Scepter und Hammer
als der Prinz öffnete, zufälliger Weise im Nebenzimmer befunden haben.«
»Gut. Er wird dennoch mißtrauisch geworden sein. Wir müssen ihn unschädlich machen, ehe ihm das Ausbleiben seines Vaters auffällig wird.«
»Er ist Mitverschworener, Majestät.«
»Aktiv oder passiv?«
»Sehr aktiv.«
»Du siehst dies aus diesen Skripturen?«
»Sie beweisen es bis zur Evidenz.«
»Was enthalten sie überhaupt?«
»Glücklicher Weise Alles, was wir wissen müssen, und vor allen Dingen eine genaue und sehr ausführliche Liste aller Verschworenen, denen bei dem Aufstande eine bedeutendere Aufgabe zufallen soll. Es befinden sich sehr distinkte Namen von Militär und Civil darunter.«
»Wir gehen in das Nebenzimmer, und Du liest Alles vor.«
»Würden Majestät nicht vorziehen, im Schlosse – –«
»Hier ist keine Zeit zu verlieren, sondern jede einzelne Minute von Werth. Und übrigens weiß ich ja noch nicht, ob ich mich von hier aus direkt nach dem Schlosse begeben kann, oder ob mich die Pflicht nicht vorher an andere Orte ruft. Auch mußt Du jetzt zugegen sein, um etwaige Besuche des Jesuiten zu empfangen.«
»Was habe ich zu thun, wenn einer der Verschworenen kommt?«
»Ihn gefangen zu nehmen und hier geheim zu halten.«
Sie begaben sich in den Nebenraum, wo Max die Vorlesung begann. Der Abbé hatte im Vertrauen auf seine Chifferschrift über die ganze Entwicklung des Aufstandes, der bereits seit langen Jahren vorbereitet worden war, bis auf den heutigen Tag sehr ausführliche Bemerkungen angesammelt, jedenfalls um später dieselben seinen Vorgesetzten einzusenden und auf diese Weise seine Verdienste in das gehörige Licht zu stellen. Es fehlte nichts als die diplomatischen Aktenstücke, welche im Geheimen zwischen dem Herzoge von Raumburg und den verschiedenen Mächten gewechselt worden waren. Diese konnten allerdings nicht in dem Besitze des Jesuiten sein.
»Hätte ich diese in den Händen,« zürnte der König, »so würde ich sie veröffentlichen und damit alle Kabinete brandmarken, welche sich mit dem Verräther in solche Unterhandlungen eingelassen haben.«
»Ein Theil davon wird sich jedenfalls in dem geheimen Archive des Herzogs befinden, und ein großer Theil der andern befindet sich vielleicht in einem Besitze, der mir zur Verfügung steht.«
»Ah! Wie heißt der Besitzer?«
»Nurwan-Pascha, Majestät.«
»Der Kapudan-Pascha des Großherrn? Wie sollte ein türkischer Offizier in den Besitz von Urkunden gelangen, welche die Diplomatie alle Ursache hat zu verbergen?«
»Erstens, Majestät, ist er kein Türke, sondern ein Christ.«
»Ah!«
»Er kennt Norland sogar ganz ausgezeichnet und hat hier seine Jugendzeit verlebt.«
»Interessant!«
»Zweitens ist er ein Todfeind des Herzogs.«
»Könntest Du dies beweisen?«
»Sehr leicht. Majestät kennen die Zigeunerin Zarba, zu welcher er einst in einer Beziehung stand, die ich nicht näher bezeichne.«
»Nun?«
»Nurwan-Pascha hieß einst Katombo und war Zigeuner. Zarba war seine Braut. Der Herzog, damals noch Prinz, raubte sie ihm und nahm ihn sogar widerrechtlich gefangen. Katombo floh, kam nach Egypten, ward Seemann und stieg zweimal bis zum Kapudan-Pascha. Majestät erinnern sich noch des Umstandes, daß der Herzog einst zur See gefangen genommen und nach Konstantinopel geschafft wurde?«
»Allerdings. Dieser Streich warf die damaligen Errungenschaften Norlands für einige Jahre über den Haufen.«
»Er wurde eben von diesem Katombo ausgeführt, und zwar mit einem kleinen Nilsandal gegen ein dreimastiges und wohlbewaffnetes Orlogschiff. Erst in Folge dieses Abenteuers wurde der Sultan auf seinen späteren Großadmiral aufmerksam.«
»Das sind ja ganz romantische Komplikationen!«
»Ebenso bemerkenswerth ist der Umstand, daß die Mutter dieser Zarba einst die Geliebte des alten verstorbenen Herzogs von Raumburg war, also zwei Herzöge, Vater und Sohn, und zwei Zigeunerinnen, Mutter und Tochter.«
»Wo befindet sich Zarba jetzt?«
»Ich weiß es nicht. Sie war mit in den Bergen und ist nicht zurückgekehrt, doch gab sie mir den Bescheid, daß sie kommen werde, wenn ihre Stunde geschlagen habe.«
»Woher soll Nurwan-Pascha diese Papiere haben?«
»Das theilte er mir nicht mit. Uebrigens konnte ich aus seinen flüchtig hingeworfenen Bemerkungen eben nur ahnen, daß er Depeschen in den Händen habe, welche sich auf die verrätherische Politik des Herzogs beziehen.«
»Und Du stehst in Verbindung mit ihm? Ich höre doch, daß er
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