Scepter und Hammer
Charakter von seiner Rücksichtslosigkeit ist es zuzutrauen, daß er die Heiligkeit des Gastrechtes und die Eigenschaften ihres Vaters vergißt. Doch dann wehe ihm; ich werde über sie wachen!«
Er sorgte dafür, daß ihn der Prinz nicht sofort zu sehen bekam, und dies fiel ihm nicht schwer, da zur persönlichen Bedienung des Pascha einer der arabischen Matrosen von der Yacht gerufen worden war, und er nur die Aufgabe zu haben schien, die Verbindung mit der Außenwelt zu unterhalten.
Als er nach einiger Zeit in sein Zimmer zurückkehrte und dabei an der Küche vorübergehen mußte, stand die Thüre derselben um eine Lücke offen und er vernahm die Stimme Almahs. Unwillkürlich blieb er stehen.
»Er ist kein Prinz!«
»Kein Prinz?« frug die erstaunte Stimme der Kastellanin. »Wie so?«
»Von Geburt mag er es wohl sein, aber nicht von Gesinnung. Einen Prinzen habe ich mir anders vorgestellt.«
»Wie denn ungefähr?«
»Wie – wie – nicht wie diesen Mann, dessen Augen beleidigen und dessen Höflichkeiten kränken, sondern wie – wie – nun –« lachte sie – »fast so stolz, ehrlich und gut wie den Matrosen, den Papa gestern gemiethet hat. Papa sagt auch, daß er gar nicht wie ein Vordeckmann aussehe und der Sohn sehr anständiger Eltern sein müsse. Ich möchte gar nicht wieder hinauf zu Papa, wenn ich nicht ihm und dem Gaste die Honneurs der Tafel zu machen hätte, wie sich der Prinz ausdrückt.«
»Ja, ein guter Herr ist er nicht, dieser Prinz Hugo,« meinte die Kastellanin; »man darf es natürlich nur nicht öffentlich sagen. Er wird im ganzen Lande nicht anders genannt, als der ›tolle Prinz,‹ und besonders müssen sich die jungen Damen hüten, ihm zu begegnen.«
»Sie ist gewarnt,« dachte Arthur und trat in sein Zimmer.
Als er nach eingenommenem Mittagsmahle hinaustrat und einen Blick hinunter nach der Stadt warf, sah er einen Mann emporsteigen, welcher zuweilen halten blieb und das Schloß wie einer beobachtete, welcher sich noch nicht vollständig klar ist über die besten Schritte zur Erreichung eines vorgesteckten Zieles. Er bleib zuweilen einige Augenblicke sinnend stehen und schritt dann wieder eine Strecke empor, um von Neuem sinnend innezuhalten. Endlich erreichte er doch das Thor und sah sich hier Arthur gegenüber.
»Friede sei mit Dir, mein Sohn!« grüßte er salbungsvoll, das weiße Leinentuch aus der Tasche des langen Schoßrockes nehmend, um sich den Schweiß von der Stirn zu trocknen. »Wer wohnt in diesem schönen Hause?«
»Es gehört dem Fürsten von Sternburg.«
»Ist der Fürst zu sprechen?«
»Er ist nicht hier.«
»Wer vertritt ihn hier?«
»Sein Sohn, Prinz Arthur.«
»Prinz Arthur, der Norländische Seekapitän? Ist er daheim?«
»Warum?«
»Warum? Mein Sohn, ich bin ein Diener am großen Weinberge Christi; was ich thue und was ich frage, das thue und frage ich auf Geheiß des göttlichen Geistes, dessen Eingebung nicht Jedermann erfahren darf. Ist der Prinz daheim?«
»Warum? frage ich nochmals, denn auch ich bin ein Diener und gehorche meinem Herrn. Auf meine Auskunft kommt es an, ob er daheim ist oder nicht.«
»Mein Sohn, ich habe mit einem Gaste des Prinzen zu sprechen.«
»Wer ist dieser Gast?«
»Ein Türke, ein Ungläubiger, dessen Seele ich retten will vor dem ewigen Verderben. Ist der Prinz daheim?«
»Jetzt ist er nicht im Schlosse anwesend; er wird Euch also in Euren frommen Bemühungen nicht stören, ehrwürdiger Vater. Geht durch das Portal und eine Treppe empor, so werdet Ihr einen Diener finden, welcher Euch anmelden kann!«
»Ich danke Dir, mein Sohn. Nimm meinen väterlichen Segen!«
Er schritt nach dem Portale zu, in welchem er verschwand.
»Ein Jesuit. Die frommen Väter werden hier im Lande geduldet; mir sind sie ein Gräuel! Bekehrungsversuch? Pah! Jedenfalls ist es eine ganz andere Absicht, die ihn zum Pascha treibt.«
Er blieb am Thore halten, um die Rückkehr des Mannes zu erwarten. Es dauerte gar nicht lange, so sah er ihn kommen.
»Mein Sohn, ich muß Dir zürnen!« klang ein Vorwurf zwischen den schmalen, bleichen Lippen der hagern Gestalt hervor.
»Weshalb?«
»Der Ungläubige war nicht allein; er hatte einen hohen Offizier bei sich, dessen Anwesenheit ihn verhinderte, meinen Worten Gehör zu schenken. Warum hast Du mir nicht gesagt, daß er keine Zeit habe?«
»Weil Ihr mich nicht darnach gefragt habt. Adieu!«
Er wandte sich indignirt ab und ging nach dem Garten. Er wandte sich, um seinen Gedanken ungestört
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