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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geeigneten Schritte thue. Gute Nacht, Her Major!«
    »Gute Nacht, Herr Doktor!«
    Max eilte an der Seite von Thomas, und gefolgt von zehn Soldaten, in eiligen Schritten auf der Straße dahin. Bei der Stadt angekommen, bog er nach dem Flusse ein, um die nächstliegende Landestelle zu erreichen. Dort lagen mehrere Kähne am Ufer. Sie schoben zwei von ihnen in das Wasser, stiegen ein und setzten auf das andere Ufer über, wo sie unterhalb des herzoglichen Gartens landeten. Unweit dieser Stelle hielt eine zweispännige Kutsche. Max schritt auf dieselbe zu. Sie war leer, aber der Kutscher stand am Schlage.
    »Wem gehört dieser Wagen?« frug Max.
    »Mir.«
    »Woher sind Sie?«
    »Warum?«
    »Sie sehen, in welcher Begleitung ich bin. Ich frage, und Sie haben mir die Wahrheit zu sagen. Also, woher kommen Sie?«
    Der Mann nannte den Ort, an welchem sich die Irrenanstalt befand.
    »Wen haben Sie gefahren?«
    Er zögerte.
    »Sie wünschen jedenfalls, daß ich Sie arretire!«
    »Ich habe den Anstaltsschließer mit seiner Frau gefahren.«
    »Ah! bis hierher? Und wen noch?«
    »Zwei Herren.«
    »Die Sie kannten?«
    »Nur den Einen.«
    »Den Herzog?«
    »Ja. Sie wissen – –?«
    »Ich weiß. Sie bleiben hier nicht halten.« Er wandte sich an einen der Soldaten: »Sie setzen sich zu diesem Manne auf den Bock und bringen ihn auf die Schloßwache. Gehorcht er nicht, so machen Sie Gebrauch von Ihren Waffen!«
    »Zu Befehl!«
    Der Kutscher mußte aufsteigen; der Soldat folgte ihm und der Wagen lenkte um, um die vorgeschriebene Richtung einzuhalten.
    Jetzt gab Max den andern Begleitern seine Weisung:
    »Sie Zwei folgen uns in den Garten; Sie zwei nehmen Posto vor dem Hauptportale des Herzogs und lassen keinen Menschen passiren, selbst den Herzog nicht. Im Weigerungsfalle, Ihnen zu gehorchen, gebrauchen Sie die Waffen. Verstanden?«
    »Ja.«
    »Die andern Fünf patroulliren um das Gebäude und den Garten. Es darf beide Niemand verlassen; wer es erzwingen will, wird gefangen genommen oder mit der Waffe behandelt. Jetzt vorwärts!«
    Er stieg mit Thomas über die Mauer. Die beiden Soldaten folgten ihnen. Unter der Gartentreppe nahm er das Fenster heraus und stieg ein, um durch den Gang in die Bibliothek zu gelangen. Droben hinter der Thür mußte er warten, bis ihm die Andern gefolgt waren, dann öffnete er behutsam. Es brannte kein Licht, aber in dem Arbeitszimmer war es hell, und Stimmen tönten durch die Portière. Er trat an diese heran und blickte hindurch. Der Herzog stand am Schreibtische und zählte Banknoten auf; neben ihm hielt ein Mann und eine Frau, in denen Max den Schließer und sein Weib erkannte, und auf einem Fauteuil hatte sich der Abbé niedergelassen, welcher außerordentlich angegriffen aussah.
    »Kommen Sie heran!« flüsterte Max. »Ich werde eintreten, und sobald Sie mich in Gefahr sehen, folgen Sie mir!«
    Die sämmtlichen vier Personen kehrten ihm den Rücken zu. Er lüftete die Portière, schob sich hindurch und setzte sich auf das Sopha, ohne daß es bemerkt wurde.
    »Hier,« meinte der Herzog. »Zählen Sie nach: Fünfunddreißig Tausend!«
    Der Schließer zählte mit zitternden Händen die Banknoten, und die Augen seines Weibes glühten vor Begierde, diese Summe in die Hände zu bekommen.
    »Richtig?« frug der Herzog.
    »Richtig!« antwortete der Mann. »Durchlaucht, ich danke von ganzem Herzen für – –«
    »Schon gut! Sie haben mir einen Gefallen erwiesen, und ich habe Sie dafür bezahlt. Wir sind quitt.«
    »Aber die Empfehlungen?«
    »Kommen jetzt noch nicht in Ihre Hände. Sie könnten doch den Fehler begehen, sich ergreifen zu lassen, noch ehe Sie die Grenze überschritten haben, und dann wäre ich blamirt. Hier ist die Adresse eines Mannes, an den Sie sich wenden mögen, sobald Sie Süderland glücklich erreicht haben; dieser wird sich in meinem Namen möglichst um Sie bemühen.«
    Er warf einige Worte auf ein Blatt Papier und gab dies dem Schließer.
    »Ihr Wagen steht noch unten, und ich werde Sie jetzt auf demselben Wege, den wir – –«
    Er wandte sich um, um unwillkürlich auf den verborgenen Gang zu deuten und erblickte Max. Ein furchtbarer Schreck zuckte über sein Gesicht, und der begonnene Satz blieb ihm in der Kehle stecken.
    Max erhob sich.
    »Guten Abend, meine Herren! Ich komme, wie es scheint, hier zu einem sehr eigenthümlichen Handel.«
    Der betroffene Schließer, welcher Max natürlich kannte, blickte wie Rettung suchend auf den Herzog. Dieser faßte sich zuerst.
    »Was thun Sie

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