Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
beginnen.«
    »Im Namen des allbarmherzigen Gottes!« fügte der fromme Muselmann bei, indem er das Haupt dreimal mit der Hand berührte und sich nach der Gegend von Mekka tief verneigte.
    Jetzt wurden die Anker gelichtet und die Segel emporgezogen. Der Aufbruch des Sandals fiel keinem Menschen auf, da jeder Beobachter denken mußte, daß er nur hinaus nach Rosette wolle. Dort angekommen, ging er aber nicht vor Anker, sondern beschrieb einen weiten Bogen um den Quai herum und hielt dann auf die offene See zu.
    Der Lootse stand ganz vorn am Bug und gab laut seine Weisungen; Katombo selbst stand am Steuer und lenkte das Schiff. Der Abend war sehr dunkel, und die Sterne hatten das Himmelsgewölbe noch nicht erstiegen. Nach und nach wurden die Kommandos des Lootsen immer leiser, bis er plötzlich ein Licht ergriff und dreimal hoch im Kreise schwenkte, ehe er es wieder hinter den Schirm stellte, wo es gestanden hatte.
    Der Pfiff einer Möve war die Antwort auf dieses Signal, und gleich darauf sah man ein Boot dem Sandal nahen.
    »Werft eine Leine aus, es ist mein Kahn!« erklärte der Lootse.
    Als dies geschehen war, schwang sich ein Knabe von kaum vierzehn Jahren an Bord, während das Boot im Schlepptau nachgezogen wurde.
    »Hast Du den Feind gesehen?« frug der Vater den Sohn.
    »Ja.«
    »Und warst nahe an ihm?«
    »Ja.«
    Dabei nickte der Knabe mit einer Miene, als ob dies etwas sehr Leichtes und Selbstverständliches sei.
    »Wo befindet er sich?«
    »Er segelt Nord bei Ost und gerade Ost von hier, um nach Damiette zu gehen.«
    »So sind wir sicher. Gebt vorn eine Laterne aus, damit ich das Fahrwasser erkenne!«
    Diesem Befehle wurde Folge geleistet, und nun gab er seine Kommandos wieder laut vom Buge aus, und trotz der Gefährlichkeit des Fahrwassers gelangten sie nach noch nicht zwei Stunden in die offene freie See.
    Jetzt wollte sich der Lootse verabschieden, und Manu-Remusat zog eine Handvoll Goldstücke hervor.
    »Hier nimm! Du hast es reichlich verdient.«
    »Sihdi, behalte Dein Geld und gedenke mein! Mein Bruder bat mich, Dich durch die Blokade zu bringen, und ich habe es gethan, weil es ihm und Allah gefällig war. Dein Dank ist mir lieber als das Gold, welches Du mir bietest!«
    Er trat an die Regeling und sprang trotz der Dunkelheit mit einer wahrhaft virtuosen Sicherheit hinunter in das Boot. Sein Sohn folgte ihm mit ganz derselben Gewandtheit.
    »Sallam aaleïkum!« hörte man noch den Gruß der Beiden; die Wogen hoben das Boot empor, ein Wellenthal verbarg es wieder; dann – war die letzte Verbindung mit der Heimath zerrissen.
    Manu-Remusat trat zu Katombo.
    »Glaubst Du, daß es gute Menschen gibt, die Allah lieben muß?«
    »Ich glaube es, denn dieser Mann hat es bewiesen.«
    »Allah segne ihn und seinen Bruder, sammt uns allen, die zu uns gehören, obgleich wir sie verlassen mußten! Jetzt aber gib mir das Steuer und gehe zur Ruhe; Du bedarfst ihrer, denn morgen mußt Du das Schiff regieren, während ich schlafe!«
    Katombo folgte dem Gebote. Als er am Morgen erwachte, erblickte er ringsum nur Himmel und Wasser; das Schiff war glücklich aus dem gesperrten Hafen in die offene See gekommen. Des Nachts war dies noch nicht zu behaupten gewesen, da mit Anbruch des Tages sehr leicht einer der Kreuzer zurückgekehrt sein und bemerkt werden konnte.
    Auch die Luft war günstig und das Wetter so schön, daß der Sandal fast anderthalb Tage lang seine Fahrt ohne die geringste Unterbrechung oder Störung machen konnte. Am Nachmittage des zweiten Tages saßen Remusat und Katombo bei Ayescha im Zelte, während einer der Leute das Steuer führte. Da trat Ali herbei, welcher mit zur Bemannung gehörte, und klatschte in die Hände, zum Zeichen, daß er etwas zu melden habe. An den Eingang des Zeltes durfte er sich nicht wagen, weil ein Weib sich in demselben befand. Katombo erhob sich und ging hinaus.
    »Was gibt es, Ali?«
    »Schau dorthin, Sihdi!«
    Dabei deutete er mit der Hand fast gerade nach Nord.
    »Ein Segel!« bemerkte Katombo.
    »Ein Segel, Sihdi? Allah segne Deine Augen, aber einer von uns Beiden sieht falsch, und meine Augen trügen mich niemals!«
    Katombo suchte den ganzen Horizont ab, konnte aber nur das entdecken, was er bereits gesehen hatte.
    »Dann trügen sie Dich jetzt, denn es gibt nur dies eine Segel!«
    »Sihdi, Du weißt, daß ich Ali-el-Hakemi-Ebn-Abbas-Ebn-er-Rumi-Ben-Hafis-Omar-en-Nasafi bin, und was ich sage, das ist wahr, denn dieses Schiff, das dort gefahren kommt, hat nicht nur ein,

Weitere Kostenlose Bücher