht so liep wie dieses Wiedersehen! Lept der Herr Meister noch und auch die Frau Meisterin? Wie geht es dem Paldrian? Ists noch ›am Den‹ und lügt der Heinrich immer noch wie gedruckt?«
    Max mußte über diese Ansprache lächeln, die so sanguinisch war, als sei der brave Thomas zehn Jahre lang von der Schmiede entfernt gewesen. Indessen hatte Zarba dem Wirthe einige Worte im Zigeuneridiom hingeworfen, welche dieser bejahte, indem er nach der Gegend deutete, in welcher die Tannenschlucht lag. Sie nickte kurz und frug dann Thomas: »Wer sind diese Beiden?«
    »Dieser da ist Palduin der Steuermann, mein durchgeprannter und lieper Bruder, den ich hier ganz unverhofft wiedergefunden hape, und Der dort, das ist –«
    »Halt!« wehrte Karavey ab, indem er zu Zarba trat. »Siehe mich an, ob Du meinen Namen selper findest!«
    Sie forschte in seinen Zügen und schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich kenne Dich nicht.«
    »Und dennoch kennst Du mich! Du weißt meinen Namen und hast tausendmal an mich gedacht. Hast Du ihn nicht zu Deiner letzten Losung genommen?«
    Sie horchte auf, trat ihm näher, blickte ihn schärfer an; dann entsank der Stock ihren Händen, und sie glitt langsam und schwach in den Sessel, welcher neben ihr stand. Die Stille des Todes herrschte in der Stube; nur ein leises, mit aller Macht nicht zu unterdrückendes Schluchzen war zu vernehmen – Zarba weinte.
    Dann nahm sie die Hände von den Augen und streckte sie zitternd dem Bruder entgegen.
    »Karavey!«
    »Zarba!«
    Sie lagen einander in den Armen, die sich seit länger als fast einem Menschenalter verloren und nicht wiedergesehen hatten. Das Leid hatte in ihren Herzen gewühlt wie der Pflug in der Erde, und wer trug die Schuld? Zarba, die einstige Rose der Brinjaaren, die jetzt verwelkt und entblättert dasaß, eine verfallene Ruine einstiger Herrlichkeit.
    »Karavey, vergieb!«
    »Dir ist schon längst vergeben!«
    Dem guten

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