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Schabernackel

Schabernackel

Titel: Schabernackel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Schrader
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stieß er plötzlich hervor: „Heute hätte ich aber lieber einen Vanillepudding mit Schokoladensoße!“
    „Auwei, auwei!“ murmelte Schabernackel in seinem luftigen Wolkenversteck. „Das ist ja nicht mit anzuhören! Wenn ich dem Burschen nicht schnellstens einen Denkzettel gebe, kann er bald vor Übermut nicht mehr geradeausgucken. Hoffentlich finde ich das Richtige in meinem Lumpensack! Es müßte etwas Einmaliges, noch nie Dagewesenes sein, denn der Junge ist eine harte Nuß, die sich bestimmt nicht leicht knacken läßt.“
    Er startete, überflog ein Roggenfeld und landete gleich wieder auf einer Weide, wo viele Kühe lagen und standen und ihm gelangweilt entgegenblickten. Nur ein Kälbchen war neugierig. Das kam näher und wollte von der Wolke ein Stück abbeißen.
    „Aber, aber“, rief Schabernackel, „was soll das denn! Du hast doch Gras genug. Verschwinde!“ Er klatschte in die Hände und vertrieb das Tier. Dann knotete er den Sack auf und schüttete ihn aus.
    „Also, was hätten wir denn da?” fragte er und begann in dem reichhaltigen Angebot herumzukramen. „Diese Tube hier? Was ist darin? Ein Traumwandler? Hm, das klingt ja originell.“ Und schon las er, was auf der Rückseite stand. ,Wer seine Stirn vor dem Einschlafen mit dieser Salbe einreibt, hat sieben Alpträume hintereinander und zittert noch zwei Tage später.’ Er schüttelte den Kopf und legte die Tube wieder hin. „Nein, nein“, sagte er, „das ist nicht das rechte Mittel für ein verwöhntes Kind. Angst hat noch keinen Menschen gebessert. Komm, Lumpensack, gib dir Mühe und biete mir was Sinnvolleres an. Es muß natürlich etwas ganz Ausgefallenes sein, etwas Extra-Ordinäres gewissermaßen.“ Und er kramte und suchte und suchte und kramte. Da hielt er unversehens ein eigenartiges Gerät in der Hand, das beinah aussah wie ein Staubsauger. ,Seelentauscher’ stand darauf. ,Eine Erfindung von Professor Schnupperschmeck. Mit diesem Gerät kann man für einen Tag die Seelen zweier Menschen tauschen, indem man ihren Atem einsaugt und dem andern einbläst. Die beiden wissen dann zwar noch genau, wer sie sind, denken und empfinden aber ganz so, als seien sie der andere. Professor Schnupperschmeck garantiert, daß sie sich nach diesem Tausch viel besser verstehen werden.’
    Schabernackel sprang auf und jauchzte.
    „Das ist genau das, was ich suche!“ rief er. „Ich danke dir, lieber Lumpensack, etwas Passenderes hättest du mir nicht geben können. Schon heute nacht werde ich Mutter und Sohn besuchen und ihre Seelen tauschen.“
    Er packte alles zusammen, kletterte in seine Wolke und stieg in die Höhe. Zielsicher steuerte er auf das Haus mit der schönen Terrasse und dem blühenden Garten zu und wagte sich, da es schon zu dämmern begann, so tief herab, daß er die Wolke an der Fernsehantenne befestigen konnte. Dann streckte er sich lang aus und wartete auf die Nacht.
    Die Sonne war längst untergegangen, und allmählich verstummte auch der Gesang der Vögel. Schon funkelten einige Sterne. Bald erlosch im Haus unter ihm das Licht. Mutter und Sohn gingen zu Bett.
    Aber Schabernackel ließ sich Zeit.
    Er wollte sichergehen, daß die beiden fest schliefen und nicht erwachten, wenn er ihre Seelen tauschte. Kurz vor Mitternacht erst löste er die Wolke von der Antenne und schwebte leise hinab. Auf dem Rasen vor der Terrasse fand er einen guten Landeplatz. Vorsichtig stieg er aus, schob das staubsaugerähnliche Gerät unter die Jacke und stieg durch das halbgeöffnete Fenster in das Schlafzimmer der Mutter. Die lag auf dem Rücken und schnarchte leise. Schabernackel schaltete den Seelentauscher ein, schlich auf Zehenspitzen an ihr Bett und saugte ihren Atem ab. Dann tappte er durch das Zimmer auf den Korridor und eine Treppe hoch, um zu dem Jungen zu gelangen. Er fand ihn ebenfalls tief schlafend und hatte keine Mühe, ihm seinen Atem abzusaugen und den seiner Mutter einzublasen. Darauf schlich er noch einmal ins Schlafzimmer der Mutter zurück und hauchte ihr den Atem ihres Sohnes ein.
    „So“, flüsterte er, „wenn ihr aufwacht, werdet ihr euch wundern!“ Da sein Werk nun getan war, bestieg er seine Wolke und segelte fröhlich unter dem Nachthimmel dahin. Auf dem hohen Schornstein einer Fabrik ging er schließlich vor Anker und legte sich schlafen. Morgen werde ich mich rechtzeitig zum Frühstück bei der geplagten Mutter und ihrem reizenden Söhnchen einfinden, dachte er noch, damit ich miterlebe, wie sie sich mit ihren

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