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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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den Mund hielt.
    »Danke, Officer«, sagte ich im Stil von Miss Jean Brodie. Ich schritt die Auffahrt hinunter bis zur Haustür und wiederholte vor dem Sergeant meine Geschichte.
    Auch er runzelte die Stirn. »Wir wissen nichts davon, dass eine Gouvernante erwartet wird. Ich fürchte, im Augenblick kann niemand ins Haus. Sie sind nicht zufällig von der Zeitung?«

    »Keineswegs.« Ich tat entrüstet. »Hören Sie, Sergeant«, fügte ich mit einem dezenten Lächeln an, das ihm meine Bereitschaft zu Zugeständnissen signalisieren sollte, »weshalb holen Sie nicht einfach Miss Thayer zum Eingang. Sie kann Ihnen dann sagen, ob sie mich hier haben möchte oder nicht. Falls nicht, kann ich ja wieder gehen. Aber nachdem sie nach mir verlangt hat, ist sie bestimmt ärgerlich, wenn Sie mich nicht ins Haus lassen.«
    Dass ein Mitglied der Familie Thayer, selbst wenn es so jung war wie Jill, verärgert sein könnte, schien den Sergeant zu beeindrucken. Ich hegte die Befürchtung, dass er nach Lucy läuten würde, doch stattdessen bat er einen seiner Leute, Miss Thayer zu holen.
    Minuten vergingen, aber sie kam nicht. Ich begann mich bereits zu fragen, ob Lucy mich gesehen und die Polizei über meinen Gouvernantentrick aufgeklärt haben könnte. Unvermutet tauchte Jill dann doch noch auf. Ihr ovales Gesicht wirkte verkrampft und angespannt, ihr braunes Haar war ungekämmt. Als sie mich entdeckte, hellte sich ihre Miene ein wenig auf. »Oh, Sie sind's!« sagte sie. »Sie haben mir erzählt, dass meine Gouvernante hier sei, und ich hatte an die alte Mrs. Wilkens gedacht.«
    »Ist das denn nicht Ihre Gouvernante?«, forschte der Beamte.
    Jill warf mir einen gequälten Blick zu. Ich trat ins Haus. »Sag dem Mann einfach, dass du nach mir verlangt hast«, schlug ich vor.
    »O ja - ja, natürlich. Ich habe Miss Warshawski vor einer Stunde angerufen und sie gebeten, hierher zu kommen.«
    Der Polizist sah mich voller Misstrauen an - doch nun befand ich mich im Haus, und ein Mitglied der allmächtigen Familie Thayer wünschte, dass ich auch dort blieb. Er schloss einen Kompromiss, indem er mich meinen Namen buchstabieren ließ und ihn in sein Notizbuch eintrug - einen mühseligen Buchstaben nach dem anderen. Jill zog mich am Arm, während ich noch damit beschäftigt war, und bevor er nach Beendigung dieser Prozedur weitere Fragen stellen konnte, gab ich ihr einen kleinen Klaps und schubste sie in Richtung Diele. Sie führte mich zu einem winzigen Zimmer in der Nähe der grünen Statue und schloss die Tür.
    »Sie haben wohl gesagt, dass Sie mal meine Gouvernante waren?« Ganz verstanden hatte sie immer noch nicht.
    »Ich hatte Angst, sie würden mich nicht hereinlassen, wenn ich mit der Wahrheit herausrückte«, erklärte ich ihr. »Die Polizei hat es nicht so gern, wenn ihr Privatdetektive ins Handwerk pfuschen. Wie wär's, wenn du mir jetzt sagen würdest, um was es eigentlich geht?«
    Auf ihrem Gesicht erschien wieder der traurige Ausdruck. Sie verzog den Mund. »Haben Sie draußen das Auto gesehen?« Ich nickte. »Mein Vater - er war dort drin. Sie haben ihn erschossen.«
    »Hast du sie beobachtet?«
    Sie schüttelte den Kopf und wischte sich mit der Hand über Nase und Stirn. Plötzlich war ihr Gesicht tränenüberströmt. »Ich habe sie gehört!«, heulte sie.
    Das kleine Zimmer war mit einem zweisitzigen Sofa und einem Tischchen ausgestattet, auf dem etliche Zeitschriften lagen. Zu beiden Seiten eines Südfensters standen schwere Sessel. Ich zog sie an den Tisch heran und drückte Jill in den einen. Ich selbst setzte mich in den anderen, ihr gegenüber. »Ich bedauere, dir das zumuten zu müssen, aber du musst mir jetzt genau erzählen, wie es passiert ist. Lass dir ruhig Zeit damit, und weine, wenn dir danach zu Mute ist.«
    Unterbrochen von Schluchzern brachte sie die Geschichte heraus. »Paps fährt immer zwischen sieben und halb acht zur Arbeit«, sagte sie. »Manchmal noch früher. Wenn irgendwas - irgendwas Besonderes - in der Bank los ist. Wenn er das Haus verlässt, schlafe ich gewöhnlich noch. Lucy macht - machte ihm immer das Frühstück, und dann stehe ich auf, und sie macht meins. Mutter bekommt Toast und Kaffee aufs Zimmer. Sie - sie macht - ständig Diät.«
    Ich nickte demonstrativ, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich diese Einzelheiten begriffen hatte und auch den Grund, warum sie mir das alles so genau erklärte. »Aber heute Früh hast du nicht mehr geschlafen.«
    »Nein«, bestätigte sie. »Diese Sache mit

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