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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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treffen.«
    »Und wie willst Du die Khawassen täuschen?«
    »Ich werde das Haus als Derwisch verlassen.«
    »Sie werden Verdacht schöpfen, denn sie wissen, daß kein Derwisch hereingekommen ist. Kennen sie Dein Gesicht?«
    »Das ist nicht leicht zu denken.«
    »So werde ich Dir die Kleidung eines Läufers besorgen. Ich reite aus, und Du begleitest mich.«
    »Dann bitte ich Dich, lieber eine Sänfte zu nehmen, damit ich einiges mit fortbringen kann.«
    »Wie Du willst. Deine Wohnung werde ich reinigen und die Leiche fortbringen lassen.«
    »Den Kopf nehme ich mit mir.«
    »Thue, was Dir gefällt!«
    Eine halbe Stunde später wurde das Thor geöffnet, und die hinzutretenden Khawassen erblickten vier Sänftenträger und zwei Läufer. Die letzteren Beiden hatten Nilpeitschen in der Hand, um ihrem Herrn nöthigenfalls damit den Weg durch die engen, belebten Gassen zu bahnen.
    Da trat der Kadi-Baschi in den Hof; ein Sklave trug ihm die Pfeife nach. Es war deutlich zu sehen, daß sich noch Niemand in der Sänfte befand. Der Kadi stieg ein, und die Träger griffen zu den Tragstangen. Im raschen Schritte ging es zum Thor hinaus. Die Khawassen waren nicht schnell genug zurückgetreten; die beiden vorantrabenden Läufer warteten sofort ihres Amtes. »Remalek!« 33 rief der Eine und »Schimalek!« 34 der Andere, indem sie ihre Peitschen erhoben. Die trotz ihres Amtes in dieser Weise bedrohten Polizisten wichen schleunigst zurück, und die Sänfte verschwand im Gewühle der Straße. Katombo war entkommen.
    Am andern Tage nahm im vizeköniglichen Palais ein Fellah Zutritt, welcher den Khedive zu sprechen verlangte. Auf die Frage der Palastbeamten, was er vorzubringen habe, gab er an, ein wichtiges Schreiben überbringen zu müssen, welches in keine andere Hände als in diejenigen des Vizekönigs kommen dürfe. Da er nur ein gewöhnlicher Fellah war, wurde er nicht zugelassen; man nahm ihm vielmehr das Schreiben ab, worauf er sich schleunigst entfernte. Der Brief ging aus einer Hand in die andere, bis er endlich an seine hohe richtige Adresse kam.
    Der Beherrscher Egyptens empfing das fest versiegelte, aus sehr starkem Papier gefertigte Couvert und öffnete es. Es enthielt einen eng beschriebenen Bogen, dessen Schriftzüge so fein und klein waren, daß er ihn sehr nahe an das Gesicht halten mußte und lange Zeit brauchte, ehe er den Inhalt zu enträthseln vermochte. Dieser lautete folgendermaßen:
    »An den Tyrannen und Mörder.
     
    Du hast Manu-Remusat und Omar-Bathu gemordet, Du wolltest mich verderben und bist auch Schuld an Sobeïdens Tode. Auge um Auge, Zahn um Zahn: Du wirst desselben Todes sterben, den auch sie gestorben ist. Sie besaß einen Ring ihres hingeschlachteten Gatten, welcher ein feines, sicher wirkendes Gift enthielt. Sie nahm von demselben und starb, um Deiner Umarmung zu entgehen. Ich erhielt von Dir ihre Leiche und den Ring. Ich tränkte dieses Papier mit dem Gifte und schrieb so klein, daß Du es einathmen mußt. Mörder, Deine Tage sind gezählt, denn kein Arzt oder Zauberer vermag es, Dir Hilfe zu bringen. Du wirst langsam hinsiechen und elend sterben. Denke in Deiner letzten Stunde an Deine Thaten und an mich, der die Seinen zu rächen weiß!
    Nurwan-Pascha.«
     
    Einige Zeit später erhielt der neue Kapudan-Pascha eine Kiste von unbekannter Herkunft zugesandt. Sie enthielt den Kopf des Kapudan und das Etui mit der seidenen Schnur, welche für Katombo bestimmt gewesen war.
    Längst vorher schon war dieser nach Rosette entkommen. Mittel standen ihm genug zu Gebote für Alles, was er für sich und die Seinigen gebrauchte. Er brachte sie an einem sicheren Orte unter und begab sich verkleidet nach dem Hafen, in welchem Schiffe aller Nationalitäten vor Anker lagen.
    Zwischen zwei schweren hochbordig gebauten Abendländern lag eine schlanke, scharf auf dem Kiele gebaute Feluke wie eine feine gelenkige Bajadere zwischen zwei unbeholfenen Chinesinnen. Eben stieß ein Boot von ihr ab und brachte zwei Männer an das Land, welche sehr aussahen wie vornehme Türken oder Araber. Sie gingen landeinwärts, während der Matrose, welcher sie gerudert hatte, in dem Fahrzeuge sitzen blieb. Katombo schlenderte noch einige Augenblicke herum und trat dann zu ihm.
    »Sallam aaleïkum!«
    »Aaleïkum!« antwortete der Mann, welcher ganz so aussah, als ob mit ihm nicht gut zu scherzen sei. Er trug kurze weite Hosen, aus welchen die Unterbeine nackt hervor blickten, eine sehr verschossene rothe Jacke und einen alten Fez ohne

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