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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Regierung weiß jetzt, daß sie einen Fehler gemacht hat, als sie die Versuche aufgab. Sie weiß weder, wie die Experimente erfolgreich zu Ende geführt worden sind, noch von wem. Aber sie weiß – oder hat zumindest guten Grund, dies anzunehmen –, daß Zeitreise möglich ist. Und das allein ist schon eine einzigartige Entdeckung. Loris und Helmar schritten mit einer solchen Entschlossenheit voran, daß Parsons nur einen kurzen Blick auf den langen, dunkel getäfelten Flur werfen konnte. Eine Doppeltür glitt zurück, und er wurde in einen luxuriösen Alkoven geführt. Helmar bot ihm an, in einem lederbezogenen Armsessel Platz zu nehmen, stellte mit einer großartigen Geste einen Aschenbecher neben ihn – und legte ein Päckchen Lucky-Strike-Zigaretten dazu.
    »Aus Ihrem Jahrhundert«, sagte Helmar. »Richtig?«
    »Ja«, bestätigte Parsons dankbar.
    »Wie wär’s mit einem Bier?« erkundigte sich Helmar. »Wir haben mehrere Sorten aus Ihrer Zeit, alle gekühlt.«
    »Das hier genügt«, sagte Parsons, zündete eine der Zigaretten an und inhalierte mit Genuß.
    Loris, die sich ihm gegenüber hinsetzte, sagte: »Wir haben auch Zeitschriften geholt. Und Kleidung. Und eine Vielzahl von Gegenständen, von denen wir manche nicht identifizieren können. Der Zufall spielt eine ziemliche Rolle, wie Sie sich vielleicht vorstellen können. Der Zeitbagger schaufelt mehr als drei Tonnen hoch; allerdings haben wir auch oft nichts als Schutt bekommen, besonders in den frühen Stadien.« Sie nahm ebenfalls eine Zigarette.
    »Haben Sie sich in unserer Welt orientieren können?« fragte Helmar, setzte sich und legte die Beine übereinander.
    »Der Regierungsbeamte, den ich kennengelernt habe …« begann Parsons.
    »Stenog«, sagte Loris. Ihr Gesicht zeigte Widerwillen. »Wir kennen ihn. Offiziell ist er für den Quell verantwortlich, aber wir haben Grund zu glauben, daß er mit den Shupos in Verbindung steht. Natürlich bestreitet er dies.«
    »Sie machen sich nutzbar, was normalerweise kriminelle Kinder wären«, sagte Helmar. »Sie stellen ihre Energie und Talente in den Dienst der Regierung. Das Verlangen, zu verstümmeln und zu töten und zu kämpfen. Sie richten die Jugend darauf ab, für den Tod nur Verachtung übrig zu haben, was, wie Sie erfahren haben, in unserer Gesellschaft ein sehr hoch geachteter Standpunkt ist.« Seine Augen zeigten einen tiefen Grimm.
    »Sie müssen sich klarmachen«, sagte Loris, »daß diese Gesellschaft vor langer Zeit errichtet wurde. Diese Lebensweise hat die Sanktion von vielen Jahren und ist keine kurzzeitige Abnormität in der Geschichte. Menschliche Wesen waren in der Geschichte stets eine billige Ware – wir haben im Verlauf unserer Arbeit mit dem Bagger einen recht guten Überblick bekommen. Wenn man in der Zeit vorwärts und zurück reist, ergeben sich einem unweigerlich verschiedene Standpunkte. Helmar und ich, wir können – zumindest verstandesmäßig – das Konzept der Stämme von der Unausweichlichkeit des Lebens verstehen. Sie ermutigen das Leben nicht auf dieselbe Art und Weise, wie sie den Tod ermutigen. Beispielsweise begrenzen sie die Geburtenrate, um eine statische Bevölkerungszahl zu halten.«
    Helmar sagte: »Wenn sie die Geburtenrate nicht beschränkt hätten, gäbe es jetzt eine nennenswerte menschliche Bevölkerung auf dem Mars und der Venus. Aber wie Sie wissen, wird der Mars nur als Gefängnis verwendet. Und die Venus hat als Rohstoffquelle herzuhalten. Ausgebeutet, Jahr für Jahr. Geplündert.«
    »So wie die Neue Welt von den Spaniern und Franzosen und Engländern geplündert wurde«, sagte Loris.
    Sie zeigte nach oben, und Parsons sah, daß an einer Wand des Raumes große, gerahmte Porträts hingen – alte, ihm wohlbekannte Gesichter. Porträts von Cortez, Pizarro, Drake, Cabrillo, dazu andere, die er nicht zu identifizieren vermochte. Doch alle trugen die Rüschen des sechzehnten Jahrhunderts, alle waren Edelleute und Forscher jenes Zeitalters.
    Dies waren die einzigen Bilder im Raum.
    »Weshalb gilt Ihr Interesse so sehr den Entdeckern des sechzehnten Jahrhunderts?« fragte er.
    Loris sagte: »Sie werden es bald erfahren. Folgenden Punkt möchte ich noch betonen: Trotz des morbiden Charakterzuges dieser Gesellschaft gibt es keinen Grund zu erwarten, daß sie an ihren eigenen Unausgeglichenheiten zerbricht und zugrunde geht. Wir haben die Zukunft gesehen und wissen, daß sie eine Existenz von mehreren Jahrhunderten haben wird. Wir teilen Ihre Abneigung gegen

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