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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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wenn Sie sie gefunden haben, dann sagen Sie mir nur, ob alles in Ordnung ist. Hier sind noch einmal fünfhundert Dollar, damit wäre die ganze nächste Woche bezahlt. Wenn das Geld verbraucht ist, kommen Sie wieder.« Es war zwar keine formelle Entschuldigung, aber ich akzeptierte sie trotzdem und ging.
    Ich machte bei Barb's Bar-B-Q Halt, um etwas zu essen und den telefonischen Auftragsdienst anzurufen. Ralph Devereux hatte eine Nachricht hinterlassen: Ich sollte ihn heute Abend um halb acht im Cartwheel treffen. Ich rief ihn an und erkundigte mich, ob ihm zu Peter Thayers Arbeit etwas eingefallen sei.
    »Hören Sie«, meinte er, »könnten Sie mir nicht Ihren Vornamen verraten? Es fällt mir höllisch schwer, Sie ständig mit >V. I.< anzureden.«
    »Die Engländer machen das immer. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Nichts. Ich brauche gar nicht nachzuforschen - es gibt nichts zu entdecken. Der junge Mann hatte keinen Zugang zu irgendwelchen heiklen Unterlagen. Und wissen Sie auch, warum nicht - V. I.? Weil es bei Versicherungsgesellschaften keinerlei heikle Unterlagen gibt. Unser Verkaufsprodukt und sein Herstellungsverfahren sowie sein Preis werden von nur ungefähr siebenundsechzig Behörden oder Regierungsstellen kontrolliert.«

    »Ralph, ich heiße Victoria; meine Freunde nennen mich Vic. Niemals Vicki. Es leuchtet mir ein, dass das Versicherungsgeschäft als solches keine brisante Angelegenheit ist - es bietet allerdings eine Menge lohnender Betrugsmöglichkeiten.«
    Bedeutungsvolles Schweigen. »Nein«, sagte er schließlich. »Zumindest nicht hier. Das Ausstellen und Unterschreiben von Schecks gehört nicht in unseren Zuständigkeitsbereich.«
    Ich dachte über diese Bemerkung nach. »Ist Ihnen bekannt, ob die Ajax irgendwelche Pensionsfonds der Scherenschleifer verwaltet?«
    »Der Scherenschleifer?«, wiederholte er. »Ich kann mir kaum vorstellen, was diese Ganovenbande mit Peter Thayer zu tun haben soll.«
    »Das weiß ich auch noch nicht. Sind nun irgendwelche Pensionsgelder bei Ihnen angelegt - ja oder nein?«
    »Ich bezweifle es. Wir sind eine Versicherungsgesellschaft und keine Versorgungsanstalt für Gangster.«
    »Könnten Sie das für mich überprüfen? Und können Sie feststellen, ob sie bei Ihnen Versicherungen laufen haben?«
    »Wir bieten viele Arten von Versicherungen an, Vic, aber es sind nur wenige darunter, die eine Gewerkschaft abschließen würde.«
    »Wieso?«
    »Ja, das ist eine längere Geschichte«, meinte er. »Treffen Sie sich mit mir um halb acht im Cartwheel, dann werde ich Ihnen eine Vorlesung darüber halten.«
    »In Ordnung.« Ich war einverstanden. »Aber bitte prüfen Sie es auf alle Fälle nach, ja?«
    »Was bedeutet das I?«
    »Das geht Sie gar nichts an.« Ich legte auf. Das I stand für Iphigenia. Meine italienische Mutter schwärmte für Victor Emanuel. Diese Leidenschaft und ihre Liebe zur Oper hatten sie veranlasst, mich mit einem idiotischen Vornamen zu belasten.
    Ich trank ein Fresca und bestellte einen Salat Spezial. Mich gelüstete nach Spareribs mit Pommes frites, aber Mildreds schlaffe Oberarme ließen mich davon absehen. Der Salat war etwas für den hohlen Zahn.
    Kategorisch verbannte ich die Pommes frites aus meinen Gedanken und befasste mich mit den laufenden Ereignissen.
    Anita McGraw hatte angerufen und - bei vorsichtiger Spekulation - ihren Vater zumindest von dem Mord unterrichtet. Für mich gab es keinen Zweifel, dass sie ihn beschuldigt hatte, dabei seine Hände im Spiel gehabt zu haben. Peter war demnach irgendwelchen üblen Machenschaften der Scherenschleifer auf die Spur gekommen und hatte sie davon in Kenntnis gesetzt. Vermutlich war er bei Ajax darauf gestoßen, möglicherweise auch über die Bank. Mir gefiel die Idee mit den Ruhestandsgeldern. Der Loyal-Alliance-Pensionsfonds erntete je nach Sachlage Lob oder Tadel im Hinblick auf die Verwaltung der Pensionsgelder der Scherenschleifer- Gewerkschaft, aber zwanzig Millionen oder so konnten leicht abgezweigt und bei einer Großbank oder Versicherungsgesellschaft deponiert werden. Zudem boten Pensionsgelder sehr viele Möglichkeiten für betrügerische Manipulationen.
    Warum war McGraw zu dem Apartment gefahren? Nun, in erster Linie deshalb, weil er wusste, hinter welch schändliches Geheimnis Thayer gekommen war. Er musste befürchten, dass er es mit Anita geteilt hatte - verliebte junge Leute können schlecht etwas für sich behalten. Und falls sie ihn angerufen hatte, weil sie ihren Freund mit

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