Scepter und Hammer
Ich bin Euer Freund und werde Euch alle Hülfe und Unterstützung gewähren, welche Ihr nothwendig haben solltet.«
»Gerad Euch brauche ich ihn nicht zu nennen. Aber die Kinder der Boinjaaren haben scharfe Augen, gewandte Hände und ein Gedächtniß, welches keine gute und keine böse That vergißt. Entweder ist Katombo heut Abend wieder bei uns oder wir werden uns zur Rache vorbereiten!«
»Thue das, mein Sohn; nur siehe Dir den Mann genau an, gegen den Du Deine Rache richten willst. Uebrigens geht mich diese Angelegenheit nicht das Mindeste an; ich komme in einer anderen Sache und habe mit dem Vajda und der Vajdzina zu sprechen.«
Er winkte den beiden Alten und schritt von dem Lager weg in den Forst hinein. Sie folgten ihm und bemerkten nicht, daß Karavey hinter ihnen gleichfalls den Ort verließ. In einer genügenden Entfernung blieb der Herzog stehen und wandte sich zu den Beiden zurück.
»Ich habe Euch einige Fragen vorzulegen. Von der Wahrheit Eurer Antworten hängt Euer Glück oder Unglück ab!«
»Sprecht, Herr!« bat die Alte. »Wir werden Euch Alles sagen, was Ihr begehrt.«
»Wer ist der Vater und die Mutter dieses Katombo?«
»Ich bin der Vater,« antwortete der Vajda.
»Und ich die Mutter,« die Vajdzina.
»Behauptet Ihr wirklich, die richtigen natürlichen Eltern zu sein? Man sieht es ja dem Manne an, daß er kein Zigeuner ist.«
Die beiden Alten warfen sich einen Blick des Verständnisses zu; dann antwortete die Vajdzina: »Er ist ein Zigeuner, Herr, und mein leibhaftiger Sohn.«
»Wo habt Ihr ihn geboren?«
»Weit im Süden auf einer Insel, welche man Sizilien nennt.«
»Und wer war sein Vater?«
»Dieser hier, mein Mann.«
»Ihr lügt!«
»Könnt Ihr mir beweisen, daß ich die Unwahrheit sage?«
»Ich kann es und werde Euch zu diesem Zwecke kurz eine Geschichte erzählen. Habt Ihr den Namen Raumburg nicht bereits früher schon einmal gehört?«
»Wie sollte ich?«
»So waret Ihr auch noch niemals in diesem Lande?«
»Nie.«
»So! Es gab einen Herzog von Raumburg, welcher von den Reizen einer jungen Zigeunerin so hingerissen wurde, wie ich von Zarba’s Schönheit. Sie verließ ihren Stamm und ging zu ihm, bis sie uneinig wurden und sie zu den Ihrigen zurückkehrte. Der Herzog verheirathete sich; seine Gemahlin schenkte ihm einen Sohn, welcher einst, als er kaum zwölf Monate zählte, spurlos verschwand. Niemals wurde etwas von dem Knaben gehört, doch erfuhr der Herzog, daß gerade zur betreffenden Zeit Gitani in der Nähe gewesen waren, eine der Zigeunerinnen hatte man mit einem Pakete aus dem herzoglichen Garten kommen sehen. Der Mann, welcher dies erzählte, hatte, als sie vorüber war, sogar die unterdrückte Stimme eines Kindes gehört, so daß er annehmen mußte, daß das Weib ein solches bei sich getragen habe. Wißt Ihr, wer diese Frau war?«
»Nein.«
»Es war die frühere Geliebte des Herzogs, die sich durch den Kinderraub an ihm rächen wollte.«
»Zu einer solchen Behauptung müßten Beweise sein, hoher Herr.«
»Diese sind da, und zwar so deutlich und bestimmt, daß ich Euch sogar den Namen und jetzigen Aufenthaltsort der Thäterin nennen könnte.«
»Man redet den Gitani so viel Böses nach, was nicht wahr, sondern Lüge ist!«
»Ich aber sage die Wahrheit: Ihr waret das Weib, und das geraubte Kind befand sich bis heute bei Euch!«
Er blickte ihr drohend in das Angesicht; sie schien nicht im Mindesten zu erschrecken und antwortete ruhig: »Wollt Ihr mit zwei armen, alten Leuten einen solchen Spaß treiben, Herr?«
»Spaß? Es ist mein Ernst, der Euch an den Hals gehen kann. Der Herzog, von dem ich Euch erzählte, ließ seinem Kinde sein Familienwappen in den Arm tätowiren, wie es seit uralten Zeiten Familiengebrauch gewesen war. An diesem Zeichen wird man den Geraubten erkennen. Vielleicht befindet er sich schon in diesem Augenblicke vor dem Richter, welcher die Angelegenheit zu untersuchen hat. Ihr werdet das Gehege auf keinen Augenblick verlassen und seid Gefangene des Forstpersonals, bis ich ein Weiteres verfüge.«
Er machte Miene, sich zu entfernen; da ergriff ihn die Alte beim Arme und hielt ihn zurück.
»Bleibt, Herr! Ich will Euch sagen, daß Katombo nicht unser natürlicher Sohn ist. Wir fanden ihn halb verschmachtet im Walde und nahmen ihn zu uns, damit er nicht verhungern sollte.«
»Wo war das?«
»Hier.«
»Ihr kanntet also den Herzog von Raumburg, meinen hochseligen Vater?«
»Ja,« antwortete sie, indem trotz ihres unterwürfigen
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