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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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an die Zeltwand und schloß die Augen; Der Schlaf umarmte ihn gerade so, wie er sein junges Weib in den Armen hielt.
    Als er erwachte, blickte die Sonne bereits über die Höhen des Dschebel Nokkladam herüber. Er ließ den Kopf Ayeschas auf das Kissen gleiten und erhob sich.
    Das blanke Deck zeigte nicht die geringste Spur des stattgefundenen Gefechtes, und an den Masten flatterten bereits die Segel, welche Manu-Remusat soeben aufnehmen ließ. Sie wurden straff gespannt; der Wind fing sich in ihnen, und bald war die Schnelligkeit des Sandals um mehr als das Doppelte vergrößert. Ueber den blitzenden Wassern kreuzten die Schwalben, jene Namensschwestern des Sandals, welche der Araber Djuhr-el-Djienne, Vögel des Paradieses nennt, weil die fromme Sage von ihnen erzählt, daß sie den Menschen nicht verlassen wollten, als dieser aus dem Paradiese getrieben wurde, sondern an dem flammenden Schwerte des Engels vorüberflogen, um den Ureltern des menschlichen Geschlechtes in die Verbannung zu folgen; im Schilfe schnäbelten sich die weißen Niltauben, die dem Eingeborenen heilig sind, ziemlich unbekümmert um die Krokodile, welche hier und da mit dem Aussehen von schlammüberzogenen Holzklötzen am Ufer oder irgend einer Sandbank lagen, und hoch droben in der Luft ließ der Geier bereits seinen schrillen Ruf vernehmen, während der schlanke Falke an ihm vorüberschoß, um ihm seine Beute abzujagen. An den Ufern wechselten Reis-mit anderen Feldern, eine grünende Pflanzung folgte der andern, und über ihnen allen ragten die schwanken, gefiederten Wedel der Palmen empor. Zuweilen sah man einen nackten Fellah in sein ärmliches Boot steigen, um Fische zu fangen, oder es trat ein Fellahmädchen an das Wasser, um den thönernen Krug zu füllen und ihn auf dem Kopfe heimzutragen und dabei einem bronzenen Bilde zu gleichen, dessen Formen der Künstler nicht schöner und plastischer darzustellen vermocht hätte. Dann fuhr man wieder an einem Felde vorüber, dessen Besitzer mit einem Joch Ochsen einen Holzpflug von demselben primitiven Baue regierte, wie die alten Egypter schon vor dreitausend Jahren sich desselben bedienten. Es war eine Scenerie, die jeden Fremden in ihrer streng individuellen Eigenthümlichkeit auf das Höchste interessiren mußte.
    Nach und nach belebte sich der Strom immer mehr, und kaum waren einige Stunden vergangen, so hatte der Sandal die drei Dahabiés überholt. Die Flußreise ging glücklich von statten, bis die ›Djuhr-el-Djienne‹ wohlbehalten im Hafen von Bulakh 11 vor Anker ging.
    Hier wurden die Dahabiés erwartet und nach ihrer Ankunft sammt ihrem Inhalte sofort verkauft. Die Besatzung dieser drei Fahrzeuge wußte nicht, was während der ersten Nacht ihrer Reise auf dem Sandal passirt war, und konnte daher ohne alles Bedenken entlassen werden.
    Anders war es mit der Bedienung des Sandals. Auf diese mußte Manu-Remusat Rücksicht nehmen. Er behielt sie bei sich und beschloß, sie sogar mit nach seiner einsamen Insel zu nehmen. Uebrigens hätte er ja auch gar nicht anders gekonnt, da er ja Leute brauchte, um das Fahrzeug zu regieren.
    Vor dem Verkaufe der Dahabiés war Alles, was sie Nothwendiges für die Flüchtlinge an Bord führten, auf den Sandal gebracht worden, auf welchem man nun Kairo verließ, um nach Alexandrien zu gehen.
    Auch hier kam die ›Djuhr-el-Djienne‹ glücklich und unangefochten an, und sofort nahm Remusat die nöthigen Arbeiter an Bord, um die von ihm beabsichtigten Veränderungen an dem Fahrzeuge vorzunehmen.
    Leider war gerade gegenwärtig keine günstige Zeit zum Auslaufen. Die Pforte stand im Kriege mit Norland, welches ein ansehnliches Geschwader in die türkischen Gewässer geschickt hatte. Einige Segel davon kreuzten draußen vor Alexandrien, und wenn es auch einmal einen Tag lange schien, als ob die Blokade aufgegeben worden sei, so waren sie am andern Morgen sicher wieder zu sehen.
    Schon waren die Arbeiten auf dem Sandal ihrer Vollendung nahe, als Remusat mit Katombo auf dem Verdeck stand, um sich ihre Befürchtungen in Beziehung der Ausfahrt mitzutheilen. Länger zu bleiben war nicht rathsam; bei Nacht getraute sich wohl kaum ein Lootse aus dem Hafen, und wenn sie es wagten, am Tage die Anker zu lichten, so fielen sie mit Sicherheit in die Hände der feindlichen Kreuzer.
    »Es ist besser, wir bleiben,« meinte Manu-Remusat. »Es wird sehr schwer halten, unsern Sandal zu erkennen; der Name ist fort und ein anderer an seiner Stelle, und wer die Takelung sieht wird

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