Schadensersatz
Masters die Sache auf den Kopf zugesagt hat. Und Masters verlor die Nerven und rief Ihren Vater an.« Ich hielt inne. »Was jetzt kommt, ist nicht angenehm; es fällt mir schwer, es Ihnen zu sagen: Ihr Vater kennt Leute, die jemanden für Geld aus dem Wege räumen. Er hat sich in einer rücksichtslosen Industrie an die Spitze einer ebenso rücksichtslosen Gewerkschaft vorgekämpft, und dazu war er auf solche Leute angewiesen.«
Sie nickte müde, ohne mich anzusehen. »Ich weiß. In der Vergangenheit wollte ich es immer verdrängen, aber jetzt ist es mir klar. Mein - mein Vater hat ihm also den Namen dieses Smeissen genannt
- wollen Sie darauf hinaus?«
»Ja. Ich bin sicher, dass Masters ihm nicht verraten hat, wer ihm im Wege stand, sondern nur erwähnte, dass es jemanden gab, der die Machenschaften aufgedeckt hatte und der eliminiert werden musste. Das wäre die einzige Erklärung für das Verhalten Ihres Vaters.«
»Was meinen Sie damit?«, fragte sie teilnahmslos.
»Ihr Vater kam letzten Mittwoch unter falschem Namen und mit einer erfundenen Geschichte zu mir und bat mich, nach Ihnen zu suchen. Er wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass Peter tot war, und er war in Sorge, weil Sie weggelaufen waren. Sie haben ihn bei einem Anruf beschuldigt, Peter ermordet zu haben, nicht?«
Wieder nickte sie. »Alles war so unbeschreiblich idiotisch. Ich war außer mir vor Wut und Angst und -
und Kummer. Nicht nur wegen Peter, verstehen Sie, sondern auch wegen meines Vaters, wegen der Gewerkschaft und wegen all der Dinge, die mir zeitlebens erstrebenswert erschienen waren und für die es sich lohnt zu kämpfen.«
»Ja, das war schlimm für Sie.« Sie schwieg, deshalb fuhr ich fort: »Zunächst war Ihrem Vater nicht klar, was geschehen war. Erst nach einigen Tagen brachte er Peter mit Masters in Verbindung. Dann wusste er, dass Masters schuld war an Peters Tod. Zu dem Zeitpunkt wusste er auch, dass Sie nicht in Schwierigkeiten steckten, also konnte er mir den Stuhl vor die Tür setzen. Um nicht jemand anderen auf Ihre Fährte zu locken, wollte er verhindern, dass ich Sie finde.«
Sie sah mich wieder an. »Ich verstehe, was Sie sagen«, meinte sie mit ihrer müden, gequälten Stimme.
»Aber das macht es nicht besser. Mein Vater ist ein Mensch, der Leute umbringen lässt, und er hat auch Peter umbringen lassen.«
Wir saßen eine Weile stumm nebeneinander und blickten aufs Wasser. Dann sagte sie: »Ich bin mit der Gewerkschaft aufgewachsen. Meine Mutter starb, als ich drei Jahre alt war. Ich hatte keine Geschwister, und mein Vater und ich - wir standen uns sehr nahe. Er war ein Held; ich weiß, dass er eine Menge Kämpfe ausfechten musste, aber für mich war er ein Held. Ich wuchs auf in dem Bewusstsein, dass er wegen der großen Bosse kämpfen musste, und wenn es ihm gelang, ihnen eins auszuwischen, würde es allen arbeitenden Menschen in ganz Amerika zugutekommen.« Wieder ihr freudloses Lächeln. »Hört sich an wie aus einem Märchenbuch für Kinder, stimmt's? Es war ja auch ein Kindermärchen. Durch den Aufstieg meines Vaters in der Gewerkschaft hatten wir mehr Geld. Die Universität von Chicago - das war immer mein Traum gewesen. Siebentausend Dollar pro Jahr? Kein Problem! Er investierte das für mich. Ein eigenes Auto? Ich brauchte es nur zu sagen. Tief in meinem Innern wusste ich, dass ein Held der Arbeiterklasse eigentlich nicht so viel Geld haben dürfte, doch ich verdrängte es. >Es steht ihm doch zu<, sagte ich mir. Und als ich Peter begegnete, dachte ich: warum nicht? Die Thayers haben mehr Geld, als mein Vater sich je erträumte, und sie mussten es sich nie erarbeiten.« Sie machte wieder eine Pause. »Das waren also meine Überlegungen. Und dann solche Typen wie Smeissen. Sie verkehrten bei uns - nicht häufig, aber gelegentlich. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben. Du liest über irgendeinen Gangster in der Zeitung, und er soll bei dir zu Hause mit deinem Vater angestoßen haben? Wie absurd!« Sie schüttelte den Kopf.
»Peter kam also aus dem Büro nach Hause. Er hatte die Arbeit bei Masters angenommen, um seinem Vater einen Gefallen zu tun. Der ganze Geldkram hing ihm zum Halse heraus - sogar schon zu einer Zeit, als wir noch nicht ineinander verliebt waren; doch ich weiß, dass sein Vater mir die Schuld gab. Er wollte mit seinem Leben etwas Sinnvolles anfangen - er wusste nur noch nicht, was. Aber weil er seinen guten Willen zeigen wollte, erklärte er sich bereit, bei der Ajax zu arbeiten. Ich
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