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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bat Almah, indem sie die Hand auf den Arm des Vaters legte.
    Dieser hatte eine solche Eile von Seiten des Dieners gar nicht erwartet.
    »Willmers!« gebot er.
    Der Gerufene drehte sich um.
    »Excellenz!«
    »Komm noch einmal näher!«
    Arthur folgte dem Rufe.
    »Warum gehorchst Du jetzt so schleunig?«
    »Um Excellenz zu beweisen, daß ich kein ungehorsamer Diener bin.«
    »Und dennoch bist Du es, sonst hättest Du den vorhin abgelassenen Kurierzug nach der Residenz benutzt, um meine Depesche zu expediren.«
    »Excellenz haben mir nicht befohlen, diesen Zug zu benützen.«
    »Gebot ich Dir nicht, die Depesche schleunigst zu übermitteln? Es ging am Abende kein Zug mehr, wie Du sagtest, folglich –«
    »Folglich bin ich zu Pferde nach der Residenz, Excellenz.«
    »Zu Pferde? Diesen weiten Weg? Unmöglich!«
    »Bei einem solchen Pferde ist es sehr möglich. Ich kehre eben zurück; die Depesche wurde um Mitternacht übergeben.«
    »Wem?«
    »Dem Kommandanten der Schloßwache.«
    »So wird sie der König heut Vormittag lesen. Du wurdest gefragt, von wem sie sei?«
    »Nein. Ich schnitt alle Erkundigungen durch die Angabe ab, daß ich ein Kurier von Schloß Sternburg sei.«
    »Gut! Ich habe mich vorhin geirrt. Du bleibst!«
    »Zu Befehl, Excellenz!«
    Er wandte sich ab und trat zum Pferde, welches er nach dem Stall führte. Dann suchte er das Stübchen auf, welches er als Domestik erhalten hatte.
    »Papa, bat sie ihn, als ich von ihm fortgewiesen wurde! Sie ist gut und mild; ihr Angesicht lügt nicht, wie die Züge so vieler Frauen, welche man innerlich ganz anders findet, als das Aeußere es verspricht. Ihr Auge ist rein und wahr wie das Kristall der Quelle, welche das kleinste Sandkorn des Bodens erblicken läßt. Almah, sei Du das köstliche Ziel, nach welchem ich strebe, und wenn es mir beschieden ist, es zu erreichen, so will ich vom Geschicke nichts mehr verlangen, als nur die Kraft, mir Deine Liebe für immer erhalten zu können!«
    Er öffnete das Medaillon und drückte das Bild der heimlich Geliebten an seine Lippen. Dann stellte er sich sinnend an das Fenster.
    »Was mag es sein, was den berühmten Admiral nach Tremona führt? Und wie kam der Vater mit ihm zusammen? Es ist ein eigenthümlicher Brief, welchen er mir schreibt!«
    Er öffnete ein Kästchen und entnahm demselben einen Bogen, welchen er entfaltete und las:
     
    »Mein lieber Junge!
     
    Ich erfuhr in Deinem letzten Briefe, daß Du Urlaub bekommst und nach Tremona gehen wirst. Das gönne ich Dir von ganzem Herzen und wünsche, ich könnte bei Dir sein. Da dies aber nicht der Fall sein kann, so sende ich Dir einen Stellvertreter, nämlich keinen Anderen, als den berühmten Seehelden Nurwan Pascha, welcher eine Kleinigkeit mit der Süderländischen Regierung zu reguliren hat und mich frug, ob es in Tremona ein anständiges Logement gebe, wo er einige Zeit lang ungestört seinen Neigungen leben könne. Ich erzählte ihm von Dir und Schloß Sternburg und erhielt von ihm die Erlaubniß, ihn Deiner Gastfreundschaft empfehlen zu dürfen. Er wird einige Tage nach dem gegenwärtigen Briefe bei Dir anlangen, und ich bin überzeugt, daß Ihr beiden Seethiere bald Wohlgefallen an einander finden werdet. Sorge besonders dafür, daß er sich frei und ohne von zudringlicher Neugierde belästigt zu sein, bewegen kann!
    Allem Anscheine nach bereitet sich zwischen Norland und Süderland ein Bruch vor, dessen Länge und Breite jetzt unmöglich abzumessen ist, und ich habe eine kleine Ahnung, daß der Besuch des Pascha in Tremona mit diesem Umstande in enge Verbindung zu bringen sei. Mir scheint, es fehle Süderland im Falle eines Krieges an einem tüchtigen Seemanne, vielleicht – doch soll diese Bemerkung keineswegs eine Mahnung enthalten, den Pascha unter Deine Aufsicht zu nehmen. Er ist eine vollständig undurchdringliche Persönlichkeit, und neben seiner hohen seemännischen Charge ein gewandter Diplomat, dem man nicht gern eine unangenehme Deklination einflößen möchte. So soll ihm noch vor ganz Kurzem beim Vizekönige von Egypten eine Mission gelungen sein, an deren Schwierigkeit die Bemühungen seiner Vorgänger gründlich scheiterten. Nimm ihn auf wie mich selbst, und –
à propos,
er hat eine Tochter, welche er, – ich sage Dir einstweilen nur so viel, daß ich sie heirathen werde, wenn Du kein Mittel findest, dies zu verhindern. Leider wird er sie wohl nicht mitbringen; sie ist in echt orientalischer Abgeschlossenheit erzogen worden, und so scheint es

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