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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dich in den Sand geschrieben. Deshalb wußtest du, daß du nicht mehr zu uns zurückkehren konntest.«
    Darauf sagte Parsons nichts. Er blickte sie nur stumm an.
    Helmar richtete seine Waffe auf Parsons und sagte: »Wir gehen zum Zeitschiff zurück.«
    »Warum?« stieß Parsons hervor. Warum töten sie mich nicht gleich hier, fragte er sich.
    »Nixina hat diese Entscheidung getroffen«, sagte Loris.
    »Welche Entscheidung?«
    »Sie glaubt nicht, daß du es geplant hast«, antwortete Loris mit erstickter, brüchiger Stimme. »Sie glaubt …« Sie unterbrach sich. »Wenn du es geplant hättest, dann wärst du nicht ohne Waffen mitgekommen. Sie denkt, du hättest Corith aufgehalten und mit ihm diskutiert, ohne daß er auf dich hören wollte. Ihr habt miteinander gekämpft, und in diesem Kampf ist Corith erstochen worden.«
    Parsons sagte: »Ich habe ihn davor gewarnt hinunterzugehen.« Sie hörten ihm zu, wenigstens für einen Moment. »Ich habe ihm gesagt, daß der Mann da unten nicht Drake, sondern Stenog ist und daß er ihn erwartet.«
    »Und natürlich hat mein Vater noch nie von Stenog gehört«, sagte Loris nach einer Pause. »Er hatte keine Ahnung, wovon du sprichst.« Bitter, mit zuckenden Lippen, fuhr sie fort: »Und er hat deine weiße Haut gesehen … dort, an deinem Arm. Er wußte plötzlich, daß du ein Weißer bist, er hat dir nicht vertraut, er wollte nicht auf dich hören – und das hat ihn das Leben gekostet.«
    »Ja«, sagte Parsons.
    Alle waren sie jetzt still.
    »Er war zu mißtrauisch«, meinte Loris schließlich. »Nicht bereit, einem anderen Menschen zu vertrauen. Nixina hatte recht. Du wolltest ihn nicht töten, es war nicht dein Fehler … nicht mehr, als es seiner war.« Sie hob den Blick ihrer dunklen, vor Kummer getrübten Augen. »Genaugenommen war es nur sein Fehler. Weil er so war, wie er war.«
    »Es hat keinen Sinn, jetzt darüber nachzudenken«, sagte Jepthe knapp.
    »Nein«, pflichtete Loris bei. »Wie auch immer, wir können nichts anderes tun als umkehren. Wir haben versagt.«
    »Wenigstens wissen wir jetzt, wie es passiert ist«, sagte Helmar. Er betrachtete Parsons voller Hohn und Abscheu.
    »Wir halten an Nixinas Entscheidung fest«, sagte Jepthe mit scharfer, befehlender Stimme zu ihm.
    »Ja«, erwiderte Helmar und starrte dabei noch immer konzentriert auf Parsons.
    »Und wie lautet ihre Entscheidung?« fragte Parsons.
    Loris begann: »Wir …« Sie zögerte. »Auch wenn es ein Unfall war«, murmelte sie hölzern, »sind wir der Meinung, daß dir dafür eine Art Buße auferlegt werden muß. Wir werden dich hier zurücklassen – allerdings nicht an diesem Zeitpunkt.« Ihre Stimme wurde schwächer. »Wir werden dich weiter in der Zukunft aussetzen.«
    »Du meinst, nachdem Drakes Schiff Segel gesetzt hat.«
    »Sie können Ihre Zeit damit verbringen, das herauszufinden«, antwortete Helmar an Loris’ Stelle. Er winkte mit seiner Waffe und bedeutete Parsons damit, zu ihnen zu kommen.
    Gemeinsam gingen sie an der Klippe entlang zum Zeitschiff zurück. Vor dem Schiff saß Nixina in ihrem Spezialstuhl und wartete blind auf sie. Mehrere Angehörige des Wolfs-Clans waren bei ihr.
    Als sie sie erreichten, blieb Parsons stehen. »Es tut mir leid«, murmelte er.
    Der Kopf der alten Frau bewegte sich leicht, aber sie sagte nichts.
    »Ihr Sohn wollte nicht auf mich hören«, fügte Parsons hinzu.
    Nach einer Weile sagte Nixina: »Sie hätten ihn nicht aufhalten dürfen. Sie waren nicht würdig, ihn aufzuhalten.«
    Die Schuld muß bei mir liegen, dachte Parsons. Zugeben zu müssen, daß Corith durch seinen Fanatismus und seine Paranoia selbst für seinen Tod verantwortlich ist – das wäre zuviel für sie. Psychologisch konnten sie es nicht ertragen. Deshalb, dachte er, bin ich der Sündenbock, und zum Beweis meiner Schuld muß ich bestraft werden.
    Wortlos betrat er das Schiff.
     
    Er stand da, schaute sich um und versuchte, einen Hinweis auf irgendwelche Veränderungen zu entdecken. Blauer Himmel, das ferne Dröhnen der Brandung …
    Alles war genauso wie zuvor, außer …
    So schnell wie möglich hastete er zur Klippe. Dort unten lag der Strand. Sand, Tang, der Pazifik – aber sonst nichts.
    Das Kielholen war beendet, die Golden Hind verschwunden.
    Oder … sie war noch gar nicht angekommen.
    Wie konnte er es feststellen? Durch Spuren im Sand? Oder durch die Reste der hölzernen Pfähle, an denen die Taue befestigt gewesen waren? Irgendeine Art von Überresten würde zurückgeblieben

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