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Scepter und Hammer

Scepter und Hammer

Titel: Scepter und Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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suchte den verlassenen Pfad wieder zu gewinnen und war dann auf demselben noch nicht weit fortgeschritten, so vernahm er abermals ein nahendes Geräusch. Er bog um eine Ecke und wäre fast mit Prinz Hugo zusammengestoßen. Dieser erkannte ihn sofort und blieb überrascht stehen. Er trug Generalsuniform und schien im Begriffe zu stehen, Jemand zu suchen.
    »Halt! Treffe ich Dich hier, Bursche?« meinte er mit einem stechenden, verächtlichen Blicke. »Hast Du den ›Jungen‹ an der Schloßwache vergessen? Hier, nimm ein Souvenir daran!«
    Er holte aus, um Arthur einen Schlag in das Gesicht zu versetzen, dieser aber erhob einfach den Fuß und versetzte ihm einen solchen Tritt in die Gegend des Magens, daß er nach hinten zwischen die Sträucher stürzte.
    »Behalte mit dem ›Jungen‹ auch das Souvenir. Nur ein Schurke nimmt etwas von Dir an!«
    Mit diesen Worten wandte er sich ruhig vorwärts. Er erwartete, daß der Gegner ihm sofort folgen werde, da er aber nicht das geringste Zeichen davon bemerkte, so blieb er nach kurzer Zeit stehen.
    »Er ist mit dem Pascha fertig und hat bemerkt, daß Almah in den Garten ging. Jetzt folgt er ihr und wird es vorziehen, sie statt meiner aufzusuchen. Soll ich ihm folgen? Ja, denn in seiner Nähe vermag sie nur ein starker, schlagfertiger Arm vor Beleidigungen zu schützen!«
    Er schritt noch eine kurze Strecke vorwärts und bog in einen zweiten Weg ein, welcher ebenfalls nach der Gegend des Gartens führte, in welcher die beiden zu vermuthen waren. Lange blieb er ohne das geringste Zeichen, daß sie sich getroffen hatten und noch anwesend seien, endlich aber vernahm er zwei Stimmen und schritt leise der Gegend zu, in welcher dieselben ertönten.
    Gerade an dem Orte, an welchem er mit dem Zigeuner gesprochen hatte, stand Almah und vor ihr der tolle Prinz, welcher vor der Begegnung mit ihr, jedenfalls die Spuren entfernt hatte, welche seine Uniform von der Begegnung mit Arthur davongetragen hatte. Man sah es dem Mädchen an, daß sie sich ihm gegenüber in Verlegenheit befand. Ihre Wangen waren geröthet, und ihr Blick irrte suchend über die Umgebung, als ob sie nach einer Gelegenheit spähe, dem ihr lästigen Gespräche zu entgehen.
    »Ich wiederhole, daß Ihr Vater der schönste Mann ist, welcher meinem Blicke begegnete. Und Ihre Mutter, Fräulein, muß alle Reize in sich vereinigt haben, welche dem Weibe gegeben sind, um sich den Mann unterthänig zu machen.«
    »Ich kenne nur Papa. Mutter starb, als ich noch ein Kind war,« antwortete sie verlegen.
    »Kein Wunder,« fuhr der Prinz fort, ohne auf ihre Worte zu achten, »daß ich in Ihnen die herrlichste aller Frauen vor mir sehe. Fräulein, sie haben keine Ahnung von der Gewalt, mit welcher Ihr Anblick Jeden packt, welcher in Ihre Nähe kommt – – –«
    Er erfaßte ihre Hand, die sie ihm aber zu entziehen suchte.
    »O, lassen Sie mir dieses kleine süße Händchen! Ich muß es küssen; ich muß meinen Arm um diese unvergleichliche Taille legen, muß dieses bezaubernde Köpfchen an mein Herz ziehen, um diese Lippen – – –«
    »Prinz,« rief sie, »lassen Sie mich!«
    »Dich lassen?« antwortete er, die sich mit aller Macht Sträubende fest an sich ziehend. »Das wäre das unverzeihlichste Verbrechen gegen die Göttlichkeit des Schönen. Nein, festhalten werde ich Dich, Du Entzückende, um von Deinen Lippen Wonne und Seligkeit zu trinken!«
    Sie wandte alle ihr zu Gebot stehende Kraft an, sich aus seiner Umarmung zu befreien, vergebens.
    »Lassen Sie mich, Prinz, sonst rufe ich um Hülfe!«
    »Rufe, mein Herz,; es wird Dich hier Niemand hören!« antwortete er, sich mit seinem Munde ihren Lippen nahend.
    »Sie braucht nicht zu rufen, denn sie ist bereits gehört worden,« ertönte eine feste, ruhige Stimme, und der Matrose stand vor ihm. »Lassen Sie meine Herrin los, Prinz!«
    »Ah, Du bist es?« erklang es knirschend. »Schön, ich werde sogleich mit Dir abrechnen, vorher aber muß ich diese Lippen – – –«
    Er kam nicht zum Kusse, denn Arthur packte ihn, so daß er die Arme von Almah lassen mußte, und schleuderte ihn mit solcher Wucht an die Mauer, daß er zusammenknickte. Dennoch aber raffte sich der Prinz schnell wieder empor und zog den Degen.
    »Hund, das wagst Du! So stirb!«
    Arthur faßte ihn bei der Faust und entriß ihm den Degen.
    »Sterben, nicht wahr, wie gestern Karl Goldschmidt, Dein Opfer? Du bist ein ehrloser Schurke, und ich werde Dich als solchen kennzeichnen, damit fortan die Unschuld vor Dir

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