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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Thomas stand das Wasser in den Augen; er konnte sich nicht halten und trat näher.
    »Zarpa, ich pitte auch um Vergepung! Ich hape Dich für eine ganz schlimme Hexe gehalten und sehe jetzt, daß Du ein recht praves Frauenzimmer pist. Du sollst in meinem Herzen gleich nach der Parpara Seidenmüller kommen!«
    Diese lyrisch-komische Auslassung war mehr als alles Andere im Stande, das erschütterte innere Gleichgewicht wieder herzustellen; nur die beiden Hauptpersonen der soeben stattgehabten Erkennungsscene blieben ernst.
    »Bleibt hier!« bat Zarba. »Komm mit, Karavey!«
    Sie traten mit einander hinaus in den Flur und wandten sich nach dem Gärtchen. Die Zingaritta hatte noch nicht bemerkt, daß dasselbe bereits besetzt war. Als sie die drei Personen erblickte, blieb sie überrascht stehen. Waren sie ihr bekannt? Es schien so. Fast hätte man aus dem Spiele ihrer Mienen vermuthen sollen, daß sie sie hier in den Bergen erwartet habe, nur die Art und Weise schien sie zu befremden. In diesem einen Augenblicke war die innere Erschütterung zurückgedrängt; sie war wieder Zarba, die Vajdzina ihres Stammes.
    Sie schritt auf die drei Personen zu und blieb vor Almah stehen.
    »Bhowannie läßt blühen die Blumen und duften die Rosen. Darf ich sehen dieses kleine Händchen?«
    Lächelnd reichte das Mädchen ihr die Rechte dar. Zarba forschte in den Linien derselben, und es ging hell über ihre faltigen Züge.
    »Fürchte Dich nicht vor dem Wasser; es bringt Dir Glück und Seligkeit. Im fernen Süd hat er Dich im Wasser gefunden, im Norden wirst Du ihn wiederfinden, schwimmend auf den Wegen im Donner des Kampfes; dann wirst Du sehen, wie nahe er Dir gewesen ist.«
    Almah erglühte; auch Arthur war im höchsten Grade verwundert. Woher wußte die Zigeunerin von jener Begegnung im Nile? Sie wandte sich jetzt zu ihm: »Auch Eure Hand, mein blanker Herr!«
    Er gab sie ihr hin. Nach einer kurzen Betrachtung meinte sie:
    »Der Geist der Weissagung blickt durch die Kleidung und das Gewand. Du wirst den Freund mit einer Krone schmücken und hohe Ehren erlangen. Fürsten und Könige sind in den Bergen, und in der kleinen Hütte ruhen die Beherrscher der Völker.«
    Nun trat sie auch zu Nurwan Pascha. Er hatte seine türkische Kleidung abgelegt und trug sich ganz nach der hiesigen Sitte. Auch er streckte ihr seine Hand hin. Sie nahm dieselbe und betrachtete sie. Da plötzlich wurde ihr Gesicht leichenfahl, sie stieß einen gellenden Schrei aus und sank besinnungslos zur Erde. Der Name, die Gestalt, das Gesicht, Alles war ihr fremd geworden, aber diese Hand, die hatte sie wieder erkannt, die Hand, die sie einst so zärtlich liebkost und die sie dann so undankbar und leichtsinnig von sich gestoßen hatte.
    »Was war das? Wer ist sie?« frugen die beiden Männer, und Almah bog sich liebreich zu ihr nieder, um ihr mit Hilfe eines Riechfläschchens beizustehen. Karavey kniete an der Erde und hielt die Hände der Schwester gefaßt.
    »Zarba, wache auf! Was ist mit Dir?«
    »Zarba!« rief Arthur, und
    »Zarba!« rief auch der Pascha.
    Der Letztere bog sich zu ihr herab:
    »Zarba, erwache; Katombo ist da!«
    »Wer?« rief Karavey aufspringend. »Katombo? Wo ist Katombo?«
    »Hier; ich bin es selbst!«
    »Ihr – Du bist es? O – o – welch ein Tag! Kennst Du mich?«
    »Nein.«
    »Karavey!«
    »Karavey? Mann, Bruder, ists möglich!«
    Jetzt lagen sich die beiden Männer in den Armen. Darüber erwachte die Zigeunerin. Sie richtete sich halb empor.
    »Katombo, tödte mich!«
    »Tödten? Nein, segnen werde ich Dich, Du Geliebte meiner Jugend und Du Abgott meines Schaffens!«
    Er hob sie empor und setzte sie auf den Platz, den er erst inne gehabt hatte.
    »Also Du, Zarba, bist die Königin unserer großen Verbindung? Du bist das allmächtige und allwissende Wesen, dem Groß und Klein gehorcht, ohne zu klagen und zu fragen! Du wiesest meine Liebe von Dir, aber ich war stark im Herzen und wurde dennoch glücklich. Siehe mein Kind, mein einziges, herrliches Kind; es mag Dir sagen, daß ich Liebe um Liebe wiedergefunden habe!«
    Durch die laute Unterhaltung hier im Garten wurden die in der Stube Befindlichen aufmerksam. Max trat heraus; ihm folgten die Andern. Kaum hatte er die Hinterthür erreicht, so entfuhr ihm ein Laut der Verwunderung. Zwei Augen hatten auch ihn erblickt, Arthur kam herbei: »Max, ich bitte Dich, in bin ein Matrose und heiße Bill Willmers! Nur Zarba scheint meinen wahren Namen zu kennen.«
    »Warum dieses Inkognito?«
    »Werde

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