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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für Deine Sicherheit Sorge tragen. Du besorgst ein Fuhrwerk für vier Personen und nimmst Deine Frau gleich mit. Sofort nach unserer Ankunft in der Residenz erhältst Du Dein Geld, und morgen wenn man meine Flucht entdeckt, bist Du bereits mit meinen Empfehlungen auf dem Wege nach Süderland.«
    »Ja, wenn das so ginge!«
    »Es geht. Ich gebe Dir auch hierauf mein Ehrenwort!«
    »So werde ich mit meiner Frau sprechen, Durchlaucht. Aber jetzt muß ich Sie wieder einschließen.«
    »Alle Teufel! Kannst Du mich nicht – –«
    »Geht nicht, Durchlaucht. Man wird Ihre Zelle heut noch zweimal revidiren, und dann wäre Alles unmöglich.«
    »Gut, aber nicht so streng wie vorher!«
    »Kann nicht anders. Man würde es sofort bemerken.«
    Der Herzog sah ein, daß er gehorchen müsse. Der Schließer schnallte ihn ein, und begab sich dann in den Korridor zurück, wo er wartete, bis er wieder abgelöst wurde.
    Dann stellte er seiner Frau vor, welches Anerbieten ihm von dem Herzoge gemacht worden war. Diese war vollständig entzückt, als sie hörte, welche Summe sie erhalten sollte, und machte sich sofort an die Vorbereitung zu einer heimlichen Abreise. –Mitternacht war nahe, da öffnete sich ein Seitenpförtchen der Anstaltsmauer, um eine Frau und drei Männer auszulassen. Es waren die Flüchtlinge, welche unbemerkt entkommen waren.
    »Wo ist der Wagen?« frug der Herzog.
    »Dort auf der Straße hält er bereits.«
    »Wer ist der Kutscher?«
    »Ein entfernter Verwandter von mir.«
    »Weiß er, um was es sich handelt?«
    »Nein.«
    »Gut. Er darf auch nichts erfahren. Nur wer ich bin muß er wissen.«
    »Er kennt Sie, denn er hat Sie öfters gesehen.«
    Als sie den Wagen erreichten, stand der Fuhrmann bei seinen Pferden. Der Herzog trat nahe zu ihm heran.
    »Kennst Du mich?«
    Der Gefragte konnte im Scheine des Mondes die Züge des Herzogs deutlich sehen.
    »Durchlaucht!«
    »Gut! Weißt Du mein Palais in der Residenz?«
    »Ich weiß es.«
    »Du fährst an demselben vorüber und hältst am Ende des Gartens!«
    »Zu Befehl, Durchlaucht!«
    Sie stiegen ein und der Wagen rollte davon.
    Die beiden Oberärzte saßen noch bei einer wichtigen Berathung beisammen. Diese betraf die Entscheidung, welcher von ihnen die Leitung der Anstalt übernehmen sollte. Sie waren Freunde, und Jeder wollte die Stelle dem Andern gönnen, bis sie sich endlich entschlossen, das Loos zu werfen. Als dieses gefallen war, betrachteten sie die Angelegenheit als beendigt. Sie fühlten sich aber noch zu munter, als daß sie hätten schlafen gehen sollen, und beschlossen, die Zellen noch einmal zu revidiren.
    Sie begannen bei Nummer Eins, erschraken aber Beide nicht wenig, als sie bemerkten, daß der Raum leer sei.
    Es wurden sofort sämmtliche Beamte herbeigerufen. Keiner wußte etwas, aber es stellte sich heraus, daß der Schließer fehle. Es wurde bei ihm ohne Erfolg geklopft, bis man sich entschloß, seine Thüre aufzubrechen. Nun fand man in der verlassenen Wohnung den deutlichsten Beweis, daß man sich hier auf eine schleunige Abreise vorbereitet habe, und weitere Forschungen ergaben auch, daß die Flüchtigen ihren Weg durch die Seitenpforte genommen hatten.
    »Um Gotteswillen was thun?« frug der eine Arzt.
    »Wie viele Lohnkutscher gibt es hier?«
    »Vier.«
    »Schnell vier Leute fort zu ihnen. Wenn wir wissen, mit wem sie gefahren sind, werden wir auch den Weg erfahren, den sie eingeschlagen haben. Ich bereite mich vor, augenblicklich nach der Residenz zu gehen. Bestelle mir einen Wagen durch einen der vier. Vorher aber müssen wir telegraphiren.«
    »An wen?«
    »An den König und Doktor Brandauer. Es läßt sich vermuthen, daß der Herzog zunächst nach der Residenz gegangen ist, und wenn wir telegraphiren, ist es möglich, daß er dort gleich empfangen wird, wenn er die Anstalt noch nicht längst erst verlassen haben sollte.«
    Der Sprecher suchte sein Zimmer und war noch nicht mit dem Anlegen der Reisekleider fertig, als er einen der Boten bei sich eintreten sah.
    »Schon zurück?«
    »Ja. Ich konnte dem Herrn Doktor keinen Wagen besorgen.«
    »Warum?«
    »Der Fuhrmann, zu welchem ich geschickt wurde, ist nicht da. Sein Geschirr ist am Abende von dem Schließer bestellt worden.«
    »Wohin?«
    »Nach der Residenz.«
    »Ah! Tragen Sie diese beiden Depeschen sofort auf das Bureau!«
    Er warf einige Worte auf zwei Formulare, mit denen sich der Beamte entfernte. Ein Anderer brachte die Meldung, daß in einigen Minuten ein Wagen vor dem Thore halten

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