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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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darauf.
    Wieder eilten die Diener los und kehrten bald darauf mit dem verbeulten grauen Koffer zurück. Parsons öffnete ihn und nahm verschiedene Instrumente heraus; bald hatte er damit begonnen, mikroskopisch kleine Splitter aus dem Pfeilschaft, dann aus den Federn und schließlich auch aus der Feuersteinspitze zu schneiden. Er verwendete Chemikalien aus seinem Vorrat, arrangierte erst eine Versuchsanordnung, dann noch eine. Helmar sah zu. Nach einer Weile erschien Loris. Offenbar war sie gerufen worden.
    »Wonach suchst du?« fragte Loris, und ihr Gesicht war noch immer angespannt.
    Parsons sagte: »Ich möchte, daß dieser Feuerstein analysiert wird. Aber ich selbst kann das nicht machen.«
    »Ich nehme an, wir haben die nötige Ausstattung dafür«, meinte Helmar. »Aber es wird seine Zeit dauern, bis die Ergebnisse vorliegen.«
    Etwas mehr als eine Stunde später wurden ihm die Resultate gebracht. Er las den Bericht und gab ihn dann an Loris und Helmar weiter.
    Parsons sagte: »Die Federn sind künstlich. Ein Thermoplast. Bei dem Holz handelt es sich um Eibenholz. Die Spitze ist tatsächlich aus Feuerstein, allerdings mit einem Metallwerkzeug zugespitzt, vermutlich mit einem Meißel.«
    Sie starrten ihn verwundert an. »Aber wir haben gesehen, wie er gestorben ist«, sagte Loris. »Damals in der Vergangenheit – 1579. In Nova Albion.«
    » Wer hat ihn erschossen?« fragte Parsons.
    »Wir haben es nie gesehen. Er ist die Klippe hinuntergelaufen und plötzlich gefallen.«
    »Dieser Pfeil«, sagte Parsons, »ist weder von den Indianern der Neuen Welt des sechzehnten Jahrhunderts hergestellt worden, noch hat ihn überhaupt jemand aus diesem Jahrhundert angefertigt. Nach der Substanz zu urteilen, aus der die Federn bestehen, ist er irgendwann nach 1930 hergestellt worden.«
    Corith war nicht von jemandem aus der Vergangenheit getötet worden!

 
12
     
    Es war Abend. Jim Parsons und Loris standen auf dem Balkon des Landhauses und betrachteten die fernen Lichter der Stadt. Die Lichter verlagerten und bewegten sich ununterbrochen. Ein ewig wechselndes Muster, das durch die klare Dunkelheit der Nacht glitzerte und blinkte. Wie künstliche Sterne, dachte Parsons. Und in allen Farben.
    »Irgend jemand aus dieser Stadt«, sagte Loris. »Irgend jemand von dort … eine Person, die zwischen diesen Lichtern lebt, hat diesen Pfeil angefertigt und ihn meinem Vater in die Brust geschossen. Und den zweiten Pfeil auch. Denjenigen, der jetzt in seinem Herz steckt.«
    Und wer es auch ist, dachte Parsons, er verfügt über eine Maschinerie, mit der er sich in der Zeit bewegen kann. Vorausgesetzt, diese Leute führen mich nicht in die Irre. Woher weiß ich, ob Corith wirklich 1579 in Nova Albion gestorben ist? Er könnte auch dort unten erschossen worden sein, und die ganze Geschichte könnte eine von diesen Leuten zusammengebastelte Erfindung sein. Aber warum hätten sie sich dann die Mühe machen sollen, einen Arzt aus der Vergangenheit zu holen? Weil sie einen Mann heilen wollen, den sie selbst ermordet haben? »Wenn ihr zweimal dorthin zurückgekehrt seid«, sagte er laut, »zweimal nach seinem ursprünglichen Tod, warum habt ihr dann seinen Angreifer nicht gesehen? Pfeile haben keine große Reichweite.«
    »Es ist dort ziemlich felsig«, sagte Loris. »Überall am Strand entlang gibt es Klippen. Und mein Vater …« Sie zögerte. »Er hat sich abseits gehalten, abgesondert selbst von unseren Leuten. Wir waren direkt über der Golden Hind und haben Drake und seine Männer bei der Arbeit beobachtet.«
    »Sie haben euch nicht gesehen?«
    »Wir haben Kleider dieser Zeit getragen. Pelzumhänge. Und sie waren mit der Arbeit an ihrem kleinen Schiff vollauf beschäftigt. Sie haben sehr eifrig gearbeitet.«
    Er sagte: »Ein Pfeil. Kein Musketenschuß.«
    »Das konnten wir uns nie erklären«, sagte Loris. »Aber Drake war nicht auf dem Schiff. Er und eine Gruppe seiner Männer waren weggegangen, und das machte die Aufgabe meines Vaters schwieriger. Er mußte warten. Und dann tauchte Drake ein Stück weiter strandabwärts auf und hielt dort eine Art Besprechung ab. Deshalb ist mein Vater in diese Richtung davongeeilt und aus unserer Sicht verschwunden.«
    »Womit hätte Corith Drake getötet?«
    »Mit einem Energierohr wie diesem.« Sie ging in ihr Zimmer hinein und kehrte mit einer Waffe wieder auf den Balkon zurück, die Parsons mittlerweile schon kannte. Die Shupos und auch Stenog waren damit ausgestattet gewesen. Offenbar war dies

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