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Schadenzauber (German Edition)

Schadenzauber (German Edition)

Titel: Schadenzauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atir Kerroum
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sächsische Münze in seinem Beutel war, fiel ihnen nicht auf. 
    „Ts, ts, ne Kröte“, grinsten die Briten amüsiert über Malwin auf Ansoaldas Schulter. Ansoalda nahm Malwin in die Hand, breitete die Arme aus und ließ sich widerstandslos von zwei Briten abfingern. Sie verzog keine Miene, während Malwin wütend quakte.
    „Ruhig!“, bat sie ihn. „Wenn in Thule ein Mann eine Frau oberhalb des Ellenbogens berührt, dann geht man gemeinhin davon aus, dass es mit ihrem Einverständnis geschehen ist. Diese Männer suchen lediglich nach Waffen. Jedenfalls tun sie so.“
    Das Einzige, das sie außer Ottos Geld und Ansoaldas Dolch noch fanden, war ein kleines Messer in Heriberts Gürtel. Der Oberbrite steckte es ein.
    „Gut“, nickte er dazu. „Ich will es mal nicht als Heimtücke auslegen, dass ihr keine Waffen tragt. Vorwärts! Es ist ein gutes Stück nach Badonum.“
    „Das ist gut“, flüsterte Udalfried, „dort wird sich alles aufklären.“
    Sie zogen los. Aus Langeweile trieb der Oberbrite sein Pferd neben Ansoalda. Einige Schritte ritt er neben ihr her. Dann fragte er: „Sag, Mädchen! Was führt ein hübsches Ding wie dich zu diesen Banditen?“
    „Es sind keine Banditen und ich bin nicht Euer Mädchen. Mein Vater ist Harald Goldzahn von Thule.“
    „Der gefürchtete Harald Goldzahn!“, höhnte der Brite. „Das heißt, dann seid Ihr ja eine richtige Prinzessin. Wie lautet denn Euer Name, Hochgnädigste?“ 
    „Ansoalda.“
    „Ansoalda.“ Der Brite schnalzte mit der Zunge. „Sehr erfreut. Ich bin Sir Gredylac.“ Er deutete auf Malwin, der auf Ansoaldas Schulter saß und den Briten finster anblickte. „Und wollt Ihr mir nicht auch Euren Frosch vorstellen?“
    „Das ist kein Frosch, sondern Prinz Malwin von Burgund.“
    „Ach so.“ Sir Gredylac verzog keine Miene. „Das muss einem ja erst mal gesagt werden.“ Vom Pferd aus verneigte er sich vor dem Prinzen. „Meine Empfehlung, Eure Hoheit.“
    „Ärrrr!“, antwortete Malwin. 
     
     
    Graue, im Salzwind ausgebleichte Palisaden umfriedeten eine kleine Siedlung aus Holzhäusern. Eine geschützte Bucht diente Badonum als Hafen. Die Handelsschiffe neben den Fischerbooten verrieten, dass hier allerhand Waren umgeschlagen wurden. Ein steinernes Kastell aus den Tagen der Römer hatte der Markgraf zu seiner Burg ausgebaut. Von hier aus schützte Sir Gwynnyddydd die Nordküste.
    „Sir Gwynnyddydd ist Markgraf der Küste und fünfundzwanzigster Ritter der Tafelrunde“, wusste Udalfried zu berichten.
    „Die Tafelrunde...“, hauchte Otto ehrfürchtig. „Der fünfundzwanzigste Ritter? Hat die Zahl eine Bedeutung?“
    „Hat sie. Je höher die Nummer, desto niedriger der Rang. Sir Lancelot zum Beispiel ist der erste Ritter. Obwohl sie an der Tafel natürlich alle gleich sind.“
    „Und wie viele Tafelritter gibt es?“
    „Fünfundzwanzig.“ 
    Die Briten führten die Gefangenen auf einem wohlkalkulierten Umweg durch Badonum, sodass Otto und die Gefährten den Einwohnern als sächsische Piraten präsentiert werden konnten. Steine flogen nicht, weil der Boden aus schierem Sand bestand. Anschließend brachte man die Gefangenen ins Schloss des Markgrafen und kerkerte sie in einem finsteren Kellerverlies ein.
    „He!“, beschwerte sich Otto, „dazu habt Ihr kein Recht! Wir wollen mit dem Markgrafen reden! Sofort!“
    „Ihr habt hier gar nichts zu wollen!“ Der Brite schlug gegen das Sichtgitter in der Tür. „Drecksgesindel! Der Markgraf wird sich mit euch befassen, wenn er Zeit dazu hat.“
    „Wann wird das sein?“
    „Nicht mehr in diesem Leben.“
     Die Briten lachten und gingen.
    Das Verlies bestand aus einem großen und finsteren Raum. Sie waren nicht die einzigen darin. Ein Mann hatte die Steuern nicht bezahlt, ein zweiter war angeblich unschuldig, ein dritter wollte nicht darüber reden und eine hässliche junge Frau hatte sich ungeschickterweise beim Eierdiebstahl erwischen lassen. Die Altfälle rieten, sich auf längere Wartezeit einzurichten. „So schnell kommt ihr hier nicht heraus.“
    Otto ließ sich erst einmal zu Boden sinken. Sitzen tat gut nach dem langen Marsch.
    „Weiß jemand, wo der Zellenschlüssel aufbewahrt wird?“, fragte Ansoalda in die Runde.
    „Warum?“, fragte der Steuerhinterzieher. „Willst du ausbrechen?“
    „Vielleicht.“ 
    Der Mann kicherte. „Viel Glück. Du findest ihn in der Wachstube.“ Ansoalda streichelte Malwin. Otto verstand. Sie wollte Malwin durch das Fenstergitter schicken, damit

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