Schabernackel
Gezeter. Er rieb sich den Hintern, schlüpfte Frau Schnatter durch die Beine, öffnete die Tür und rannte laut lachend die Treppe hinunter.
Bevor er die Haustür hinter sich zuwarf, hörte er noch, wie Frau Schnatter rief: „Die Welt wackelt, das Haus geht unter!“ Dann war er im Freien.
Die hat genug, dachte er. Ich glaube, ihr ist die Lust am Klatschen und Tratschen vergangen.
Zwei Minuten später war er bereits hoch in der Luft und schwebte neuen Streichen und Abenteuern entgegen.
Schabernackel verbrachte die Nacht auf dem Dachgarten eines Hochhauses. Er war am Abend sicher neben einem Liegestuhl und einer Sandkiste gelandet, hatte die Wolke von allen Seiten über sich gezogen wie eine Bettdecke und tief und fest geschlafen. Als ihn am Morgen die Sonne an der Knollennase kitzelte, nieste er und wachte auf. Gähnend und sich reckend schob er die warme Wolkenbettdecke zurück und blickte sich um, damit er sah, wo er sich befand.
„Das war mal ein luftiges Nachtquartier“, sagte er, „und in sehr ruhiger Lage. Hier sollte ich öfter schlafen.“
Mit steifen Beinen kletterte er aus der Wolke heraus und schaute nach, ob in der Regenrinne noch Wasser war, mit dem er sich hätte waschen können. Aber die Rinne war leer. Auf einem Teetischchen stand jedoch eine Flasche Mineralwasser, noch halb gefüllt. Ohne zu zögern, goß er sich den ganzen Inhalt über seine strubbeligen Haare und über Gesicht und Hals.
„Ha, wie das prickelt!“ rief er. „Da war bestimmt ein Brausepulver drin!“ Mit einer bunten Serviette trocknete er sich gründlich ab.
Da hörte er, wie jemand die Tür aufschloß, die vom Innern des Hauses auf den Dachgarten führte.
O weh, dachte er, jetzt wird’s brenzlig! und sprang vom Tisch herunter in seine Wolke hinein. Dabei rutschte ihm die Flasche mit dem grüngelben Inhalt, die er noch nicht in den Lumpensack zurückgesteckt hatte, aus der Hosentasche. Sie fiel auf den harten Steinboden und zerbrach. Die Flüssigkeit lief nach allen Seiten auseinander und bildete einen schillernden See.
Ha, wie ärgerlich! dachte Schabernackel. Aber, na ja, da unten auf dem Fußboden kann der Wortwechselcomputer wohl keinen Schaden tun. Es wird sich bestimmt niemand auf den Bauch legen und das Zeugs aufschlabbern. Schnell hob er das rechte Bein und stieg mit seinem Gefährt in die Höhe.
Es war keine Sekunde zu früh, denn schon öffnete sich die Tür, und ein großer Hund trottete tapsig auf den Dachgarten hinaus. Ein Mädchen kam hinterher.
„Komm, Tolpatsch“, sagte die Kleine, „wir wollen Kuchen backen in der Sandkiste. Ich bin der Bäcker, und du bist der Lieferwagen, der den Kuchen zu den Leuten bringt. Vorne, dein Kopf und die Schnauze, das ist der Fahrer, und dein Rücken ist der Laderaum. Nun komm schon, sei nicht so faul!“ Tolpatsch war es anscheinend egal, was er spielte. Darum trottete er brav zur Sandkiste hinüber. Um keinen Umweg machen zu müssen, tapste er mitten durch den See mit der grüngelben Flüssigkeit, und weil er ein bißchen durstig war, schlappte er zwei-, dreimal. Dann schüttelte er den dicken Kopf und zottelte weiter.
Auweia, dachte Schabernackel, der von seiner Wolke aus beobachtet hatte, was da geschehen war. Ob das dem Hund bekommt? Die Antwort darauf bekam er im selben Augenblick. Tolpatsch stellte sich nämlich auf die Hinterpfoten, reckte den dicken Hals, öffnete die Schnauze und — krähte ein lautes Kikeriki in den Morgen.
Das Mädchen drehte sich erschrocken um, weil es glaubte, ein Hahn sei zu ihnen aufs Dach geflogen.
„Tolpatsch“, rief sie, als sie sah, daß der so ohrenzerreißend krähte, „was ist denn mit dir los? Bist du betrunken?“ Darauf setzte der Hund die dicken Vorderfüße wieder auf den Boden, schnaubte durch die Nasenlöcher und muhte wie eine Kuh, die gemolken werden will. Dann setzte er sich auf die Hinterkeulen, leckte sich die Brust, schnurrte behaglich dabei und miaute hin und wieder mit einer so piepsigen Stimme, als sei er ein junges Kätzchen.
„Aber, Tolpatsch“, rief das Mädchen, „was ist denn passiert? Hast du Fremdsprachen gelernt?“
„I aa!“ antwortete der Hund, kringelte den Schwanz auf und begann so durchdringend zu quieken wie ein hungriges Schwein vor der Fütterung.
Das Mädchen lachte und strich dem Tier liebevoll übers Fell. „Tolpatsch“, sagte sie zärtlich, „lieber Tolpatsch, hast du vergessen, wie ein Hund bellt? Hör mal, so mußt du machen: Wau wau wau! Na?
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