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Schadensersatz

Schadensersatz

Titel: Schadensersatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Pete - wissen Sie, gestern war sein Begräbnis, und ich war so durcheinander - ich konnte nicht richtig schlafen.« Sie weinte nun nicht mehr und war bemüht, sich zu beherrschen. »Ich hörte, wie Paps aufstand, aber ich bin nicht runtergegangen, um mit ihm zu frühstücken.
    Er hatte sich ja so seltsam benommen, und ich wollte diese entsetzlichen Dinge über Pete nicht mehr hören.« Unvermittelt fing sie wieder an zu schluchzen. »Ich wollte nicht mit ihm essen, und jetzt ist er tot, und ich habe nie wieder die Möglichkeit dazu!« Die Worte brachen unter schrecklichem Schluchzen aus ihr heraus; sie wiederholte sie immer und immer wieder.
    Ich nahm ihre Hände in die meinen. »Ja, ich weiß, es ist schwer für dich, Jill. Aber du bist nicht schuld an seinem Tod, nur weil du nicht mit ihm frühstücken wolltest.« Eine Zeit lang tätschelte ich ihr schweigend die Hände. Als ihr Schluchzen schließlich etwas nachließ, sagte ich: »Und nun erzählst du mir, was passiert ist, mein Schatz, damit wir versuchen können, eine Erklärung dafür zu finden.«

    Es kostete sie ungeheure Anstrengung, sich zusammenzunehmen. »Viel gibt es nicht mehr zu erzählen.
    Mein Zimmer liegt über diesem hier, es ist an der Giebelseite des Hauses. Ich wollte - ich bin zum Fenster gegangen und habe ihm nachgeschaut - habe beobachtet, wie er seinen Wagen Richtung Straße fuhr.« Sie unterbrach sich, um zu schlucken, hatte sich aber in der Gewalt. »Man kann die Auffahrt nicht einsehen, wegen der vielen Büsche davor, und von meinem Fenster aus könnte man sie sowieso nicht bis zur Straße verfolgen. Aber ich hörte am Motorgeräusch, dass er am Ende der Auffahrt in die Sheridan Road eingebogen war.« Ich nickte ihr aufmunternd zu; ihre Hände hatte ich noch nicht losgelassen. »Also, ich wollte schon wieder zurück zum Bett, ich hatte vor, mich anzuziehen, und dann hörte ich die vielen Schüsse. Nur - nur wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht, was sie bedeuteten.« Sorgfältig wischte sie zwei neue Tränen weg. »Die Geräusche waren entsetzlich. Ich hörte Glas splittern, und dann dieses Quietschen, so wie es klingt, wenn ein Wagen zu schnell um die Kurve biegt, verstehen Sie? Und ich dachte mir, vielleicht hat Paps einen Unfall gebaut. Wissen Sie, er hat sich aufgeführt wie ein Verrückter, es hätte mich nicht gewundert, wenn er auf der Sheridan Road in einen anderen Wagen hineingerast wäre.
    Ich bin dann gleich - noch im Morgenmantel - runtergerannt; Lucy kam vom hinteren Teil des Hauses angestürzt, sie schrie mir etwas zu. Ich sollte wieder nach oben gehen und mir etwas überziehen, aber ich bin einfach so rausgelaufen und die Auffahrt hinuntergerannt und habe den Wagen gefunden.« Sie verzog das Gesicht und schloss die Augen und kämpfte erneut mit den Tränen. »Es war schrecklich. Paps - Paps blutete, er war über dem Lenkrad zusammengesunken.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaubte immer noch, Paps hätte einen Unfall gehabt, konnte aber das andere Fahrzeug nicht entdecken. Ich dachte mir, der andere hat vielleicht Fahrerflucht begangen, der mit den quietschenden Reifen, aber Lucy hat anscheinend gleich an Schüsse gedacht. Auf jeden Fall hat sie mich davon abgehalten, an den Wagen heranzugehen -
    ich hatte auch keine Schuhe an, und inzwischen standen eine Menge Autos da, und die Fahrer gafften, und Lucy hat einen von ihnen gebeten, über Funk die Polizei zu verständigen. Sie sagte, ich sollte wieder ins Haus gehen, aber ich bin dageblieben, bis die Polizei gekommen ist.« Sie schnupfte. »Wissen Sie, ich wollte ihn doch nicht ganz allein dort liegen lassen.«
    »Klar, Liebes. Du hast dich ganz prima benommen. Ist deine Mutter auch rausgekommen?«
    »Nein. Wir sind ins Haus zurückgegangen, als die Polizei kam, und ich lief hinauf und zog mich an, und dabei dachte ich an Sie und rief Sie an. Wissen Sie noch, als ich auflegte?« Ich nickte. »Also, Lucy ging, um Mutter zu wecken und ihr alles zu erzählen, und sie - sie fing an zu heulen und schickte Lucy nach mir, und als sie hereinkam, musste ich auflegen.«
    »Du hast keinen von den Typen gesehen, die deinen Vater umgebracht haben?« Sie schüttelte den Kopf. »Ist die Polizei der Meinung, dass er von dem Auto aus erschossen wurde, das du davonfahren hörtest?«
    »Ja. Es hat irgendwie mit den Patronenhülsen zu tun. Ich glaube, sie haben keine gefunden oder so, und deshalb nehmen sie an, dass sie sich in dem Wagen befinden.«
    Ich nickte. »Das erscheint logisch. Und

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