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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Stenog war ein junger Mann, kaum älter als zwanzig. Er war erst lange nach Coriths Tod zum Direktor ernannt worden. Tatsächlich war er noch gar nicht am Leben gewesen, als Corith den Tod gefunden hatte. Diese Frau, Lu Farns, war zweifellos zu Coriths Lebzeiten Direktorin des Quells gewesen.
    Parsons entspannte sich ein wenig und sagte: »Ich komme aus der Zukunft.« Seine Hände zitterten noch immer, und er versuchte sie stillzuhalten. »Ihre Tochter …«
    »Meine Tochter«, wiederholte Corith mit einer spöttischen Grimasse.
    »Wenn Sie dort hinuntergehen«, sagte Parsons, »dann werden Sie erschossen, getötet. Ihren Leichnam wird man in Ihre Eigenzeit zurückbringen, auf das Wolfs-Gut, und dort in Vereisungsflüssigkeit legen. Fünfunddreißig Jahre lang werden Ihre Mutter und Ihre Frau und schließlich Ihre Tochter versuchen, Ihren Tod ungeschehen zu machen, und irgendwann werden sie aufgeben und mich hinzurufen.«
    Corith erwiderte: »Ich habe keine Tochter.«
    »Aber Sie werden eine haben. Eigentlich müßten Sie es wissen … Sie haben mit Ihrer Frau geschlafen – sie ist schwanger.«
    Corith verriet mit keiner Miene, ob er ihm zugehört hatte. »Ich muß da hinunter und diesen Mann töten«, sagte er.
    »Wenn Sie ihn unbedingt töten wollen, dann werde ich Ihnen sagen, wie Sie das tun können. Und zwar ohne daß Sie da hinuntergehen.«
    »Wie?« fragte Corith.
    »In Ihrer Eigenzeit. Bevor er das Zeitreise-Problem löst und hierher zurückkehrt.« Das war die einzige Möglichkeit. Er hatte sich alles genau überlegt, die Alternativen geprüft. »Hier weiß er Bescheid, in seiner Eigenzeit jedoch nicht. Also muß das Ihr Ziel sein … Als ich ihn kennengelernt habe, hat er nichts von Ihnen gewußt. Alles, was er hatte, waren eine Reihe von Mutmaßungen, die ihn dazu veranlaßt haben weiterzumachen, ein paar wilde Vermutungen. Aber er war in der Lage, die Puzzle-Teilchen zusammenzusetzen. Die Zeitexperimente sind wieder aufgenommen worden, und schließlich waren sie erfolgreich.« Parsons beugte sich zu Corith vor und sprach eindringlich weiter: »Ihre Waffen nützen Ihnen hier überhaupt nichts, weil …«
    Er brach ab. Aus dem Bündel, das Corith auf seinen Rücken geschnallt trug, ragte etwas heraus – etwas, das eine kalte, brennende Angst in Parsons aufkommen ließ.
    »Ihr Kostüm«, preßte er mühsam heraus. »Sie haben es selbst angefertigt. Niemand außer Ihnen hat es gesehen.« Er streckte die Hand aus, Corith entgegen, zu dem Bündel, und aus diesem Bündel zog er …
    Eine Handvoll Pfeile mit Feuersteinspitzen und in vertrauten Farben gefiedert.
    »Fälschungen«, sagte Parsons. »Sie haben Sie als Teil Ihrer Verkleidung angefertigt, mit der Sie hierher kommen wollten.«
    Corith sagte: »Sehen Sie sich Ihren Arm an.«
    »Was?« entfuhr es ihm verwirrt.
    »Sie sind ein Weißer«, fauchte Corith. »Dort, wo Sie verletzt sind, hat sich die Farbe abgerieben.« Plötzlich ergriff er Parsons Arm, riß ihn zu sich herum, spuckte auf die Haut und rieb darüber. Die angefeuchtete Färbung ließ sich abreiben und legte einen grauweißen Fleck frei. Daraufhin ließ er Parsons Arm los und packte die in seine Haare geflochtenen künstlichen Strähnen.
    Gleich darauf hatte er sie weggerissen, saß da und hielt sie in der Hand.
    Und dann sprang er Parsons ohne ein weiteres Wort an.
    Jetzt verstehe ich, dachte Parsons. Er kippte rücklings um, stürzte über den Felsenrand und den Klippenabhang hinunter, packte blindlings zu, klammerte sich irgendwo fest, warf sich herum, sein Körper schabte qualvoll über Felsen, dann lag er still. Und gleichzeitig tauchte Corith über ihm auf. Der massige Körper raste auf ihn herunter.
    Parsons rollte sich weg und versuchte ihm auszuweichen. Nein, dachte er. Ich will nicht, daß es passiert … Die kupferfarbenen Hände schlossen sich um seinen Hals, und er spürte, wie sich das Knie des Mannes in seinen Unterleib grub …
    Corith sackte über ihm zusammen. Blut spritzte und befleckte den Boden mit großen Pfützen. Mit einer heftigen Anstrengung schaffte es Parsons, sich unter dem Mann hervorzukämpfen. Jetzt hielt er nur noch einen Pfeil in der Hand, und er brauchte Corith nicht herumzudrehen, um zu wissen, wo der andere war. Als der Mann auf ihn gefallen war, hatte er die Pfeile aufgerichtet gehalten, und so war ihm einer davon ins Herz gefahren.
    Ich habe ihn getötet, dachte Parsons. Es war ein Unfall.
    Oben, am Klippenrand, erschien Jepthe. Sie werden es erfahren,

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