Scepter und Hammer
meinen, ein kleines Schiff von der Sorte vor sich zu haben, welches die Franken Küstenklepper nennen.«
»Aber Dich und mich kann man erkennen, obgleich wir das Fahrzeug nicht verlassen und in keinen Serai und zu keinem Kawuadschi kommen. Wir werden gewiß einen Lootsen finden, der es versteht und wagt, uns des Nachts aus dem Hafen zu bringen.«
»Aber wir müssen der Küste folgen und werden also immerhin auf Kreuzer stoßen.«
»Der Küste? Nein, wir gehen in die offene See.«
»Bist Du sicher, die Schiffsbücher gut zu führen und alle Berechnungen richtig machen zu können?«
»Ich fürchte mich vor keinem Admiral,« lächelte Katombo.
»Dann könnten wir es wagen, obgleich ich Dich dazu nicht brauche; doch muß man alle Fälle in Berathung ziehen. Aber wer ist dort der Mann, welcher uns und unser Fahrzeug so sorgfältig in die Augen nimmt?«
»Welcher?«
»Der am Krahn, in der Kleidung eines Levantiners.«
»Ah der! Mir scheint, daß ihm der Anzug eines Mameluken besser stehen würde.«
»Eines Mameluken? Wirklich. Allah akbar, Gott ist groß, und meine Augen waren mit Blindheit geschlagen! Es ist derselbe Mameluk, welcher Omar-Bathu stets begleitete, wenn dieser mich besuchte. Sollte er hier sein um uns zu finden? Ich werde ihn rufen!«
»Thue es, wenn Du seiner Verschwiegenheit sicher bist!«
»Ich bin es. Es ist ein verschwiegener Mann und Omar-Bathu treu ergeben.«
Er brauchte nicht laut zu rufen, sondern nur zu winken, da der Mameluk ohne Unterlaß herüberblickte. Auf das Zeichen hin kam er näher und trat über die Laufplanke an Bord.
»Sallam aaleïkum!«
»Aaleïkum! Wen suchst Du?«
»Ich darf den Namen dessen, den ich suche, nicht nennen.«
»Wer hat es Dir verboten?«
»Mein Herr, Omar-Bathu, der Mamelukenbei. Ich soll hier zwei Männer und ein junges Weib aufsuchen und dann schnell zurückkehren, um zu melden, daß sie die See glücklich erreicht haben.«
»Du hast sie gefunden. Wie geht es meiner Tochter?«
»Mein Herr läßt Dir sagen, daß sie gesund und glücklich ist, nur betrübt sie sich, daß Du nicht bei ihr sein kannst mit der Schwester und dem Sohne.«
»Wie ist es möglich, daß Du so schnell nach Alexandrien gekommen bist.«
»Mein Herr gab mir zwei seiner besten Djemmels mit, ein Bischerihnhedschin und eine Tuaregfalle.«
»Und warum kamst Du nicht gleich zu mir, als Du mich erblicktest?«
»Ich erkannte Dich sofort, aber ich wußte nicht, ob dieses Schiff das Deinige sei, denn mein Herr hat es mir anders beschrieben.«
»Hast Du mir sonst noch etwas zu sagen.«
»Ja. Der Kaschef von Siut ist ermordet worden mit zehn seiner Khawassen; man weiß es bereits in Kairo und meint, daß Du es gewesen bist. Verweile Dich nicht länger in Alexandrien!«
»Ich werde Deinen Rath befolgen, doch komme herunter und stärke Dich mit Speise und Trank!«
»Dieses darf ich nicht eher thun, als bis ich die Befehle meines Herrn erfüllt habe. Willst Du, Sihdi, daß ich Dir einen Lootsen schicke, der draußen in Rosette wohnt und Dich des Nachts ganz sicher aus dem Hafen bringen wird? Es ist der Bruder meines Weibes.«
»Thue es, und zehn Goldstücke sind Dein eigen!«
»Gib sie ihm, wenn Du sie geben willst. Ich aber habe Omar-Bathu zu gehorchen und darf nichts von Dir nehmen. Sallam aaleïkum!«
Er sprang über die Laufplanke hinüber und verschwand in dem Getriebe der Menschen, welche am Ufer auf-und niederwogten.
Das Erscheinen des Mameluken hatte alle Zweifel und Bedenken beseitigt; es wurde alles zur Abfahrt gerüstet, und während dessen erwarteten sie seine Wiederkehr. Aber er kam nicht; es begann bereits zu dunkeln, und schon wollte sich ein böser Argwohn sowohl bei Remusat als auch bei Katombo geltend machen, als ein Mann die Planke betrat, den man sofort als einen Schiffer erkannte.
»Wer bist Du?« frug Remusat.
»Mein Name ist Tiba-Ben-Afram. Mich sendet mein Bruder.«
»Wer ist Dein Bruder?«
»Du hast ihn bereits gesprochen, Sihdi, als er Dir Grüße brachte von Omar-Bathu, dem Mamelukenbei.«
»Wo ist er?«
»Zurückgekehrt zu seinem Herrn, denn er weiß, daß ich Dich sicher aus dem Hafen bringen werde.«
»Warum kam er nicht noch einmal her mit Dir?«
»Er fürchtete Deine Belohnung.«
»Wann können wir fahren?«
»Sogleich, wenn Du befiehlst, Sihdi. Es ist guter Wind und in zehn Minuten bricht die Nacht herein.«
»Wo hast Du das Boot, in welchem Du zurückkehren wirst?«
»Es wartet mein draußen auf der Rhede.«
»So laßt uns
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