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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und meinte dann: »Wo willst Du hin?«
    »Nach Tunis oder Algier; vielleicht sage ich es Dir unter der Fahrt.«
    »Du wirst viel zahlen müssen!«
    »Vielleicht auch nichts. Ich will fort von hier, und sollte ich mit diesem ›Tiger‹ selber fahren.«
    »Gibst Du fünfhundert Maria-Theresien-Thaler?«
    »Ja.«
    »Die Sonne dieses Landes scheint Dir sehr heiß zu werden! Ich werde Euch Plätze geben. Wir stechen morgen zur Zeit des Gebetes in See. Wann willst Du an Bord kommen?«
    »Heut Abend, wenn es dunkel ist.«
    »Bringst Du Waffen mit?«
    »Sie sind besser als die Deinen hier.«
    »Maschallah! Wir werden uns kennen lernen. Allah sei mit Dir!«
    Katombo war somit entlassen und fand bei seiner Rückkehr am Abende Alles zu seiner Aufnahme bereit. Ayescha und Almah wurden in einem Raume untergebracht, wo sie von dem Schiffsvolke nicht belästigt werden konnten, und am frühen Morgen lag das Land bereits weit hinter der Feluke, die mit voller Leinwand nach Westen strebte und sich als eine ausgezeichnete Seglerin erwies.
    Katombo hatte Zeit, während der Fahrt alle Vorgänge an Bord zu beobachten. Der Kapitän hatte sich bisher nicht um das Mindeste bekümmert und war in der Kajüte geblieben, trotzdem das Auslaufen aus dem Hafen eigentlich seine Gegenwart an Deck erfordert hätte. Entweder hatte er ein ungewöhnliches Phlegma oder er wußte, daß er sich auf seine Leute vollständig verlassen konnte. Allerdings erwies sich der Steuermann als ein ganzer Mann in seinem Fache, und Derjenige, welchen der Matrose »Segelmeister« genannt hatte, hätte wohl recht gut Kapitän der Feluke sein können. Er kommandirte das Fahrzeug in einer Weise, welche ihn als einen umsichtigen, erfahrenen und energischen Mann erkennen ließ. Katombo fiel es auf, daß er nicht die Gesichtszüge eines Orientalen hatte, Physiognomie und blondes Haar wiesen vielmehr auf eine nordische Abstammung hin, und ganz dasselbe war auch mit dem Steuermannsgehilfen der Fall, der sich noch in einem sehr jugendlichen Alter befand und dem Segelmeister so ähnlich sah, daß man auf eine zwischen Beiden stattfindende enge Verwandtschaft schließen mußte.
    Der Segelmeister hatte auf dem Hinterdecke gestanden; jetzt trat er zum Maste, an welchem Katombo lehnte. Jedenfalls hatte er die Absicht ein Gespräch anzuknüpfen, und er führte sein Vorhaben in jener vorsichtigen Weitschweifigkeit aus, welche dem Seemanne eigenthümlich zu sein pflegt. Er begann: »Gut Wetter, heut!«
    »Sehr!«
    »Schöne Prise!«
    »Ausgezeichnet!«
    »Kann nicht besser sein für unsern Kurs!«
    »Allerdings.«
    »Auch gut für Dich.«
    »Warum?«
    »Wirst nicht seekrank werden.«
    »Pah!«
    »Ah! wirsts wohl nie?«
    »Nie.«
    »Dann warst Du wohl oft zur See?«
    »Oft.«
    »Wo?«
    »Da und dort.«
    »Hm! Scheinst kein Freund von langen Predigten zu sein.«
    »Zuweilen.«
    »Wie gefällt es Dir bei uns?«
    »Sehr gut, hier oben nämlich.«
    »Hier oben? Nicht auch unten?«
    »Möchte nicht mitmachen.«
    »Was, warum?«
    »Weil es zu schwül und dumpf im Raume ist. Wäre ich Kapitän, so ließe ich die Leute endlich einmal an die Luft gehen.«
    Der Segelmeister blickte ihn überrascht an.
    »Welche Leute? Du hast spionirt.«
    »Nein, aber ich bin ein Seemann, und ein solcher pflegt einen Tiger von einem Hasen unterscheiden zu können.«
    »Du redest ja recht klug! Ein Seemann willst Du sein? Matrose?«
    »Nein.«
    »Was sonst?«
    »Ist Nebensache.«
    »Oder auch Hauptsache. Woher vermuthest Du, daß wir mehr Menschenfleisch an Bord haben, als wir sehen lassen können?«
    »Aus dem Bau und der Takelung dieses guten Fahrzeuges.«
    »Und wenn Du Recht hättest, was würdest Du thun?«
    »Nichts. Ich bin als Passagier von Euch aufgenommen worden und weiß ganz genau, welche Verpflichtungen wir gegen einander haben.«
    »Dann gut. Wir sind übrigens auch weit genug vom Lande ab und können die Farbe zeigen.«
    Zwei kurze Befehle, welche er gab, wurden augenblicklich befolgt. Das Ziehen an einer starken Leine genügte, um das riesige Halbmondbild, welches sich unter dem Spriete befand, zu wenden; auf der andern Seite desselben erschien das Konterfei eines Piraten, welcher mit gezücktem Messer über einem Gefangenen kniete; darunter stand in großen Zügen das Wort »Tiger« geschrieben, und zu gleicher Zeit öffnete sich eine der Vorderluken, aus welcher wohl über zwanzig wohlbewaffnete Männer stiegen, deren Physiognomien es sehr leicht anzusehen war, daß sie in einem kampfesreichen

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