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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wahrscheinlich, daß er sie nicht dem bewegten Leben einer großen Hafenstadt aussetzen werde.
    Vielleicht ist es mir möglich, noch vor Ablauf Deines Urlaubes Dich in Tremona zu überraschen. Bis dahin sei gegrüßt von Deinem treuen Vater.
     
    Ist es Dir noch nicht gelungen, eine Spur von der Zigeunerin Zarba aufzufinden? Ich würde Vieles darum geben, ihr einige Fragen vorlegen zu können.
    Der Obige.«
     
    Noch war er mit dem Zusammenfalten dieses Briefes beschäftigt, so klopfte es und die Kastellanin trat ein.
    »Darf ich das Frühstück serviren, Durchlaucht? Mein lieber junger Herr sind die ganze lange Nacht hindurch zu Pferde gewesen und haben während dieser Zeit wohl kaum etwas Ordentliches genossen!«
    »Ja, ich habe Hunger, meine liebe Mutter Horn. Zeigen Sie einmal, was Sie mir bringen!«
    »Ich bringe immer nur, was Sie gern haben, Durchlaucht. Und wissen Sie, wer es geschnitten und auf den Teller arrangirt hat?«
    »Natürlich Sie.«
    »O nein, Fräulein Almah ist es gewesen.«
    »Die Türkin? Die wird doch das Frühstück für ihren Bedienten nicht selbst bereiten! Ich nehme natürlich an, daß sie gewußt hat, für wen es bestimmt ist.«
    »Sie hat es gewußt und dennoch die kleinen Händchen nicht geschont. ›Er ist während der ganzen Nacht zu Pferde gewesen und von Papa dafür gar noch ausgescholten worden,‹ hat sie gesagt; ›ich muß dafür sorgen, daß er nicht hungert.‹ Uebrigens ist sie gar keine Türkin, sondern eine Christin.«
    »Ah! Ist dies wahr?«
    »Sie hat es mir selbst gesagt; und auch ihr Vater ist ein Christ. Er hat sie auf einer einsamen Insel erzogen, und wenn er fort gewesen ist, so hat sie sich mit zwei Heiden und einer alten Dienerin allein befunden.«
    »Welche Insel ist das gewesen?«
    »Das weiß ich nicht, aber wenn Sie es wissen wollen, so werde ich sie einmal fragen. O, sie sagt mir Alles; sie ist die echte reine Liebe. Durchlaucht, wenn ich ein Mann wäre, die müßte meine Frau werden! Sie ist so schön wie die Sonne, und so gut wie keine Andre mehr. Wenn ich daran denke, daß sie einmal beinahe ertrunken wäre, so zittre ich vor Angst!«
    »Ertrunken?«
    »Ja, ertrunken. Das ist da drüben gewesen in – na da, wo der König Pharao auch ertrunken ist –!«
    »In Egypten?«
    »Ja, so heißt die Gegend. Da ist sie mit der Frau vom Könige einmal des Abends auf dem Wasser spazieren gefahren und dabei aus dem Kahn gefallen. Herr Jesses, wie leicht konnte sie da verloren sein. Aber da ist ein Fremder gewesen, der hat sie noch erfaßt und ist mit ihr an das Land geschwommen.«
    »Wer war es?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber sie weiß es?«
    »Auch nicht. Er hat der Königin seine Karte gegeben, und die hat sie wieder verloren.«
    »Ah, wessen Karte man verliert, an Dem ist Einem nicht viel gelegen.«
    »Das mag wahr sein, hier aber ist es sicherlich anders; denn Almah kann ihr Herzeleid darüber, daß sie ihrem Retter nicht einmal danken kann, gar nicht beschreiben.«
    »Vielleicht findet sie ihn noch!«
    »Das ist möglich, denn sie weiß wenigstens so viel, daß er Korvettenkapitän gewesen ist. Vielleicht könnten Durchlaucht ihn ausfindig machen, da es ein Kamerad ist; aber Sie dürfen leider wegen dem Inkognito nicht mit ihr darüber sprechen. Herr Jesses, wäre das schön, wenn das Inkognito nicht wäre!«
    »Warum?«
    »Weil dann zwei gute, liebe Menschen mit einander verkehren könnten, wie es sich für sie schickt und gehört. Adieu, Durchlaucht; nun muß ich fort, denn es gilt, an das Diner zu denken!«
    Der Kapitän lächelte still vor sich hin. Auch ihm kam es so vor, daß es weit schöner wäre, wenn er sich ihr in seiner wahren Eigenschaft zeigen könne, doch leider schien es ihm nicht gerathen, den Pascha durch das Geständniß der Wahrheit in Verlegenheit zu bringen.
    Aus diesem Grunde besorgte er einige Aufträge desselben im Laufe des Vormittags mit dienstlicher Treue, und war eben in das Schloß zurückgekehrt, als er, die Höhe herniederblickend, eine Lohnequipage bemerkte, welche sich dem Schlosse zu emporbewegte. Sie war offen, und er konnte deutlich die Gestalt erkennen, welche, in einen Militärüberrock gehüllt, in stolz-nachlässiger Haltung im Fonde saß.
    »Prinz Hugo! Ah, als Abgesandter seines Vaters, jedenfalls in Folge der von mir überbrachten Depesche!«
    Sein Gesicht nahm einen finstern Ausdruck an. »Heute wird er nicht die Lieutenantsuniform tragen, und – ah, wenn er Almah erblickt, so wird er Feuer und Flamme sein. Einem

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