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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ali,« meinte der Erstere.
    »Ja, Bab-el-Run, Effendi. Meine Gestalt ist kurz, aber mein Gedächtniß ist so lang wie der Nil; wie könnte ich mir sonst meinen eigenen Namen merken!«
    »Und über dem Thore des Hauses steht das erste Surat des Kuran.«
    »Das erste, das ist gut; da habe ich nicht so viel zu zählen, als wenn es das neunzigste oder hunderachtundvierzigste wäre.«
    »Und Du wirst Deine Sache gut machen, Ali?«
    »Maschallah, habe ich sie jemals schlecht gemacht? Nur ein einziges Mal bin ich dumm gewesen, weil ich das Krokodil nicht gleich verschlungen habe, als es mich fressen wollte. Sei ohne Sorge, Sihdi! Assuan ist nicht bekannt, als ob hier besonders kluge Leute wohnten.«
    »Hier hast Du Geld. Man weiß nicht, ob Du welches brauchen wirst.«
    »Maschallah, Sihdi, ich weiß, daß ich stets welches brauche; aber was ich übrig behalte, das sollst Du ehrlich wieder bekommen. Das Geld ist wie der Vogel: man weiß, aus welchem Ei er kommt, aber wenn er ausgekrochen ist, so weiß man nicht, wohin er fliegt.«
    »So gehe!« lachte Katombo.
    »Sallam – – –«
    Das ›aaleïkum‹ war nicht mehr zu hören, denn Ali hatte bereits den Fuß auf den Bord gesetzt, um an das Ufer zu springen. Hier gab er sich ganz das Ansehen eines Mannes, der ohne ein besonderes Ziel behaglich dahinzuschlendern vermag, weil ihm die liebe Zeit nicht allzu karg zugemessen ist, und erst nach einiger Zeit trat er zu einem müßig stehenden Lastträger.
    »Sallam aaleïkum!«
    »Aaleïkum!« lautete die einsilbige Antwort.
    »Ist Friede in Deinem Hause?«
    »Friede immerdar!«
    »Und Glück bei Deinem Geschäfte?«
    »Allah gibt Jedem, was er braucht. Gibt er viel, so braucht man viel, gibt er wenig, so braucht man wenig.«
    »Hamdullillah, Preis sei Gott, daß ich gefunden habe, was ich suche!«
    »Was suchest Du?«
    »Sag lieber: ›Wen suchest Du?‹ Ich suche einen weisen Mann, der mir eine Frage beantworten kann, und da Deine Worte von Gelehrsamkeit duften wie die Bücher des Kadis, so glaube ich, daß Du mir Antwort geben kannst.«
    »So frage!« gebot der Lastträger, welcher sich außerordentlich geschmeichelt fühlte, und nun eine Frage erwartete, zu deren Beantwortung ein ungewöhnlicher Scharfsinn gehöre.
    »Wo liegt die Straße Bab-el-Run?«
    Das Gesicht des Lastträgers verfinsterte sich mit einem Male.
    »Ist das Deine gelehrte Frage?«
    »Ja.«
    »So gehe, wo Du hergekommen bist, sonst werde ich Dir die Straße Bab-el-Run mit diesem da zeigen!« Dabei erhob er den Prügel, an welchem er Doppellasten zu befestigen pflegte, um sie auf der Achsel zu tragen. »Glaubst Du, daß sich ein ehrlicher Mann von einem Mukkle (Spaßvogel) äffen läßt? Fort, sonst kommst Du dreimal schneller weg, als Du denkst!«
    Dabei machte er eine so sprechende Bewegung, daß Ali schleunigst das Weite suchte.
    »Maschallah, war das ein Grobian! Also auf diese Weise geht es nicht; ich muß es auf eine andere versuchen!«
    Er bog jetzt eilig in ein Gäßchen ein, in welchem ihm ein Sorbethändler begegnete. Er trat auf ihn zu und frug kurz:»Wo ist die Straße Bab-el-Run?«
    Der Händler setzte seinen Limonadenapparat zur Erde und legte beide Hände an die Ohren.
    »Was? Wie?«
    Ali merkte, daß der Mann schwerhörig war und trat ihm so nahe wie möglich, um ihm seine Frage in das Ohr zu brüllen. Indem kamen zwei Maulthiere herbei, welche eine Sänfte trugen, in welcher jedenfalls eine vornehme Frau saß, denn zwei Läufer gingen ihr voran, laut ihr ›Remalek‹ und ›Schimalek‹ (›rechts‹ und ›links‹) rufend, um die Begegnenden zum Ausweichen anzuhalten. In der Rechten trug jeder von ihnen eine schwere Nilpeitsche, um ihren Worten, wenn sie nicht befolgt wurden, nach Landessitte den gehörigen Nachdruck zu geben. Eben brüllte Ali sein: »Wo ist die Straße Bab – – –«
    so erhielt er, ohne vollständig ausgesprochen zu haben, einen fürchterlichen Hieb über den Rücken. Er fuhr erzürnt herum.
    »Schimalek!« donnerte ihm der Läufer entgegen und applizirte ihm einen zweiten und ebenso kräftigen Hieb auf dieselbe Stelle.
    »Schim – – ach so! Allah kerihm, haut der Kerl zu!«
    Er retirirte sich zu der angegebenen Seite, aber doch nicht schnell genug, so daß er noch einen dritten Hieb empfing. Der Sorbethändler hatte natürlich die Warnung noch viel weniger vernommen. Der andere Läufer bearbeitete ihn auf das Lebhafteste mit der Peitsche, immer sein ›Remalek‹ rufend; aber ehe der schwerhörige Mann seinen

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