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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenn sie ihre Einkäufe für die Küche macht.«
    »Würdest Du mir erlauben, einmal mit ihr zu sprechen?«
    Der Schneider schüttelte langsam und bedächtig das Haupt.
    »Das ist zu gefährlich!«
    »So laß Dir etwas sagen, Mann: Die Tochter meines Bruders hatte einen Geliebten, welcher mit nach Assuan gekommen ist. Er ist ein sehr wohlhabender Kaufmann und hat einen ganzen Beutel voll Goldstücke bei sich. Er würde gern mit Dir sprechen. Darf ich ihn holen?«
    Der Schneider blickte nachdenklich vor sich nieder.
    »Warte einmal; ich will das Kismet befragen!«
    Er griff in die Tasche seiner weiten Pluderhose und zog drei Würfel hervor, die er eine Weile in den hohlen Händen rollte und dann auf den Boden fallen ließ. Er zählte die oben aufliegenden Augen und meinte dann: »Geh und hole ihn, ich darf Euch vertrauen!«
    Ali verließ den Laden und kehrte schleunigst zum Sandal zurück, wo ihn Katombo mit Sehnsucht erwartete. Als er ihn kommen sah, stieg er zur Kajüte nieder, in welcher er ihn empfing.
    »Nun?«
    »Sihdi, ich bin Ali-el-Hakemi-Ebn-Abbas-Ebn-er-Rumi-Ben-Hafis-Omar-en-Nasafi, und was Du mir befiehlst, das bringe ich zu Stande!«
    »Hast Du die Straße gefunden?«
    »Sofort,« antwortete er, sich in die Brust werfend.
    »Und weiter?«
    »In dieser Straße wohnt ein Schneider, der ein großer Feind des Mudellir ist, weil dieser ihm die Bastonnade geben ließ, anstatt ihn zu bezahlen. Seine Schwester ist Haremshüterin beim Mudellir und wird jetzt zu ihm kommen. Willst Du mit ihr sprechen? Ich habe gesagt, mein Bruder im Wadi-el-Mogreb sei gestorben und ich bin aus Kairo gekommen um die Erbschaft zu holen. Der Mudellir aber hat sie mir weggenommen und auch die Tochter meines Bruders dazu, deren Bräutigam Du bist. Du bist ein Kaufmann und hast viel Goldstücke mit.«
    »Ali, Dein Verstand ist ebenso groß, wie Dein Name lang ist. Warte ein wenig; ich werde gleich fertig sein!«
    Er durfte natürlich in dem Anzuge eines Reïs nicht mitgehen, sondern er mußte ein anderes Gewand anlegen. Nachdem dies geschehen war, verließen sie das Fahrzeug und schritten nach der Straße Bab-el-Run, deren Lage sich Ali genau gemerkt hatte. Der Schneider schien ihrer bereits zu harren. Vielleicht war seine Schwester mittlerweile gekommen.
    »Mein Freund hier hat mir Deinen Laden empfohlen,« begann Katombo nach der üblichen Begrüßung. »Hast Du einen Anzug für mich?«
    Des Schneiders Auge leuchtete befriedigt auf; er sah, daß er einen Mann vor sich haben, der eine delikate Sache auf die rechte Weise einzuleiten verstand.
    »Du findest bei mir Alles, was Du begehrst. Willst Du einen guten oder einen billigen Stoff?«
    »Der gute ist stets der billigste.«
    »Du sprichst weise, wie ein Kenner spricht. Setz Dich nieder und nimm die Pfeife! Ich werde Dir vorlegen.«
    Er brachte die verschiedensten Anzüge zum Vorschein. Katombo behielt eine derselben und bezahlte ihm doppelt so viel, als er verlangte. Der Schneider bedankte sich: »Gesegnet sei die Hand, welche lieber gibt als nimmt! Erhebt Euch, Ihr Männer! Tretet durch diese Thür, Ihr werdet auch dort finden, was Ihr sucht.«
    Sie folgten seiner Aufforderung und traten in ein kleines, enges Gemach, in welchem eine kurze dicke und verhüllte Frauengestalt saß. Katombo verbeugte sich sehr tief herab, obgleich er wußte, daß er nur eine Dienerin vor sich habe.
    »Sallam aaleïkum, Friede und Heil sei mit Dir! Der Kuran sagt: ›Das Herz des Weibes gleicht der Rose; es spendet Duft und Wohlgeruch zu aller Zeit. Laß mich die Schwester des Weibes bewundern.‹«
    Neben ihr stand eine Thonvase, in welcher eine Rose steckte. Er nahm Beides, sog den Duft der Rose ein, ließ dabei eine Hand voll Goldstücke in die Vase fallen und setzte diese wieder an ihren Ort zurück. Diese Introduktion hatte eine außerordentliche Wirkung; der Schleier wurde gelüftet und ein volles, gutmüthig dreinschauendes Gesicht kam zum Vorschein; zwei fette Hände ergriffen die Vase und holten trotz des darin befindlichen Wassers das Geld heraus.
    »Du hast den Kuran studirt und Worte und Handlungen der Höflichkeit gelernt. Ich werde Dir dienen, so weit ich es vermag.«
    »Du bist Aufseherin im Harem des Mudellir?«
    »Ich bin es.«
    »Kennst Du die Namen aller seiner Frauen?«
    »Ich kenne sie.«
    »Und weißt Du von Jeder, wo ihre Heimath ist?«
    »Von Keiner. Warum soll ich ihnen Schmerz bereiten, indem ich sie nach ihrer Heimath frage?«
    »Kennst Du eine Namens Sobeïde?«
    »Ich kenne

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