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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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läßt.«
    »Und der Rath, welchen Sie mir ertheilen?«
    »Dieses pflichttreue Ehepaar wird festgenommen, auch der Herr Abbé ist mein Gefangener, und Sie selbst können nichts Besseres thun, als sich meiner Führung anzuvertrauen.«
    »Und wohin werden Sie mich führen?«
    »Zu dem Könige, der über Sie bestimmen wird.«
    »Sehr liebenswürdig und loyal! Und wenn ich mich nicht füge?«
    »So haben Sie die Folgen zu tragen.«
    »Ich werde sie tragen!«
    Mit einem schnellen Satze war er bei Max. Dieser wollte die Schußwaffe nicht gebrauchen. Auch der Abbé packte ihn, und der Schließer, welcher die ihm aufgezählte Summe in Gefahr sah, half den Beiden.
    »Zurück, Ihr Spitzpupen!« klang es da hinter ihnen.
    Thomas war mit den Soldaten eingetreten, faßte den Abbé und warf ihn zu Boden, daß es krachte. Der Herzog überblickte die Scene, riß sich von Max los und stürzte sich durch die Portière. Max folgte ihm und sah, daß er die verborgene Thür aufriß und hinter derselben verschwand. Er selbst hatte nicht so schnell von dem Schließer loskommen können, um dies zu verhindern. Die Fallthür herabzulassen, wäre jetzt zu spät gewesen, darum sprang er in den dunklen Gang hinein, um den Fliehenden zu erreichen.
    Als er an das Fenster kam und durch dasselbe sprang, sah er ihn zwischen den Bäumen verschwinden.
    »Posten, aufgepaßt!« rief er.
    »Halt, wer da!« klang es draußen.
    »Brandauer!« ertönte die Antwort.
    »Das ist Lüge. Haltet ihn!« gebot Max und eilte nach dem Punkte der Mauer, wo die Worte gesprochen worden waren.
    Draußen stand einer der Soldaten; die andern kamen auch herbei.
    »Wo ist er?« frug Max.
    »Fort!«
    »Sie sollen ihn doch halten?«
    »Er sagte doch er wäre Sie!«
    »Fort, ihm nach! Hundert Thaler wer ihn fängt!«
    Im Nu waren die Gewehre zusammengestellt, und die Leute rannten davon. Max konnte ihnen unmöglich folgen, da seine Gegenwart droben nothwendig war. Der Hauptgefangene war ihm höchst wahrscheinlich entgangen, aber der Abbé hatte die Fäden der Verschwörung in seinen Händen, er mußte für alle Fälle unschädlich gemacht werden.
    Als er in das Arbeitszimmer des Herzogs zurückkam, war der Obergeselle beschäftigt den Schließer zu binden.
    »Alle Teufel, Herr Doktor, das ist ein kräftiger Vagapundus! Ich hape Mühe gehapt, ihn unter die Pandage zu pringen.«
    »Soll ich helfen?«
    »Pin jetzt soepen fertig!«
    Der Abbé und die Frau des Schließers waren von den beiden Soldaten in Schach gehalten worden. Durch den Lärm herbeigelockt, versuchte jetzt die Dienerschaft einzudringen, Max aber wies sie zurück. Er verschloß den geheimen Gang und ließ die Gefangenen auf dem gewöhnlichen Wege nach unten transportiren.
    Dort fand er die beiden Thorposten im Gespräch mit einem Manne, in dessen Nähe eine Kutsche hielt.
    »Der Herr Doktor Brandauer ist wirklich hier?«
    »Ja.«
    »Aber warum verweigern Sie mir mit ihm zu sprechen?«
    »Es darf Niemand passiren.«
    »So lassen Sie mich ihm melden. Ich bin – –«
    »Was Sie sind ist ganz gleichgiltig. Es darf Niemand ein-und auspassiren.«
    »Aber Sie sehen doch, daß man wenigstens auspassirt!«
    Er zeigte nach dem Portale, unter welchem jetzt Thomas und die beiden Soldaten mit den Gefangenen erschienen. Hinter diesen trat Max hervor.
    »Ah, da ist er!«
    Max erkannte ihn. Es war der Irrenarzt, der es für gerathen befunden hatte, zunächst nach dem Palaste des Herzogs zu fahren, um zu sehen, ob dieser vielleicht seinen Weg dorthin genommen habe.
    »Herr Doktor!«
    »Ah, Herr Doktor!«
    So begrüßten sie sich, und Max fügte hinzu:
    »Ich habe Ihre Depesche erhalten und danke Ihnen für die schleunige Benachrichtigung. Sie sehen, daß sie gefruchtet hat. Ich stelle Ihnen hiermit drei Ihrer Flüchtlinge wieder zur Verfügung.«
    »Wirklich?«
    »Wie Sie sehen!«
    »Sie haben sie also wieder ergriffen! Aber der – – der Vierte?«
    »Ist uns vielleicht einstweilen entkommen. Da, wir werden es sogleich erfahren.«
    Die Soldaten kehrten von ihrer Verfolgung zurück. Der Herzog war nicht zu sehen.
    »Nun?«
    »Zu Befehl, Herr Doktor, er war spurlos verschwunden,« meldete Einer von ihnen.
    »Und da sagen die Schlingels noch ›zu Pefehl!‹« raisonirte Thomas. »Zu Pefehl wars, daß sie ihn fangen und herpringen sollten. Aper das Volk hat weder Talent noch Geschick, noch Arme und Peine. Mir wäre er nicht davongelaufen.«
    Max war auch unzufrieden mit diesem Resultate, aber er maß sich selbst einen Theil der

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