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Schabernackel

Schabernackel

Titel: Schabernackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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finde ich in dir das rechte Mittel, mit dem ich der redseligen Dame ein für allemal den Mund stopfen kann!“ Geschickt löste er das Band, mit dem der Sack zugebunden war, und schüttete den ganzen Inhalt auf das grüne Moos.
    „Laß sehen, was du zu bieten hast“, sagte er, während seine Augen über Schachteln, Gläser, Dosen, Tüten, Päckchen und Pakete glitten. Ein blaues Fläschchen, das dicht neben seinem rechten Fuß lag, nahm er als erstes in die Hand und las, was hinten aufgedruckt war.
    „Haar-Umwachsmittel“, entzifferte er. „Nanu, was ist denn das? Ist doch wohl kein Druckfehler, wie? Hm, mal sehen, wozu das gut sein soll.“ Und er las weiter. „Ein Tropfen in einem Glas Wasser oder Milch genügt, um das Haar auf dem Kopf ausgehen und auf den Zähnen wachsen zu lassen. Hohoho“, kicherte er. „Glatze auf dem Kopf und den Mund voller Haare, das wäre mal was Lustiges! Dann müßte die gute Frau sich vor jedem Essen erst mal rasieren! Nein, wäre das komisch!“ Er öffnete die Flasche und roch an der blauen Flüssigkeit. „Hm, riecht gar nicht schlecht, beinah wie Lakritzen.“ Nach kurzem Nachdenken korkte er die Flasche jedoch wieder zu und legte sie zur Seite. „Für Frau Schnatter brauche ich etwas anderes. Die würde mit den Haaren im Mund noch genauso böse weiterreden. Nein, nein, für die ist das nichts.“ Er beugte sich vor und kramte weiter in den Dingen herum. Neben einem länglichen Paket sah er eine Art Fliegenpatsche, ein dickes Stück Leder mit einem Stock daran. Er bückte sich und nahm das Gerät in die Hand. Dabei merkte er, daß die Fliegenpatsche an dem Paket befestigt war und beides zusammengehörte.
    „Merkwürdig, merkwürdig“, murmelte er. „Was ist das für eine Maschine?“ Auf der Rückseite des Paketes war etwas in großen roten Buchstaben aufgedruckt. ,Der große Backpfeifengeber’ stand da. ,Nur als Radikalkur in besonders schweren Fällen zu empfehlen! Teilt unsichtbar morgens, mittags und abends zehn kräftige Backpfeifen aus. Wenn nötig, gibt er auch Bärenbisse, Pferdeküsse und Ochsentritte.’
    Schabernackel kicherte und legte den Backpfeifengeber vorsichtig auf das Moos zurück.
    „Was es doch nicht alles gibt!“ sagte er. „Das ist ja eine richtige Prügelmaschine! Aber damit kann ich Frau Schnatter wohl auch nicht von ihrer Klatschsucht abbringen. Backpfeifen machen einen Menschen noch böser, als er schon ist, die bessern ihn nicht. Nein, nein, für die alte Schnattertante muß ich etwas Besonderes haben, eine Schnattertanten-Spezialität sozusagen.“
    Er stand auf, schob die Wolke ein wenig zur Seite und fand nun endlich, was er suchte: eine Flasche mit einer grüngelben Flüssigkeit. ,Satzdreh- und Wortwechselcomputer’ stand darauf, internationale Patente’. Er kratzte sich am Ohr. „Ein Computer in der Flasche? Verrückt, verrückt! So etwas gibt es doch gar nicht! Ein Computer ist doch eine Maschine, ein Automat, der rechnen und Kreuzworträtsel lösen kann! Wenn das man seine Richtigkeit hat!“ Er schüttelte die Flasche, zog den Stöpsel heraus, roch an der Flüssigkeit und entdeckte dann erst die Erklärung und Gebrauchsanweisung unter dem Flaschenboden. Dort stand in winzigkleiner Schrift ,Wer drei Tropfen dieser Tinktur mit einer Tasse Tee, Kaffee oder Saft zusammen einnimmt, kann einen Monat lang keinen Satz mehr richtig sprechen. Er verdreht und vertauscht die Wörter und Sätze so sehr, daß alle ihn auslachen oder böse über ihn werden.’ Schabernackel sprang auf.
    „Juhu!“ jauchzte er. „Das ist genau das Mittel, das ich suche! Damit kann ich der Quasselstrippe das Klatschen abgewöhnen. Wie viele Tropfen waren es noch?“ Er hielt die Flasche hoch und sah nach. „Ach ja, drei! Gut! Die werde ich ihr schon heute abend in den Kaffee schütten, damit der Spaß nicht so lange auf sich warten läßt.“
    Er schob die Flasche mit der grüngelben Flüssigkeit in seine Hosentasche und steckte die andern Gegenstände in den Sack zurück. Dann bestieg er seine Reisewolke, holte auch den Lumpensack herein und legte sich auf den Bauch. Als er das rechte Bein anhob, stieg die Wolke sachte in die Höhe, und als er auch das linke anhob, schwebte sie vorwärts. Steuern ließ sie sich mit dem Daumen. Zeigte er damit nach links, so segelte auch die Wolke nach links, zeigte er nach rechts, so machte sie eine Rechtskurve.
    „Besonders schön wäre es natürlich“, murmelte er, „wenn Frau Schnatter heute abend Besuch hätte. Dann

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