Scepter und Hammer
grüßte sie, als sie den Schmied erblickte. »Und auch Sie, mein – – – Herr, mein gütiger Heiland, ist es denn wahr? Das ist ja, das sind ja, das – – –«
»Still, Frau Seidenmüller!« unterbrach sie der von ihr erkannte König. »Schließen Sie schnell auf.«
Sie eilte die Treppe empor und öffnete das Zimmer.
»Aber ich muß erst Licht – –«
»Brauchen wir nicht. Es darf kein Mensch erfahren, wer heut hier gewesen ist; verstehen Sie?«
»Sehr wohl, Majestät!«
»Penentrier wird gleich kommen. Sie erwarten ihn in der Hausflur und sagen ihm, daß einige Herren da sind, welche in der heutigen Angelegenheit mit ihm nothwendig zu sprechen haben. Jetzt gehen Sie!«
Die Wirthin folgte diesem Befehle. Sie hatte kaum die Treppe hinter sich, so kam bereits der kleine Rentier.
»Guten Abend. Hat vielleicht Jemand nach mir gefragt?«
»Drei Herren.«
»Wer war es?«
»Ich mußte sie in Ihre Wohnung bringen.«
»Ah, ich hatte doch verschlossen!«
»Sie wünschten es, denn sie mochten gern vermeiden wollen unten einzutreten. Sie wollen in der heutigen Angelegenheit mit Ihnen reden.«
»In welcher? Sagten sie ausdrücklich, in der heutigen?«
»Ja.«
»Dann sind sie willkommen! Sie sind noch oben?«
»Ja. Ich habe sie soeben erst hinaufgebracht.«
»Aber die Fenster sind unerleuchtet.«
»Sie verbaten sich das Licht.«
Jetzt dachte der Rentier ganz sicher, daß er es mit Verbündeten zu thun habe. Er stieg die Treppe empor und trat in das dunkle Zimmer.
»Guten Abend!«
»Guten Abend!« erscholl die dreifache Antwort.
»Woher?«
Er wollte sich also doch vergewissern, ob er es wirklich mit Freunden zu thun habe.
»Aus dem Kampfe,« antwortete Max.
»Wohin?«
»Zum Siege.«
»Wodurch?«
»Durch die Lehre Loyola’s.«
»So seid mir willkommen, Brüder in dem Herrn, und erlaubt, daß ich Licht anbrenne.«
Während er sich noch mit der Lampe beschäftigte, huschte Max nach dem Eingange, den er besetzte, während sein Vater sich an die Thür stellte, welche zum Nebenzimmer führte. Der König blieb ruhig sitzen.
Penentrier hatte jetzt das Licht entzündet. Der Schein desselben fiel gerade und voll auf das Gesicht des Königs.
»Nun, meine Brüder, was führt – – –«
Er blieb, mehr als überrascht, ja, beinahe entsetzt, mitten in der Rede stecken, denn er hatte den Dasitzenden sofort erkannt. Ein Blick auf die beiden Anderen und ihre Stellungen belehrte ihn, daß die drei Männer nicht in freundlicher Absicht zu ihm gekommen seien.
»Sie erschrecken?« frug der König gelassen. »Worüber?«
Der Gefragte hatte sich schnell wieder gefaßt.
»Majestät, es ist nur der ausgezeichnete Rang meines Besuches, welcher mich überrascht.«
»Was war das für eine Formel, mit welcher Sie uns grüßten?«
Er wußte die Verlegenheit, in welche ihn diese Frage bringen mußte, vortrefflich zu verbergen.
»Derjenige, welcher sie mir beantwortete, vermag jedenfalls bessere Auskunft zu ertheilen als ich, Majestät.«
»Diese Formel hat große Aehnlichkeit mit einer Parole.«
»Ich gebe es zu.«
»Und zwar mit einer Parole unter Jesuiten.«
»Allerdings.«
»Wo hörten Sie dieselbe?«
»Im Leseklubb, wo sie die Pointe eines Romans bildete, welcher vorgelesen wurde. Seitdem war es unter einigen Freunden spaßhafter Usus, uns mit dieser Formel zu begrüßen.«
»Befand sich in diesem Freundeskreise nicht auch ein gewisser Pater Valerius?«
»Ich kenne diesen Namen nicht.«
»Diese Unkenntniß ist wohl auch nur spaßhafter Usus, da wohl ein jeder Mensch seinen eigenen Namen kennt!«
»Verzeihen Majestät, daß ich diese Worte nicht verstehe!«
»Pah! Lassen wir diese Kinderei; sie ist hier am unrechten Platze! Sie heißen?«
»Aloys Penentrier.«
»Ein französischer Name. Sie sind?«
»Rentier.«
»Sie können sich als solcher legitimiren?«
»Vollständig. Darf ich Majestät die betreffenden Dokumente präsentiren?«
»Ist nicht nöthig. Sie sind gefälscht, und wir werden ja erfahren, von wem dies geschehen ist. Ihr wahrer Name ist der vorhin genannte, nämlich Pater Valerius. Sie sind Jesuit. Wissen Sie nicht, daß es Männern von Ihrer Kongregation bei Strafe des Stäupens verboten ist, Norland zu betreten?«
»Majestät, so wahr – –«
»Schurke, schwören Sie nicht! Ich werde Sie sofort überführen. Greifen Sie in Ihre Brusttasche, und händigen Sie mir die Dokumente aus, welche der Herzog von Raumburg soeben unterzeichnet hat, unterzeichnet bereits als ›neuer
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