Scepter und Hammer
wieder in das Land zurückzukehren.«
»Schurke!« rief Katombo zum dritten Male.
Er machte eine fürchterliche aber vergebliche Anstrengung, seine Fesseln zu zersprengen, und rannte dann voll Wuth gegen den Herzog an, so daß dieser zurücktaumelte, gegen die Mauer schlug und ihm beinahe die Laterne entfallen wäre. Er setzte sie zu Boden und faßte den wehrlosen Zigeuner.
»Hund, ich werde Dir das Beißen unmöglich machen! Du sollst mit dreifachen Banden geschnürt und – – –«
Er hielt mitten in der Rede inne. Katombo hatte versucht, ihm den ergriffenen Arm zu entziehen, und dabei das Loch seines Jackenärmels größer gerissen. Durch dasselbe blickte sehr deutlich jene seltsame Tätowierung, und das Auge des Herzogs war auf sie gefallen. Dieser ließ mit seinen Händen von Katombo ab und trat beinahe erschrocken einen Schritt zurück.
»Mensch, wer bist Du?«
Dieser Ausruf war ihm ganz unwillkürlich entfahren. Katombo konnte sich die sonderbare Frage nicht erklären; er blickte ihn daher erstaunt an und antwortete nicht.
»Wer Du bist, habe ich gefragt!« wiederholte Raumburg gebieterisch.
Katombo’s Erstaunen wuchs; er fand keine Antwort, vielmehr kam es ihm vor, als ob sich die Sinne seines Gegners plötzlich verwirrt hätten.
»Hörst Du, ich will wissen, wer Du bist! Du heißt nicht Katombo und bist kein Zigeuner!«
»Ah! Wer sagt Dir das?«
Der Herzog erholte sich von seiner Ueberraschung, die vielleicht auch Schreck sein konnte, und fragte mit gleichgültigerer Stimme: »Ist die Vajdzina Deine Mutter?«
»Ja.«
»Deine wirkliche?«
»Inwiefern sollte sie es nicht sein? Uebrigens bin ich über solche Sachen keinem Menschen Rechenschaft schuldig. Ich habe hier von weiter nichts zu sprechen, als daß ich meine Freiheit oder einen ordentlichen Richter will.«
»Gut, so sind wir also fertig.«
Er ergriff die Laterne und wollte gehen. Katombo benützte sein Niederbeugen, um den Ausgang zu gewinnen, was ihm aber nicht gelang, denn der Herzog schnellte ihm rasch in den Weg und brachte es leicht fertig, den Gefesselten zurückzuschleudern.
»Nicht so schnell, Bursche! Deine Leiche soll man zu seiner Zeit von hier wegschaffen, lebendig aber kommst Du nicht fort!«
Er warf die Thür in das Schloß, schob die beiden Riegel vor und schritt einige Stufen empor, wo sich die Treppe theilte. Nach der einen Seite gelangte man an die Pforte, durch welche Katombo hereingeschafft worden war, auf der andern erreichte man das Innenparterre des Schlosses. Hier angekommen, blies Raumburg seine Laterne aus und stieg die breiten Marmorstufen empor, auf denen er in sein Arbeitszimmer gelangte. Dort legte er die Laterne ab und zog auch den Dolch hervor, den er aus Rücksicht für seine persönliche Sicherheit bei sich getragen hatte.
Dann ging er zur Bibliothek, welche hell erleuchtet war, und suchte lange, lange Zeit in alten vergilbten Papieren herum. Sie mußten, nach der Aufmerksamkeit zu urtheilen, welche er ihnen schenkte, sehr Wichtiges enthalten; er las einige von ihnen mehrere Male durch und verschloß sie dann so sorgfältig, als ob höchst Wichtiges von ihnen abhinge. Dann verbarg und verschloß er sie an einem Orte, der ihm die nöthige Sicherheit zu gewähren schien.
Nun suchte er die Ruhe, fand sie jedoch nicht, sondern warf sich auf dem Lager hin und her, bis es Tag wurde, wo er sich erhob und, sobald er angekleidet war, seine Wohnung und die Stadt verließ.
Sein Weg führte ihn hinaus in den Wald nach dem Gehege, wo er die Zigeuner in Sorge um den verschwundenen Katombo antraf. Die Vajdzina war die Erste, welche ihn erblickte, und auch sofort Gelegenheit nahm, ihre Klage anzubringen.
»O hoher Herr, es ist Betrübniß eingezogen bei den Gitani und Sorge bei den Kindern meines Volkes. Habt Ihr nicht gesehen Katombo, meinen Sohn?«
»Nein. Was ist mit ihm?«
»Er ist verschwunden, seit er gestern unser Lager verließ, und Niemand hat eine Spur von ihm gefunden. Der Forst hat keine wilden Thiere, die ihn zerreißen konnten, und keinem hat er vertraut, daß er uns freiwillig verlassen wolle. Es ist ihm ganz sicher ein Unglück widerfahren!«
»Was soll ihm widerfahren sein.«
Karavey trat näher.
»Was ihm widerfahren ist, das wissen wir nicht,« meinte er mit finsterem Auge; »aber ich kenne einen Feind von ihm, den einzigen, den er hat, und welchem sein Verschwinden am Herzen liegen muß. Wehe ihm, wenn er die Hand dabei im Spiele hat!«
»Wen meinst Du, Bursche? Verklage ihn bei mir.
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