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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Trottel, aber das Messer und die beiden Pistolen, welche in seinem beinahe zerfetzten Gürtel staken, waren von so vorzüglicher Arbeit, daß ihr Käufer gewiß keinen gewöhnlichen Preis für sie bezahlt hatte.
    »Gehörst Du zu diesem Schiffe?« frug Katombo.
    »Ja.«
    »Es muß ein ganz vorzüglicher Segler sein.«
    »Meinst Du?«
    Diese kurze Frage war von einem beinahe geringschätzenden Blicke begleitet. Dieser Mann schien die Worte Katombos mehr für eine Höflichkeit oder allgemeine Phrase, als für das Ergebniß eines Kennerblickes zu halten.
    »Ja, ich meine es. Wo kommt Ihr her?«
    »Allah weiß es.«
    »Wie lange bleibt Ihr hier vor Anker?«
    »Allah weiß es.«
    »Und wo geht Ihr hin?«
    »Hast Du nicht gehört, daß es Allah weiß?«
    »Mann, Du gefällst mir!«
    »Du mir aber nicht.«
    »Warum?«
    »Weil Du nicht weißt, wie schön es ist, wenn die Zunge ruhen darf.«
    »Ich weiß es: Schweigen ist Gold, aber Reden bringt Gold!«
    Er griff in die Tasche und hielt ihm ein Goldstück entgegen. Der Matrose griff schnell zu und steckte es ein.
    »Ich habe mich geirrt; Du gefällst mir sehr, denn Allah hat Dir Weisheit und Verstand gegeben.«
    »Also, wo kommt Ihr her?«
    »Von Falez.«
    »Wo geht Ihr hin?«
    »Nach Tunis.«
    »Wie lange bleibt Ihr hier?«
    »Bis morgen.«
    »Auch ich will nach Tunis. Führt Ihr Passagiere?«
    »Nein.«
    »Was habt Ihr geladen?«
    »Uns.«
    »Ich sehe, daß Allah auch Dir Weisheit und Verstand gegeben hat. Ich werde mit Deinem Kapitän sprechen. Wo ist er?«
    »An Bord.«
    »Kannst Du mich hinüber bringen?«
    »Komm!«
    »Wer waren die beiden Männer, welche Du an das Land brachtest?«
    »Der Steuermann und der Segelmeister.«
    Katombo nickte leicht mit dem Kopfe; er schien eine leise Vermuthung so ziemlich bestätigt zu finden. Ein Steuermann und ein Segelmeister in so reicher Kleidung. Wozu brauchte überhaupt eine Feluke einen Segelmeister?
    Das Boot stieß ab und legte an dem Schiffe an.
    »Winke mir, wenn ich Dich wieder holen soll,« meinte der Ruderer und kehrte an das Land zurück. Jedenfalls hatte er dort die beiden Vorgesetzten zu erwarten.
    Katombo stieg das herabgelassenen Fallreep wie ein Mann hinan, welcher sich noch sehr wenig zur See befunden hat. Droben wurde er auf seine Frage nach der Kajüte gewiesen. Ehe er dort eintrat, warf er über das Deck einen forschenden Blick, welcher die erwähnte Vermuthung zur Gewißheit zu erheben schien.
    Der Kapitän war ein wohlbeleibter Muselmann, welcher auf seinem Teppiche ruhend die Wasserpfeife rauchte. Es war ihm anzusehen, daß ihm die Störung und der Anblick eines Mannes, der nicht zu der Equipage des Schiffes gehörte, nicht angenehm sei.
    »Wer bist Du?« frug er barsch.
    Katombo schaute sich erst in der Kajüte um und antwortete dann:
    »Ein Mann, der Deine Hilfe sucht.«
    »Wozu?«
    »Aus diesem Lande fort zu kommen.«
    »Willst Du fort, oder mußt Du fort?«
    »Ich muß.«
    »Maschallah, Du bist aufrichtig! Wie heißest Du?«
    »Allah weiß es.«
    »Wo kommst Du her?«
    »Allah weiß es.«
    »Gott ist groß, und Deine Zunge ist gelähmt. Weißt Du nicht, daß ich keinen Mann mitnehmen darf, welcher mir nicht sagen kann, wer er ist?«
    »Ich weiß es; aber Du wirst mich dennoch mitnehmen.«

    »Nein.«
    »Und doch – mich, mein Weib und mein Kind.«
    »Allah kerihm, Gott ist gnädig; er möge Dir Deinen finstern Verstand erleuchten. Ich brauche weder Weiber noch Kinder an Bord.«
    »Das weiß ich; aber dennoch wirst Du mich mitnehmen, denn ich kann Dir zahlen, was Du verlangst.«
    Diese Rede schien nicht ohne einen günstigen Eindruck zu sein. Der Kapitän sann eine Weile nach und meinte dann: »Seid Ihr schon einmal zur See gewesen?«
    »Oft.«
    »So fürchtet Ihr Euch nicht vor Wind und Wasser?«
    »Nein.«
    »Auch nicht vor andern Dingen?«
    »Welche meinst Du?«
    »Es gibt deren viele, zu Beispiel die Piraten, deren es in diesen Wassern viele gibt.«
    »Wir fürchten sie nicht.«
    »Ah, Dein Mund ist groß! Wenn nun der ›Tiger‹ käme! Hast Du von ihm gehört?«
    Katombo lächelte.
    »Sehr viel. Er wird uns nichts thun.«
    Bei dem Tone, in welchem diese Worte gesprochen wurden, blickte der Kapitän aufmerksam empor.
    »Warum denkst Du dies?«
    »Weil Du gerade ebenso bewaffnet bist wie er. Auch er ist nur eine Feluke, die allerdings gerade ganz so vortrefflich gebaut sein soll wie die Deinige.«
    In dem Auge des Kapitäns leuchtete eine Art von Verständniß auf. Er blickte eine Weile vor sich hin

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