Schabernackel
dreimal am linken Ohrläppchen zupfte. Sofort konnte er verstehen, was da unten gesprochen wurde. „Erbsen mag ich nicht“, hörte er den Jungen sagen. „Aber, Heiner, das sind doch ganz junge Zuckererbsen“, entgegnete die Mutter. „Die schmecken dir bestimmt.“ Der Junge schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich esse sie nicht!“ rief er. „Keine einzige!“
Die Mutter sah ihn unglücklich an.
„Überwinde dich doch!“ bat sie. „Probier sie wenigstens! Wenn sie dir nicht schmecken, brauchst du sie nicht zu essen.“
Aber Heiner ließ sich nicht erweichen.
„Ich weiß, daß sie mir nicht schmecken“, sagte er unwillig. „Warum soll ich sie da erst probieren? Sei froh, wenn ich das Fleisch nicht auch stehenlasse!“
„Dann wärst du aber dumm“, entgegnete die Mutter. „Es ist so mürbe, daß es einem auf der Zunge zergeht. Man braucht es kaum noch zu beißen.“ Und sie legte ihm ein knuspriges Stück auf den Teller. Heiner betrachtete es mißtrauisch von allen Seiten, drehte es lustlos mit seiner Gabel um und rief plötzlich: „Bäh, da ist ja Fett dran! Damit kannst du die Schweine füttern!“
„Aber, Kind“, flehte die Mutter, „sei doch nicht so mäkelig! Ich kann dir doch nicht jeden Tag Spaghetti machen! Das ist doch gar nicht gesund!“
„Gesund oder nicht, das ist mir ganz egal!“ rief der Junge. „Gib mir ein Stück Brot mit Schinken und koch mir einen Schokoladenpudding! Das Mittagessen ekelt mich an.“
„Ich weiß nicht, ich weiß nicht“, seufzte die Mutter. „Jeden Mittag hast du etwas auszusetzen am Essen. Schinkenbrot und Schokoladenpudding sind zu einseitig, Junge, davon wirst du krank! Du brauchst auch Gemüse.“
„Ich esse nun mal nur, was mir schmeckt“, sagte Heiner und schob seinen Teller weit von sich.
Da stand seine Mutter auf, seufzte noch einmal und holte Brot und Schinken aus dem Haus.
„Wohin soll das nur führen“, sagte sie, als sie wieder auf der Terrasse war. „Ich glaube, ich mache es falsch mit dir.“ Heiner sah ihr aufmerksam zu, wie sie nun das Brot mit Butter bestrich und mit Schinken belegte.
„Schneide aber ja den Fettrand ab!“ mahnte er. „Sonst kannst du das Brot selber essen!“
„Das bißchen Fett schmeckt man gar nicht“, sagte die Mutter.
„Na, schön“, rief Heiner, „wie du meinst, dann esse ich eben nur den Schokoladenpudding. Wenn du unbedingt willst, daß ich mich so einseitig ernähre!!“
„Ich schneide den Rand ja schon ab“, gab die Mutter nach. „Hier, nun iß aber auch!“
„Da ist noch was dran!“
„Wo denn? Ich sehe nichts!“
„Da an der rechten Seite! Das sieht doch ein Blinder!“
„Ach, nun übertreib doch nicht!“
Die Mutter schnitt den winzigen Streifen Fett auch noch ab, und Heiner begann endlich zu essen.
„Na, also“, sagte er, „warum nicht gleich so! Und nun mach endlich den Pudding! Meinst du vielleicht, ich hätte Lust, stundenlang zu warten, bis du dich bequemst? Ich hab meine Zeit schließlich nicht gestohlen!“
„Was hast du denn vor heute?“ fragte die Mutter.
„Nichts, was dich interessieren könnte“, antwortete Heiner. „Willst du dich mit Wilfried treffen?“
„Sei nicht so neugierig!“
„Mir kannst du es doch verraten.“
„Ich kann, aber ich will nicht! Ist der Pudding endlich fertig?“
„Ja“, antwortete die Mutter und lächelte dabei. „Ich habe ihn heute morgen schon gekocht. Er steht im Kühlschrank. Bei der Hitze schmeckt kalter Pudding bestimmt besser als warmer.“
Heiner bohrte mit den Fingern in den Zähnen herum. „Kalten Pudding kannst du allein essen!“ rief er.
„Aber warum denn?“ fragte seine Mutter. „Probier ihn mal! Du wirst sehen, wie gut er schmeckt“
„Ich will warmen Pudding!“ rief Heiner sehr ungehalten. „Warmen Schokoladenpudding will ich und sonst nichts, verstehst du?“
Seine Mutter seufzte.
„Wie soll ich es dir nur recht machen?“
„Nichts leichter als das“, sagte Heiner. „Bring mir einen frisch gekochten Pudding, dann ist alles in Ordnung.“
Da lächelte seine Mutter ihn hintergründig an. „Und was würdest du sagen, wenn ich den auch hätte? Er steht in der Bratröhre, ich habe ihn vor zehn Minuten gekocht.“
„Einen Schokoladenpudding?“ fragte Heiner ungläubig. „Natürlich!“
„Mit Vanillesoße?“
„Jawohl, genauso wie du ihn dir immer wünschst.“
„Hm“, machte Heiner, biß sich auf die Unterlippe und druckste eine Weile herum. Dann
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