Schabernackel
als ob er etwas Falsches gesagt hätte, und kratzte sich verlegen am Kopf.
Die Jungen staunten. Was war denn mit ihrem Hausmeister los? Solche Töne kannten sie nicht von ihm. Ob er betrunken war? Mißtrauisch betrachteten sie ihn von der Seite. Irgendwie gestört kam er ihnen ja vor, aber betrunken war er wohl nicht.
Bevor sie sich Gewißheit darüber verschaffen konnten, was ihm fehlte, erschienen die beiden kleinen Mädchen wieder in der Tür.
„Das ist gar nicht unser Kasten“, sagte das eine. „Wir sollen ihn wieder zurückbringen und den richtigen holen, hat Frau Jägeler gesagt.“
„Ihr habt euch also unsern Kasten geschnappt!“ rief einer der Jungen. „Da hört sich doch alles auf! Wenn ihr noch nicht ‘ne Eins von einer Neun unterscheiden könnt, müßt ihr euch an den Hausmeister wenden, an diesen liebenswürdigen Herrn hier, dann drückt der euch den richtigen Kasten in die Hand, denn dafür wird er ja bezahlt, nicht wahr, großer Meister?“
Der Hausmeister ballte die Fäuste, kniff den Mund böse zusammen und trillerte mit lieblicher Stimme: „Aber natürlich! Fragt nur immer in Zukunft, ich helfe euch gern.“
Die Jungen feixten sich an, nahmen ihren Kasten auf und gingen hinaus.
Der Hausmeister gab den Mädchen nun den Kasten der Klasse 1 und bediente auch die Kinder, die aus den andern Klassen kamen, mit freundlichen Worten und grimmigem Gesicht.
Schabernackel kicherte. Der Magnet arbeitete ja ganz vorzüglich! Wenn er einige Wochen im Kittel des Hausmeisters blieb, würde der alle bösen Ausdrücke vergessen haben. Am Nachmittag, als der Unterricht längst vorbei war, flog Schabernackel wieder zur Schule, parkte seine Reisewolke hinter dichten Büschen und ging unsichtbar auf die Schulwiese.
Kein Kind spielte dort.
An der Pforte standen allerdings vier Jungen und ein Mädchen mit einem blauen Gummiball, die sich offensichtlich nicht hereinwagten, sahen sie doch den Hausmeister mit einer Schere in der Hand an den Rosen in den Beeten herumschnippeln.
Denen muß ich helfen! dachte Schabernackel und wußte auch sofort wie. Als der Hausmeister sich so umdrehte, daß er den Kindern das Gesicht zuwandte, rief Schabernackel, so laut er konnte: „Hallo, Kinder! Kommt doch auf die Wiese! Ihr müßt doch nicht da draußen stehen!“
Der Hausmeister blickte sich lauernd um und suchte den, der da gerufen hatte. Natürlich konnte er ihn nirgends entdecken. Die Kinder indessen dachten, er hätte sie so freundlich eingeladen, und betraten zögernd die Wiese.
„Nun man los!“ rief Schabernackel ihnen entgegen. „Nur nicht so ängstlich! Vielleicht spiele ich sogar mal mit.“
Da faßten die Kinder Mut und rannten los, als könnten sie zu spät kommen.
Der Hausmeister aber stand da und staunte und konnte nicht begreifen, was er sah und hörte. Er biß sich auf die Lippen und wußte nicht recht, ob er die Kinder von der Wiese verjagen sollte oder nicht. Die legten nun zwei Mützen als Torpfosten auf das Gras, stellten das Mädchen als Torwart dazwischen und begannen Fußball zu spielen. Dabei schrien sie, als gelte es, einen goldenen Pokal zu gewinnen. Der leichte Ball ließ sich weit treten und schoß nur so über die kurzgemähte Grasfläche. Schon nach wenigen Minuten hatten sie den Hausmeister, der immer noch tatenlos zwischen den Rosenbeeten stand, völlig vergessen. Erst als ein kräftiger Schuß fehlging, den Mann am Kopf traf und dann in die Rosen fiel, bemerkten sie ihn wieder und erschraken. Jetzt war es sicherlich aus mit dem schönen Spiel, jetzt würde er sie fortjagen, daran gab es keinen Zweifel! Sie sahen ihn an und erwarteten seinen Wutausbruch. Schon öffnete er den Mund und fuchtelte mit den Armen! Und dann sagte er freundlich und begütigend: „Moment, Moment! Nur keine Aufregung! So was kann dem besten Spieler passieren. Ich hole euch den Ball.“
Nach diesen erstaunlichen Worten angelte er den Ball aus den Rosen und warf ihn den Kindern zu. Die wußten nicht, wie ihnen geschah. So liebenswürdig hatten sie ihren Hausmeister noch nie erlebt. Sie bedankten sich vielmals und spielten weiter.
Schabernackel aber hatte wieder einen Grund zu kichern. Als nach einer Weile ein zweiter Ball querflog und eine Rose köpfte, hätte der Hausmeister dem Schützen am liebsten eine Ohrfeige gegeben, aber er konnte es nicht. Irgendeine geheimnisvolle Macht zwang ihn, den Ball zurückzuholen und den Kindern zuzurufen, daß das weiter nicht schlimm sei, weil es bei so vielen Rosen auf
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