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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sicher. Der Ort wird von Militär umzingelt, welches ja der treue Wallroth, der das Terrain bereits kennt, besorgen kann, und so haben wir die Ueberzeugung, daß uns keiner entkommt.«
    »Und die hiesigen?«
    »Das sind Fünf, deren Arretur ich selbst und der Vater besorgen können.«
    »Gut; so sei es. Schreibe die Depeschen sofort; aber sorge dafür, daß uns Niemand in die Karte zu sehen vermag! Die Arretur des Prinzen werde ich selbst, und zwar gleich, übernehmen. Du, Brandauer, gehst zu Wallroth und siehst, wie es mit dem Hofprediger steht. Sobald Ihr mit diesen Obliegenheiten zu Ende seid, erwarte ich Euch im Schlosse.«
    Er verließ den Gasthof und begab sich über den Fluß hinüber nach dem herzoglichen Palais. Dort frug er nach dem Prinzen, welcher einen Theil des Gebäudes bewohnte, erfuhr, daß derselbe anwesend sei, und ließ sich bei ihm melden. Natürlich wurde er sofort empfangen. Der Prinz, welcher seine volle Generalsuniform trug und augenscheinlich zum Ausgehen bereit gewesen war, kam ihm mit gut gegebener Ehrfurcht entgegen.
    »Majestät! Welch hohe und unerwartete Ehre! Ich vernahm daß Ew. Königliche Hoheit geruht hätten, mit Papa auszufahren?«
    »Ich bin bereits wieder zurück, wie Sie sehen, General.«
    »Und der Vater?«
    »Es sind sehr wichtige Angelegenheiten, welche ihn veranlaßt haben, sich meiner Wiederkehr nicht anzuschließen. Ich kam, um Sie davon zu benachrichtigen und Ihnen bei dieser Gelegenheit einige Mittheilungen zu machen.«
    »Ich höre, Majestät!« antwortete der Prinz.
    Er schob dem Könige ein Fauteuil entgegen und wartete, von ihm ebenso zum Platz nehmen eingeladen zu werden, was aber zu seiner Verwunderung nicht geschah. Er mußte stehen bleiben, während der König sich setzte und sogleich begann: »Zunächst einige private Fragen: Sie hatten auf Veranlassung Ihres Vaters eine gewisse Intention in Betreff der hier anwesenden Prinzessin Asta von Süderland?«
    Der Prinz erschrak recht sichtlich.
    »Majestät!« war die einzige Antwort, welche er zögernd hervorbrachte.
    »Sie dürfen mir offen antworten, denn Sie sehen, daß ich nicht so ununterrichtet bin, wie Sie bisher wohl angenommen haben. Ich weiß sehr genau, daß die Anwesenheit der süderländischen Herrschaften nur allein mit dieser Intention in Beziehung stand.«
    »Hat Vater Ihnen die betreffende Mittheilung gemacht?«
    »Leider nein, doch bin ich natürlich von anderer Seite unterrichtet worden. Wie weit ist diese Angelegenheit gediehen?«
    Die Verlegenheit des Prinzen wuchs.
    »Ich muß Ew. Majestät ersuchen, sich mit dieser Frage an den Vater zu wenden, da nur er kompetent ist.«
    »Das ist bereits geschehen. Er sieht von dieser Spekulation vollständig ab.«
    »Ah! Aus welchem Grunde?«
    »Weil es die Ueberzeugung eines jeden guten Unterthanen ist, daß in solchen Angelegenheiten nur der Monarch allein zu bestimmen hat, zumal wenn mit denselben politische Berechnungen verbunden werden, welche die bestehende Ordnung in Gefahr bringen.«
    »Majestät erschrecken mich! Ich war allerdings angewiesen, mich Prinzeß Asta zu nähern, habe aber nicht die mindeste Ahnung, was mit diesen politischen Umtrieben gemeint sein könne.«
    »So? Auch hier dürfen Sie offen sprechen, denn ich bin in diesem Punkte ganz ebenso
au fait
wie in dem vorigen.«
    »Ich ersuche Ew. Hoheit, mich gütigst zu informiren!«
    »Gern! Ich werde es thun, um Ihnen den Beweis zu liefern, daß ich nicht unwissend bin. Ihre projektirte Vermählung mit der Prinzeß sollte den Hof von Süderland bewegen, Ihnen behilflich zu sein, der Thronerbe von Norland zu werden. Meine Absetzung, ja, mein Tod war eine ebenso beschlossene Sache, wie die Krönung Ihres lieben Herrn Vaters. Eine Erhebung des Volkes ist eingeleitet und, wie ich gestehe, mit sehr vieler Gewandtheit und Raffinerie. Diese Revolution sollte Süderland die Veranlassung geben, seine Heere, welche sich bereits hinter der Grenze konzentriren, marschiren zu lassen.«
    »Majestät, das ist ja eine ganz wahnsinnige Idee!«
    »Allerdings so wahnsinnig, daß Ihre Stimme zittert und Sie vor Erregung erbleichen. Leider sind mir sämmtliche Aktenstücke der Verräther in die Hände gefallen, und ich bin in der Lage, die Schlange, welche mir drohte, unschädlich zu machen.«
    Der Prinz war wirklich bis zum Tode erbleicht und mußte alle Kraft aufbieten, um seine Fassung zu bewahren.
    »Majestät dürfen vollständig überzeugt sein, daß sowohl ich als auch Papa einer solchen Bewegung,

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