Scepter und Hammer
sie, doch ist sie nicht eine von seinen Frauen.«
»Warum?«
»Er darf sie nicht berühren, sonst tödtet sie sich.«
»Wann wurde sie Euch gebracht?«
»Vor noch nicht einem Monat.«
»Weißt Du, woher sie kam?«
»Nein.«
»Es ist meine Geliebte. Darf ich einmal mit ihr sprechen?«
»Wenn Du mir beim Barte des Propheten Verschwiegenheit gelobst.«
»Ich schwöre es.«
»So muß es noch heut geschehen, denn der Mudellir reist morgen nach Kairo ab und nimmt einige seiner Frauen mit, unter denen Sobeïde vielleicht sein könnte.«
»Mit welchem Schiffe fährt er?«
»Ich weiß es nicht. Er nimmt das, welches ihm gefällt, ohne den Schiffer zu fragen, ob er ihm Schaden bringt.«
»Wann soll ich Sobeïde sehen?«
»Grad um die Mittagszeit. Sie wird im Garten sein. Wenn Du Dir das Haus betrachtest, so ist die hintere Mauer des Gartens leicht zu finden. Da, wo ein Zitronenbaum über dieselbe emporragt, wird sie stehen. Wie Du hinaufkommst, mußt Du selber sehen.«
»Kann ich mich auf Dich verlassen?«
Sie legte betheuernd die dicke Hand auf das Herz.
»Sicher!«
»Ich danke Dir. Wenn ich Dir etwas zu sagen habe, werde ich zu Deinem Bruder kommen.«
»Thue das!«
Katombo verabschiedete sich mit Ali. Draußen auf der Straße angekommen, schritten sie dieselbe hinab, bis sie ein einzeln stehendes Haus bemerkten, über dessen Thore die heilige Fatha zu lesen war. Auf einem Umwege suchten sie die hintere Seite des Gartens zu gewinnen, es gelang ihnen, und nun bemerkten sie, daß das Terrain ihrem Vorhaben außerordentlich günstig war. Die Umgebung zeigte sich so einsam und versteckt, daß man keinen Beobachter oder Verräther zu befürchten brauchte, und so kehrte Katombo außerordentlich befriedigt nach dem Sandal zurück.
Er hatte kaum seinen Anzug gewechselt, so trat Ali bei ihm ein.
»Sihdi, es reiten einige Offiziere am Flusse hin. Man sagt, sie suchen ein Fahrzeug für den Mudellir auf.«
Sofort begab sich Katombo auf das Deck und kam gerade zur rechten Zeit um zu bemerken, daß einer von den Männern abstieg und auf den Sandal zuschritt. Am Wasser angekommen, verlangte er mit barscher Stimme ein Brett um hinüberkommen zu können. Es wurde ihm gelegt, und er schritt an Bord.
»Wo ist der Reïs?«
Man wies ihn zu Katombo, der ihn neugierig erwartete.
»Du bist der Führer dieses Schiffes?«
»Ich bin es.«
»Was hast Du geladen?«
»Nichts.«
»Wohin ist der Sandal bestimmt?«
»Nach dem Bahr-el-Abiad.«
»Was willst Du dort holen?«
»Sennesblätter.«
»Woher kommst Du?«
»Aus Kairo.«
»Zeige mir das Innere Deines Schiffes.«
»Wer bist Du?«
»Ich heiße Hamd-el-Arek und bin der Mudellir von Assuan. Kennst Du mich?«
»Ich habe Dich noch nie gesehen, aber Deinen Namen oft gehört. Komm und siehe!«
Er führte ihn durch die Kajüte und sämmtliche Räume. Als sie das Deck wieder betraten, schien der Statthalter im höchsten Grade befriedigt zu sein. Er legte Katombo seine Hand auf die Schulter.
»Bist Du ein guter Schiffer?«
»Urtheile selbst. Der Sandal ist nach meinem Plane gebaut.«
»So vertraue ich Dir, denn der Bau und die Einrichtung sind unübertrefflich. Du wirst nicht nach dem Bahr-el-Abiad gehen!«
»Nicht?« frug der Reïs scheinbar verwundert.
»Nein, sondern zurück nach Kairo.«
»Was soll ich in Kairo?«
»Mich sollst Du hinbringen, mich, meine Diener und eine von meinen Frauen. Wenn wir glücklich ankommen, wirst Du gut bezahlt.«
Katombo bemühte sich, ein höchst verdrießliches Gesicht zu Stande zu bringen, und es gelang ihm so vollständig, daß der Mudellir die Stirn runzelte.
»Ich hoffe, Du beklagst Dich nicht über die Ehre, mich an Bord haben zu dürfen; die Nilpeitsche würde Dich eines Besseren belehren! Meine Dienerschaft kommt unter das Vorderdeck, die höhere Begleitung unter die Zelte, welche ich Dir senden werde, ich in die Kajüte und die Frau in die Kabine nebenan. Machst Du einen Versuch mit dem Sandal fortzugehen, so bekommst Du die Bastonnade bis Du stirbst.«
»Ich werde gehorchen!« antwortete Katombo.
»Ich hoffe es um Deinetwillen. Du hast nur für Raum und gute Fahrt zu sorgen; alles andere werde ich selbst liefern.«
Er verließ das Schiff, bestieg sein Pferd wieder und ritt davon. Katombo wußte nicht, ob er sich freuen solle; es galt, Gewißheit zu erlangen, und das konnte erst zu Mittage geschehen. Bis dahin hatte er allerdings genug zu thun, um seine Anordnungen zu treffen in Beziehung auf die Veränderungen, welche
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