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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenn sie in Wirklichkeit existiren sollte, vollständig fern stehen.«
    »Von Ihrem Vater bin ich allerdings überzeugt, daß er derselben jetzt ganz und gar ferne steht,« antwortete der König mit Bedeutung. »Und ich wünschte sehr, diese Ueberzeugung ebenso auch von Ihnen haben zu können!«
    »Das dürfen Sie, bei meiner Ehre!«
    »Bei Ihrer Ehre? Prinz, bedenken Sie dieses Wort!«
    »Ich werde Majestät sofort überzeugen.«
    »Wodurch?«
    »ich bitte um die Erlaubniß, Ihnen bei Unterdrückung des Aufstandes mit allen Kräften dienlich sein zu dürfen.«
    »Diese Erlaubniß gebe ich Ihnen vollständig, denn ich habe die Meinung, daß Sie mir sehr dienlich sein können.«
    »Bestimmen Majestät die Art und Weise!«
    »Sie wird nicht eine aktive, sondern eine passive sein, ganz wie bei Ihrem Herrn Papa. Sie werden sich von Allem vollständig fern zu halten haben.«
    »Majestät!«
    Dem Prinzen schien zu ahnen, welche Passivität der König meinte.
    »Ihr Vater ist nämlich Gefangener. Sie sind ganz in demselben Grade kompromittirt wie er. Geben Sie mir die Erlaubniß, Ihre Papiere einer Durchsicht zu unterwerfen?«
    »Ew. Hoheit befehlen, und ich gehorche, protestire aber gegen jede Gewaltmaßregel, welche gegen den Vater oder mich angewandt worden ist oder noch angewandt werden könnte!«
    »Ich pflege nur solche Maßregeln zu ergreifen, zu denen ich mich befugt oder genöthigt sehe.«
    »Dabei wäre wohl zu bedenken, daß der hohe Rang der Familie Raumburg in jeder, ich sage, in jeder Lage unbedingt zu berücksichtigen ist!«
    »Ich stimme bei. Sowohl die bürgerliche Stellung als auch der Bildungsgrad und das genossene Vertrauen sind Faktoren, mit denen man ebenso zu rechnen hat, wie mit der Größe der Pflichten, welche eigentlich zu erfüllen waren. Wem viel gegeben ist, von dem wird auch viel gefordert, und der wird auch strenger bestraft, sobald er mit seinem Pfunde sündigte. Kommen Sie in Ihr Arbeitskabinet!«
    »Ich gebe mein Ehrenwort, daß nichts zu finden ist, was Veranlassung geben könnte, mich unter eine Anklage zu stellen!«
    »Sie gaben bereits vorhin einmal Ihr Ehrenwort und ich war überzeugt, daß Sie die Unwahrheit sprachen.«
    »Wie? Majestät nennen mich einen Lügner? Es ist zu bedenken, daß ich mich im Hause Raumburg und inmitten einer Dienerschaft befinde, deren Treue mir die Mittel bietet, jeder Gewalt kräftig entgegen zu treten!«
    »Sie wagen es, Ihrem Könige zu drohen? Pah! Ich bin nicht so isolirt, wie Sie meinen dürften. Versuchen Sie den geringsten Widerstand, so sind Sie unrettbar und für immer verloren. Ich kenne allerdings die Gewaltthätigkeiten, welche von jeher im Hause Raumburg verübt worden sind, und habe meine Vorkehrungen so getroffen, daß wenigstens die Majestät hier sicher ist!«
    Der Prinz wurde durch diese Worte sichtlich eingeschüchtert; er zögerte, sein Arbeitszimmer zu betreten.
    »Wenn Vater sich in Prisson befindet, so muß ich fragen, welcher Ort sein unfreiwilliger Aufenthalt ist?«
    »Es wird auf Ihr Verhalten ankommen, ob Ihnen darüber eine Mittheilung gemacht werden kann. Ich ersuche Sie zum letzten Male um Vorlegung Ihrer Korrespondenz. Oder wünschen Sie, daß ich Ihre Wohnung polizeilich durchsuchen lasse? Sie sehen, daß ich allerdings geneigt bin, Ihren Rang zu berücksichtigen, indem ich amtliche Hände von Ihnen fern zu halten suche.«
    »Ich füge mich!«
    Sie traten in das Studierzimmer des Generals.
    »Setzen Sie sich in diese Ecke, Prinz!« befahl der König. »Sie erheben sich nicht eher, als bis ich Ihnen die Erlaubniß dazu ertheile. Im Gegenfalle muß ich die in Bereitschaft stehende Hilfe rufen und kann dann keine Rücksicht mehr walten lassen.«
    Der Monarch begann die Untersuchung in der Erwartung, daß er nichts Bedeutendes finden werde, fühlte sich aber sehr bald enttäuscht, denn bereits nach kurzer Zeit kam ihm ein Päckchen Briefe und Aufzeichnungen in die Hand, aus denen die sehr eingehende Betheiligung des Prinzen leicht zu beweisen war.
    »Wie steht es nun mit Ihrem Ehrenworte?« frug er. »Nur der jugendliche Leichtsinn und das Einwiegen in vollständige Sicherheit konnten diesen offenen Ort zum Aufbewahrungsorte so wichtiger Skripturen wählen. Ein Anderer hätte sie wenigstens in ein verborgenes Fach gelegt, ungefähr wie dieses, welches ich jetzt öffne.«
    In demselben fanden sich neue Belege; die vorigen waren jedenfalls vor kurzer Zeit gebraucht und nicht wieder zurückgelegt worden. Der Prinz mußte einsehen,

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