Scepter und Hammer
zusammenbrach; ein zweiter Hieb des sofort auf ihn niederknieenden Stephan traf ihn so, daß er die Besinnung vollends verlor.
Als er erwachte, fühlte er sich an Händen und Füßen gefesselt, und ein Knebel stak in seinem Mund. Neben ihm saß ein Mann, den er nicht erkennen konnte, theils wegen der Dunkelheit und theils wegen der Schmerzen, welche ihm die beiden Hiebe verursachten. Seine Gedanken waren wirr, und trotz der tiefen Finsterniß sah er glühend feurige Räder vor seinen Augen rollen.
Tiefe Stille herrschte in dem engen Raume, bis sich nach ihm unendlich scheinender Zeit die Thür öffnete, um eine zweite Gestalt einzulassen.
»Stephan!« hörte er.
»Hier.«
»Gelungen?«
»Ja.«
»Wo ist er?«
»Hier neben mir.«
»Gefesselt?«
»Fest. Ich habe ihm Zwei über den Kopf gegeben, daß er unter einer Stunde sicher nicht erwacht.«
»Aber er lebt noch?«
»Sein Puls geht noch.«
»So ist ein Knebel nöthig, damit er Ruhe hält!«
»Er hat ihn schon. Aber wer seid Ihr? Ich habe doch niemand erwartet als den Herz – – –«
»Halt, keinen Namen! Ihr dürft Euch nie wieder an das erinnern, was heut Abend geschehen ist. Ich bin abgesandt worden, den Gefangenen zu holen, und daß ich der Richtige bin, werdet Ihr mir wohl ohne weitere Beweise glauben.«
»Ich glaube es. Aber wie wollt Ihr ihn transportiren, und wohin soll er gebracht werden?«
»Das ist nicht Eure, sondern meine Sache. Ich habe Euch nur zu melden, daß Ihr das Gesuch um die Stelle nicht vergessen sollt.«
Er trat zur Thür. Auf seinen leisen Ruf erschien ein Dritter in derselben.
»Anfassen!«
Sie hoben den widerstandslosen Gefangenen empor.
»Verschließt das Häuschen, Stephan, und geht zur Ruhe. Alles Andere werden wir selbst besorgen. Gute Nacht!«
»Gute Nacht.«
Die beiden Männer verschwanden mit ihrer Bürde im Dunkel. Sie mußten den Weg kennen, oder er war ihnen sehr genau beschrieben worden, denn sie erreichten ohne Anstoß und sonstiges Hinderniß das Eingangsthor, welches nur anlehnte. Sie verschlossen es, nachdem sie Katombo draußen niedergelegt hatten, mit einem Schlüssel, welchen der Eine von ihnen in der Tasche bei sich führte. Dann brachten sie den Gefesselten nach einem Wagen, der ganz in der Nähe hielt. Er wurde in denselben gehoben; einer seiner Begleiter nahm neben ihm Platz; der andere bestieg den Bock, und dann ging es fort, erst langsam und vorsichtig, dann aber, als man den Wald verlassen hatte, im raschen Trabe auf ebener Straße.
Der Knebel war so fest angebracht, daß Katombo kaum die nöthige Luft zum Athmen bekam; dennoch aber zog sein Wächter jetzt ein Tuch hervor und band es ihm um den Kopf, so daß seine Augen nicht das Mindeste zu erkennen vermochten.
Nach längerer Zeit rollten die Räder über hartes Straßenpflaster, bis der Wagen hielt. Katombo wurde herausgehoben und in einen Kahn geschafft, welcher noch so lange am Ufer des Flusses halten blieb, bis der Kutscher, welcher mit dem Geschirr weiterfuhr, zurückkehrte und zum Ruder griff.
Lautlos ging es über das Wasser bis an den Garten des herzoglichen Palais, wo der Zigeuner aus dem Boote genommen und nach einer kleinen Pforte getragen wurde, an welcher eine hohe, tief verhüllte Gestalt wartete.
»Habt Ihr ihn?«
»Ja.«
»Hinunter mit ihm! Den Knebel und die Beinfesseln könnt Ihr ihm dann nehmen; die Arme aber bleiben gefesselt!«
Katombo erkannte diese harte Stimme sofort; es war diejenige des Herzogs von Raumburg, und nun durchschaute er den ganzen Plan, dessen Opfer er auf so leichtsinnige und vertrauensvolle Weise geworden war.
Er fühlte, daß man ihn eine steile, schmale Treppe hinabtrug. Unten ging es eine Strecke eben fort; dann wurde eine Thür geöffnet, deren schwere Riegel er laut klirren hörte. Man legte ihn nieder, zog ihm den Knebel aus dem Munde, entfernte die Stricke, welche sich um seine Beine schlangen, und schloß dann hinter ihm sorgfältig wieder zu.
Wo war er?
In der Gewalt des Herzogs, seines Nebenbuhlers, so viel war ihm sicher. Den Ort freilich, an welchem er sich befand, konnte er nicht bestimmen. Er kannte weder die Wohnung des Herzogs, noch hatte er während des Transportes einen Blick durch das Tuch zu werfen vermocht; er wußte nur, daß er auf widerrechtliche und gewaltthätige Weise gefangen genommen worden war durch die Kreaturen oder Schergen eines Gegners, von dem er weder Schonung noch Gnade zu erwarten hatte.
Er wollte sich erheben, um sein Gefängniß zu untersuchen; an dem
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